Bei der Impfaktion der Neuen Arbeit Lahr ließen sich am Mittwochvormittag 40 Menschen aus prekären Verhältnissen impfen. Quelle: Unbekannt

Die Neue Arbeit Lahr hat Impfaktionen besonderer Art organisiert. Damit sollten hilfsbedürftige Menschen zum Piks bewegt werden.

. Sozial Benachteiligten einen einfachen Weg bieten, sich impfen zu lassen – das hat sich die Neue Arbeit Lahr (NAL) vorgenommen. Am Mittwochvormittag hat die Organisation 40 Arbeitslosen mit einem mobilen Impfteam den Piks gegen Corona ermöglicht.

Beim Besuch unserer Redaktion in der Allmendstraße in Mietersheim ist das Impfen bereits in vollem Gange. Organisator Jan Mühlberger, bei der NAL Abteilungsleiter in der Arbeitstherapeutischen Werkstatt, hat im Blick, wenn einer der beiden Ärzte des mobilen Impfteams der Stadt Lahr gerade frei ist und ruft dann den Nächsten in der Warteschlange auf.

"Es ist bereits unsere dritte Impfaktion in diesem Jahr, aber auch unsere größte", erklärt Mühlberger. Bereits im Dezember sei die Stadt auf die NAL zugekommen. Da hatte man allerdings gerade erst eine Impfaktion hinter sich. Also wurde das Projekt ins neue Jahr verschoben.

Hintergrund des Angebots ist, den Sozialhilfeempfängern den Piks in einer vertrauten Umgebung zu ermöglichen, so Mühlberger. Die meisten erhalten am Mittwoch ihre Booster-Impfung, einige weniger sogar ihre erste Immunisierung. Mühlberger berichtet, dass es oftmals in den sozial schwächeren Kreisen an Impfaufklärung fehlt. Viele seien nur unzureichend über die Notwendigkeit einer Booster-Impfung informiert. Bei den meisten sei der erste Piks schon deutlich länger als drei Monate her, sodass die Auffrischung nun nötig ist, um schwere Krankheitsverläufe möglichst zu verhindern, so Mühlberger.

Bis zu 600 Stunden habe die NAL bereits im vergangenen Jahr in die Impfaufklärung investiert. Gründe für das fehlende Wissen seien zum einen Sprachbarrieren, zum anderen aber auch Fake-News-Berichte, die in den entsprechenden Kreisen kursieren und nicht kritisch hinterfragt werden. Außerdem hätten einige Flüchtlinge schlechte Erfahrungen mit Impfungen gemacht, als ihnen in Flüchtlingscamps etwas gespritzt wurde, was ihnen nicht gut bekommen ist. Entsprechend habe sich eine Impfskepsis breit gemacht. "Wir haben jedoch niemanden überredet, nur aufgeklärt", stellt Mühlberger klar.

Wichtig sei dabei die persönliche Ansprache gewesen. Die einzelnen Abteilungsleiter haben die bei der NAL Beschäftigten informiert, dass eine Impfaktion vor Ort stattfindet. Damit wolle man ihnen auch die Hürde nehmen, einen Termin zu machen oder sich in einer unbekannte Umgebung wie ein Impfzentrum begeben zu müssen. Und auch für die NAL sei es letztendlich weniger Personalaufwand, als mit den Teilnehmern der Projekte ins Impfzentrum zu fahren.

So seien diese Aktionen ein Gewinn für alle Beteiligten und ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung der Pandemie, indem die Booster-Quote auch in den sozial schwächeren Bereichen ansteigt.