Im Pflegeheim "Rosengarten" in Empfingen wurde einer Mitarbeiterin gekündigt, weil sie sich nicht impfen lassen wollte. Foto: Baiker

Die einrichtungsbezogene Impfpflicht hat im Empfinger Pflegeheim "Rosengarten" schon zu harten Konsequenzen geführt.

Empfingen - An diesem Mittwoch tritt die einrichtungsbezogene Impfpflicht in Kraft. Bis aber wirklich alle Pflegekräfte geimpft sind, kann es noch dauern – vorausgesetzt, es kommt jemals so weit. Denn die Neuerung stellt die Pflegebranche vor große Schwierigkeiten. Auch hier in der Region, zum Beispiel die Pflegegemeinschaft Rosengarten in Empfingen.

"Ich habe mich dazu entschieden, der ungeimpften Mitarbeiterin zu kündigen und sie sofort freizustellen. Die Verantwortung für das eigene Pflegeheim kann ich nicht abwälzen. Ich muss mich selbst um meine Einrichtung kümmern", sagt die Geschäftsführerin Monika Obstfelder von der Pflegegemeinschaft Rosengarten in Empfingen. Sie findet: "Die Situation ist sehr, sehr, sehr unbefriedigend."

Impfstatus an Gesundheitsämter gemeldet

Wer nicht geimpft oder genesen ist, darf nicht mehr in der Pflege arbeiten. Spätestens an diesem Dienstag mussten Pflegeeinrichtungen an die Gesundheitsämter melden, ob ihre Angestellten geimpft oder genesen sind – ob sie wollten oder nicht. "Wir müssen mit der Regelung umgehen", meint Obstfelder.

Andere Einrichtungen regeln das anders, sagt sie: "Das Problem auszusitzen, ist die bequemste Art, niemandem wehzutun. Und irgendwann wird sich das Gesundheitsamt melden, wie sie damit umgehen." Diese Heime "lassen es schleifen, weil sie die Angestellten brauchen". Zudem wolle natürlich niemand den Schwarzen Peter.

Zwei Angestellte sind ungeimpft, aber genesen

Zwei weitere Angestellte in der Pflegegemeinschaft Rosengarten sind ebenfalls ungeimpft. Sie sind oder waren aber mit dem Coronavirus infiziert – und gelten damit als genesen. Auf sie wird in wenigen Monaten – nach Ablauf des Genesenen-Status‘ – wieder das Problem mit der Impfpflicht zukommen. Es sei denn, sie lassen sich doch noch impfen. Doch das scheint derzeit unrealistisch.

Mit den ungeimpften Angestellten hat Geschäftsführerin Obstfelder viele Gespräche geführt: humorvoll, ernst – nichts half: "Wenn die Leute nicht wollen, dann wollen sie nicht." Auch frühere Beteuerungen, dass sie einen neuen, anderen Impfstoff nehmen würden, hielten die Pflegekräfte nicht ein. Das enttäuscht Obstfelder: "Wer sich in unserem Beruf nicht impfen lässt, hat in der Pflege nichts zu suchen." Dabei hatte sich die Leiterin früher noch gegen die Impflicht ausgesprochen, sich allerdings auch klar gegen Impfgegner gestellt.

Obstfelder: "Fachkräftemangel wird nicht schlimmer"

Für viele Pflegedienste und -einrichtungen bedeutet die neue Situation deutlich mehr Arbeit für die geimpften Angestellten. Immerhin habe sie sogar eine Kündigung wegen der einrichtungsbezogenen Impfpflicht erhalten, sagt Obstfelder. Wobei die Pandemie die Situation eigentlich nicht groß verschlechtert habe, meint sie: "Der Fachkräftemangel wird nicht viel schlimmer. Schon seit Jahren haben wir einen absoluten Mangel." Nun werde dieser lediglich auf die Pandemie geschoben, um vom Versagen der Politik und der Krankenkassen abzulenken.

Die Pflegegemeinschaft Rosengarten ist dabei noch in einer vergleichsweise guten Situation. Wo andere in größte Not geraten, kann Geschäftsführerin Obstfelder etwas beruhigen: "Wir können es hier abfangen." Für die nächsten Monate hofft sie, dass wärmeres Wetter die pandemische Lage wieder etwas entspannt."