Eine Grippeschutzimpfung ist ab sofort möglich. Foto: Margais

Der Winter rückt näher und damit auch die Grippesaison. 2020 fiel sie aufgrund der Corona-Maßnahmen verhältnismäßig milde aus. Doch dieses Jahr soll es anstelle eines Lockdowns mehr Freiheiten geben. Drohen somit wieder mehr Influenza-Fälle?

Oberndorf - Mehr gegen Influenza geimpfte Menschen sowie die Corona-Hygienemaßnahmen wie Hände waschen und Maske tragen beeinflussten vergangenes Jahr die Grippesaison. Verhältnismäßig wenig Menschen infizierten sich mit der Infektionskrankheit, bestätigt Kai Sonntag, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW).

Laut der Definition der Arbeitsgemeinschaft Influenza des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden vergangenen Winter nicht einmal die Kriterien für den Beginn einer Grippewelle erfüllt. Nur einige Hundert bestätigte Influenza-Fälle erfasste das Institut zuletzt in Deutschland. 

Impfstoff auf Grundlage von schlechterer Datenbasis

Dies hat zur Folge, dass der aktuelle Influenza-Impfstoff umstritten ist. Denn jedes Jahr, aber auch innerhalb einer Grippesaison, verändern sich laut RKI die kursierenden Virusvarianten. Aufgrund der weltweit geringen Grippe-Fälle in der letzten Saison sei es schwierig, Rückschlüsse auf die am stärksten aufgetretenen Varianten zu schließen. "Die Datenbasis, auf der der Impfstoff erarbeitet wurde, ist nicht so gut wie die Datenbasis der Vorjahre", sagte Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie in Berlin.

Patientinnen und Patienten sollten trotzdem nicht vor einer Grippeschutzimpfung zurückschrecken, so Kai Sonntag von der KVBW. "Es ist ja nicht so, dass der Impfstoff entweder 100 Prozent oder gar nicht schützt. Infiziert man sich mit Influenza, bietet der Impfstoff durchaus einen wirksamen Schutz vor einem schweren Verlauf", erklärt der Sprecher.

Wer sollte sich impfen lassen?

Eine Grippeschutzimpfung ist ab sofort möglich. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt diese von Oktober bis Dezember. Doch auch noch zu Beginn oder im Verlauf einer Grippewelle kann die Impfung nachgeholt werden. Wer außerdem eine Auffrischungs- oder Erstimpfung gegen Covid-19 erhält, kann diese gleichzeitig mit dem Grippeimpfstoff bekommen - eine Wartezeit von zwei Wochen ist laut RKI nicht mehr nötig.

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Die Ständige Impfkommission (STIKO) sowie das RKI empfehlen die Grippeschutzimpfung für über 60-Jährige, Schwangere ab dem zweiten Trimenon, Menschen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung, Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen sowie Menschen, die als mögliche Infektionsquelle Risikopersonen gefährden können. Die Empfehlung gilt außerdem für Berufsgruppen mit erhöhter Gefährdung - wie zum Beispiel medizinischem Personal. Eine erweiterte Risikogruppe durch die Pandemie gebe es nicht, erklärt Kai Sonntag.

Impfen lassen können sich auch Menschen, die nicht zu einer der gelisteten Gruppen gehören. Dies hat 2020 dazu geführt, dass - um auch das Gesundheitssystem inmitten der Pandemie zu entlasten - sich mehr Menschen gegen Grippe haben impfen lassen. Wegen der gestiegenen Nachfrage wurde mehr Impfstoff hergestellt.

Erhöhte Ansteckungsgefahr durch Corona-Lockerungen

Der KVBW liegen laut Sonntag keine Informationen über die aktuelle oder geplante Menge des hergestellten Impfstoffs vor. "Das Bundesministerium für Gesundheit hat allerdings für das Ziel einer gesteigerten Impfquote in der Saison 2021/2022 zusätzlich zur Regelversorgung 6,85 Millionen Dosen Influenza-Impfstoffe beschafft. Insofern ist davon auszugehen, dass die Produktionsmenge mindestens auf dem Vorjahresniveau liegt beziehungsweise gesteigert wurde."

Tragen die Menschen weiterhin einen Mund-Nasen-Schutz, halten den Mindestabstand ein und waschen sich regelmäßig die Hände, könnte die kommende Saison ähnlich mild wie die vergangene ausfallen. "Die Corona-Schutzmaßnahmen gelten schließlich nach wie vor. Das wird sich bestimmt auch auf die Grippesaison auswirken. Nur in welchem Umfang, wissen wir noch nicht", so Sonntag.

Unterschiede zu dem Verlauf im letzten Winter werde es jedoch geben, vermutet der KVBW-Sprecher. "Letzte Saison war das öffentliche Leben von Mitte Dezember bis März stark eingeschränkt. Das soll dieses Jahr nicht so werden. Die Menschen werden mehr Kontakt zueinander haben, sich treffen und austauschen. Dadurch kann es zu mehr Infektionen kommen."