Schwere Nebenwirkungen nach Corona-Schutzimpfungen untersucht ein Tübinger Forscherteam. (Symbolfoto) Foto: Jens Büttner/dpa

Die vereinzelten schweren Thrombosefälle nach Corona-Impfungen sind jetzt Gegenstand einer Studie an der Uniklinik Tübingen. Die neue Studie stellt die Nutzung des Wirkstoffs Heparin in Frage.

Tübingen - Ein Team aus Forschenden um Tamam Bakchoul vom Institut für Klinische und Experimentelle Transfusionsmedizin (IKET) am Universitätsklinikum Tübingen untersucht die Eignung von Antikoagulantien (Gerinnungshemmer) bei Patienten, die nach der Impfung gegen Covid-19 eine Thrombose an ungewöhnlichen Stellen entwickeln. Mit Hilfe der Studienergebnisse erhoffen sich die Mitglieder der Forschungsgruppe, neue Ansätze zur Behandlung dieser seltenen, aber tödlichen Erkrankung zu finden. Das gibt die Uniklinik Tübingen in einer Pressemitteilung bekannt. Die Studie wurde aktuell in der medizinischen Fachzeitschrift "Blood" veröffentlicht.

Seltene, schwerwiegende Nebenwirkungen

Mit der wachsenden Zahl der Impfungen gegen Covid-19 gingen Berichte über sehr seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen der Impfung einher. In einigen der schwersten Fälle kam es zu lebensbedrohlichen thrombotischen Ereignissen an ungewöhnlichen Stellen. Dieser Zustand wird als "impfstoffinduzierte thrombotische Thrombozytopenie" (VITT) bezeichnet.

Heparin wirkt sehr schnell, ist kostengünstig und verfügbar, weshalb es eines der am häufigsten verwendeten Antikoagulantien (Gerinnungshemmer) zur Vorbeugung und Behandlung von thrombotischen Ereignissen ist.

Nutzung von Heparin fraglich

Die neue Studie stellt die Nutzung von Heparin in Frage. "Es gibt einige kleine Kohortenstudien und klinische Berichte, die eine erfolgreiche Behandlung von VITT-Patienten mit Heparin belegen", erläutert Anurag Singh. "Da Heparin das am weitesten verbreitete Antikoagulans ist, werden weitere klinische Studien zu einem besseren Verständnis und einer einfacheren Handhabung dieser Erkrankung führen – auch in Krankenhäusern, in denen Antikoagulantien ohne Heparin nicht ohne Weiteres verfügbar sind."

Weitere Studien notwendig

"Dies bedarf allerdings prospektive klinische Studien, um die Wirksamkeit von Heparin bei VITT-Patientinnen und -Patienten zu verifizieren", so Tamam Bakchoul.

Die zugrunde liegenden Mechanismen und die Beteiligung weiterer Immunzellen an der anschließenden Thromboinflammation werden nun in weiteren Studien untersucht.