Thorsten Lukaschewski ist Chefarzt an der Klinik für Intensivmedizin und Anästhesie der Helios Klinik Rottweil. Foto: Bentner

Die Helios Klinik Rottweil startet am Mittwoch, 26. Januar, eine öffentliche Impfaktion. Thorsten Lukaschewski, Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, beantwortet im Vorfeld drei häufig gestellte Fragen.

Kreis Rottweil - Der Mediziner erklärt, warum man sich impfen lassen sollte, wie groß die Gefahr eines Impfschadens ist und warum man nicht warten sollte.

Am 26. Januar startet die öffentliche Impfaktion. Warum raten Sie zur Corona-Impfung?

Die vollständige Corona-Impfung mit Booster (drei Impfungen) verhindert auch bei Infektionen mit der Omikron-Variante mit großer Sicherheit einen schweren Verlauf. Ohne Impfung kann niemand davor sicher sein, schwer an Covid19 zu erkranken. Auch bei bester Gesundheit und jungem Alter haben wir schwerste Verläufe mit wochenlanger Beatmung gesehen. Danach ist das Leben nicht mehr so wie vor der Erkrankung. Oft leiden die Patienten weiter an Gelenk- und Lungenproblemen oder haben Nervenstörungen, die zu Fehlempfindungen und Muskelschwäche führen. Zudem fallen uns immer mehr Langzeit-Wirkungen auch bei leichten Covid19-Erkrankungen auf. Long-Covid beeinträchtigt mehr als zehn Prozent der Genesenen. Die häufigsten Symptome sind das Fatigue-Syndrom und schwere Konzentrationsstörungen. Daher rate ich dazu, so schnell wie möglich alle drei Impfungen zu erhalten – gerne bei uns hier in der Helios Klinik Rottweil.

Viele Menschen, die bislang noch ungeimpft sind, haben Angst, Nebenwirkungen und Impfschäden durch die Impfung zu erhalten. Wie groß ist die Gefahr?

Mit den mRNA-Impfstoffen sind in der Zwischenzeit hunderte Millionen von Menschen geimpft worden, und dabei wurden sie sehr gut überwacht. Ernste Nebenwirkungen sind extreme Raritäten. Häufig sind die symptomatischen Reaktionen des Immunsystems wie Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und Fieber. Aber das ist erwartbar, denn das Immunsystem soll ja reagieren. Die sehr seltenen Nebenwirkungen, wie die Herzmuskelentzündung, wurden aufgrund der hohen Fallzahl auch schon entdeckt und sind zum Glück gut behandelbar. Allgemein gilt, dass das individuelle Risiko für schwere Folgen durch die Erkrankung um ein Vielfaches höher ist als durch die Impfung. Die Vorstellung, dass Impfschäden erst nach Monaten oder Jahren auftreten könnten, ist falsch und bisher weltweit nie vorgekommen. Wenn Impfnebenwirkungen auftreten, dann bereits zwei bis drei Wochen nach der Impfung.

Demnächst soll ein auf die Omikron-Variante angepasster Impfstoff auf den Markt kommen. Warum sollten wir uns trotzdem jetzt noch mit den aktuellen mRNA-Impfstoffen impfen lassen und nicht warten?

Die speziellen Omikron-Impfstoffe sind erst im März zu erwarten. Sie kommen also erst, wenn die aktuelle Omikron-Welle zu Ende geht. Sie helfen uns im Herbst, wenn die nächste alljährliche Virus-Zeit beginnt, aber für die aktuelle Welle sind sie viel zu spät verfügbar. Die Studien müssen ja vollständig abgeschlossen sein, wie bei den vorhandenen Impfstoffen auch.

Weitere Informationen zur Impfaktion

Die Corona-Impfaktion an der Helios Klinik in Rottweil startet am Mittwoch, 26. Januar, im Zeitraum von 11 bis 15 Uhr. Termine sind ohne oder mit Anmeldung (dann über die Homepage Impfaktion Helios Klinik Rottweil unter helios-gesundheit.de) möglich. Am Dienstag, 1. Februar, und am Donnerstag, 3. Februar, wird nochmals von 11 bis 15 Uhr geimpft. Geimpft werden mit dem Impfstoff von Moderna alle Erwachsenen über 30 Jahre (außer Schwangere). Die Impfaktion findet in der Kinderkrippe "Sonnenhaus" auf dem Helios-Krankenhausgelände statt (Krankenhausstraße 26, Rottweil).