Schwester Tiara zeigt stolz ihre Impf-Formulare. Um die Corona-Impfung zu erhalten, nahm sie den Weg nach Freiburg in Kauf. Foto: Käfer

Die 9999. Geimpfte. Tiara vom Schwarzwald-Baar-Klinikum wird in Freiburg geimpft.

Krankenschwester Tiara aus Villingen-Schwenningen ist jetzt geimpft. Als Krankenschwester am Klinikum, mag man meinen, sitzt sie an der Quelle. Doch weit gefehlt: Tiara nimmt, um die Impfung zu erhalten, den Weg bis nach Freiburg in Kauf.

Villingen-Schwenningen/Freiburg - Ein Arzt des Impfzentrums Freiburg weist Schwester Tiara an, in einer der Kabinen Platz zu nehmen. Aufregung liegt in der Luft – und Enthusiasmus. "Ist sie die 10 000. ?", fragt eine Mitarbeiterin des Zentrums. "Nein", der Arzt schüttelt den Kopf. Eine ältere Frau ist nach ihr an der Reihe und betritt kurze Zeit später die Kabine. Erst jetzt wird das Freiburger Impfzentrum seinen 10 000. Freiwilligen immunisieren.

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Schwester Tiara arbeitet am Schwarzwald-Baar-Klinikum. Für sie ist es ein Privileg an den Impfstoff zu kommen: "Wenn ich zwischen dem Risiko einer Impfung und einer schweren Covid-Erkrankungen abwäge, entscheide ich mich natürlich für den Impfstoff."

Keine Nebenwirkungen spürbar

Als Auszubildende erlebte sie die erste Welle. Sie erinnert sich an einen 80-jährigen Patienten: Heute noch im Delirium – der Mann war positiv getestet worden und bekam bereits Sauerstoff – morgen schon nicht mehr da. Ihr Patient musste auf die Intensivstation verlegt werden.

Am Samstag gleicht das Zentrale Impfzentrum Freiburg auf dem Messegelände einem Taubenschlag. Vorwiegend ältere Menschen, viele von ihnen mit Hilfe eines Rollators, gehen durch die großen Eingangstüren. Jüngere Menschen, so der Eindruck, bilden eine Minderheit.

"Alles war unkompliziert", schildert Tiara. Am Eingang sucht das Personal ihren Namen auf einer langen Liste, zur Begrüßung werden ihre Personalien einfach abgehakt. Um 11.05 Uhr betritt sie das Impfzentrum, 20 Minuten später um 11.26 Uhr, wird sie geimpft. Sie bleibt 15 Minuten zur Beobachtung, dann darf sie das Zentrum wieder verlassen. Nebenwirkung spürt sie keine, auch nicht am Folgetag.

Kein Impfangebot des Schwarzwald-Baar-Klinikums

Weil ihr Arbeitgeber, das Schwarzwald-Baar-Klinikum, aufgrund der allgemeinen Versorgungssituation bislang kein Impfangebot machen konnte, hat die Krankenpflegerin ihren Impfplan selbst in die Hand genommen. Dafür fuhr sie am Samstagmorgen von Villingen nach Freiburg – an ihrem freien Tag.

Mit etwas Glück wird das für Tiaras Kollegen nicht mehr notwendig sein: "Wir sind momentan mit dem Zentralen Impfzentrum in Offenburg in Kontakt und bereiten gemeinsam mit dem Zentrum eine Impfaktion im Schwarzwald-Baar-Klinikum für Ende dieser Woche vor", lässt Kliniksprecherin Sandra Adams im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten wissen. Dabei können bis zu 200 Mitarbeiter geimpft werden.

Lesen Sie auch: Alles bereit für den Impfstart in der Schwenninger Tennishalle

Noch vergangene Woche war der Stand ein anderer. Damals bestätigte das Klinikum: Es sei "laut Sozialminister Manfred Lucha keine zeitnahe Belieferung der Kliniken mit Impfstoff vorgesehen". Der Sozialminister informierte zuvor in einem Brief über die Versorgungssituation: Eine Impfung des Krankenhauspersonals vor Ort in der Klinik sei nicht geplant, stattdessen verwies Sozialminister Lucha auf die entsprechenden Impfzentren.

Deswegen ließ sich Schwester Tiara in Freiburg impfen. Ihr Appell: "Lasst euch impfen." In ihrem Heimatland Indonesien sei Impfstoff ein Privileg. Menschen dort würden die Vakzine seltener hinterfragen. Wer die Chance habe, sich impfen zu lassen, der tue es. Noch immer aber gebe es in Indonesien viele Menschen, für die aus finanziellen Gründen eine Impfung ausgeschlossen sei – und das betreffe nicht nur Corona, sondern auch andere Krankheiten.