Großer Andrang bereits um 13.30 Uhr: Die Warteschlange zog sich bis in die Königsstraße. Foto: Roth

Endlich ist es soweit: Mit dem Startschuss des Impfstützpunktes in der Marienstraße 2 am Freitagnachmittag gibt es wieder eine Impf-Möglichkeit auf Kreisebene. Der Ansturm war groß.

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Kreis Rottweil - "Die Nachfrage nach Impfterminen ist riesig", hatte Landrat Wolf-Rüdiger Michel beim Rundgang durch den Impfstützpunkt im kreiseigenen Gebäude in der Marienstraße angekündigt. Die Menschenschlange vor dem Impfstützpunkt am Freitagmittag gibt ihm Recht: Schon lange vor 14 Uhr – Zeitpunkt des offiziellen Startschusses – fanden sich Impfwillige dort ein. "Wir warten seit 12.02 Uhr", erklärt der fünfte Wartende in der Schlange. Kurz vor 14 Uhr ist die Menschenkette bis weit in die Königstraße gewachsen. Leicht resigniert und ironisch merkt eine Frau an, die gegen 13.50 Uhr erscheint: "Die warten aber nicht alle für die Impfung, oder?"

Mehr Impfungen als geplant

Rund 300 Impfungen verabreichten drei Ärzte. Und damit mehr als die angepeilten 200. Doch viele Wartende zählten die Personen in der Schlange vor ihnen ab, um abwägen zu können, ob es sich lohnt, die Zeit in Kauf zu nehmen.

Die Impfangebote in der Region

Die Pünktlichkeit der Impfwilligen hat einen guten Grund: In den vergangenen Wochen gab es bei regionalen Impfaktionen immer wieder große Menschenschlangen. Einen Impftermin zu ergattern, gestaltete sich wieder zunehmend schwierig. "Ich habe es bei Haus- und Lungenarzt probiert. Die Wartelisten sind aber bis kommenden Februar dicht", beschreibt eine weitere Impfwillige die Problematik. Der Ansturm war zu erwarten, wie auch das Landratsamt bestätigt.

Kritik an geschlossenem KIZ

Eine Frau in der Schlange hat bereits andernorts einen Impftermin in drei Wochen. Aber: "Ich will nicht so lange warten. Das muss jetzt einfach sein, so wie die Inzidenzen explodieren." Eine weitere Stimme schlägt in die gleiche Kerbe: "Ich bin bei mehreren Impfaktionen leer ausgegangen. Ich verstehe nicht, warum das Kreisimpfzentrum geschlossen wurde."

Das Prozedere ist anders als bei vielen Impfaktionen in der Region: Nach Ankunft am Impfstützpunkt können Bons mit dem genauen Zeitpunkt der Impfung gezogen werden – einer Voranmeldung bedarf es nicht. "Dadurch haben alle Impfwilligen kurz nach der Öffnung Klarheit, ob es mit der Impfung klappt oder nicht", erklärt Martine Hielscher vom Gesundheitsamt. Zwar herrschte am Freitagmittag Sonnenschein – eisige Temperaturen gab es dennoch. "Mit unserem Bon-System muss niemand bei schlechtem Wetter draußen ausharren."

Bon-System unterschiedlich bewertet

Was sagen die Impfwilligen vor Ort zum System? "Wenn ich schon zwei Stunden auf einen Bon warten muss, habe ich nicht viel gewonnen", kritisiert eine Person aus der Menschenschlange. Weiter hinten heißt es: "Ich finde es gut. Eine praktikable Lösung, meiner Meinung nach." Für ältere Herrschaften sei es ohnehin nicht möglich, solange in der Kälte zu warten. Gut, dass es Verwandte gibt: "Ich stehe für meine 86-jährige Mutter an", erzählt eine weitere Wartende. Sollte der Pieks bei ihrer Mutter erst auf 17 Uhr terminiert sein, könne sie durch das Ticket-System immerhin einen Kaffee in der Stadt trinken gehen.

Hauptsächlich Booster-Impfungen

Geimpft wurden mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer alle Personen unter 30 Jahren und Schwangere. Der Impfstoff von Moderna wurde insbesondere bei Booster-Impfungen eingesetzt. Und diese war hoch im Kurs: Alle Befragten gaben an, sich die dritte Spritze setzen zu lassen.

Kurzzeitig kam Unruhe in der Warteschlange auf, als ein Security-Mitarbeiter ankündigte, Booster-Impfungen bekommen an diejenigen, deren Zweitimpfung mindestens sechs Monate zurückliegt. Kurz später die Entwarnung: Bereits ab fünf Monaten nach dem zweiten Pieks wird am Impfstützpunkt geboostert.

Lobende Worte wurden für das Impfangebot in Rottweil gefunden: "Es ist schön, dass es vor Ort nun so viele Impfmöglichkeiten gibt." Ein Grund, ein paar Kilometer Autofahrt mehr in Kauf zu nehmen. Die meisten Impfwilligen kommen aber aus dem Kreis Rottweil. Oberndorfer, Schramberger, Sulzer und Kreisstädtler selber sind vertreten.

Organisatoren zufrieden

"Organisatorisch kann es anfangs noch etwas ruckeln", hatte Michel angekündigt. Wie sieht die erste Bilanz gegen 16 Uhr aus? "Es läuft alles gut durch. Wir schaffen 50 bis 60 Impfungen pro Stunde", zeigt sich Organisator Swen Hauser zufrieden. Bis 16 Uhr konnten auch alle Impfwilligen bedient werden. Dem eingespielten Team werde daher viel Dankbarkeit entgegengebracht. Hauser erklärt, dass für den Impfstützpunkt auf das Personal des KIZ gesetzt wird. So sind die Abläufe strukturiert und bekannt.

Die Impfung am Freitag war erst der Anfang: Künftig soll donnerstags von 15 bis 19 Uhr, freitags von 14 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr geimpft werden. Am Samstag geht es also weiter. Im Laufe der Zeit soll es dann auch mehr Impfungen pro Tag geben, heißt es aus dem Gesundheitsamt. Landrat Michel ist wichtig: "Zuerst müssen die Bewohner von Behinderten- und Senioreneinrichtungen geboostert werden." Das soll im Dezember geschehen. Spätestens im neuen Jahr soll mit voller Kraft der Fokus auf den Impfstützpunkt gelegt werden.

Expansion möglich

Räumliche Kapazitäten gibt es jedenfalls vor Ort. Die angrenzende Schalterhalle einer ehemaligen Bankfiliale stehe bei Bedarf zur Verfügung. Das oberste Ziel mit dem Impfstützpunkt sei es, regionale Hausärzte und Kliniken zu entlasten. Beispielsweise impfe auch das Schwarzwald-Baar-Klinikum – die hätten in der momentanen Hochphase der Pandemie aber andere Sorgen, so der Landrat.

Die neue Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Weihnachtsfest 30 Millionen Bundesbürger zu impfen. Der Kreis Rottweil will nun mit dem neuen Impfstützpunkt in Rottweil und seinen Satelliten in Schramberg und Sulz Tempo in die Impfkampagne bringen. Der große Andrang am Freitag hat gezeigt, dass die Nachfrage stimmt. Die Beteiligten hoffen, dass sich dieser Eindruck in den kommenden Wochen bestätigt – der Impfstützpunkt hat nun schließlich auf unbestimmte Zeit seinen Betrieb aufgenommen.