Fieber, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen – nicht selten beginnt eine Influenza mit Symptomen, die einer Corona-Infektion sehr ähnlich sein können. Die AOK empfiehlt, sich mit einer Impfung auch gegen die Grippe zu schützen. Foto: Gambarin

Im vergangenen Jahr sind in der Ortenau offenbar deutlich weniger Menschen an der Grippe erkrankt. Dafür könnte es in der laufenden Erkältungszeit umso schlimmer werden, befürchtet die AOK und wirbt für die Grippeschutzimpfung.

Ortenau - 2020 zählte die Krankenversicherung in den Reihen ihrer Versicherten im Ortenaukreis lediglich 964 Personen (496 Frauen, 468 Männer), die wegen einer echten Grippe in ärztlicher Behandlung waren. Ein Jahr davor waren es mehr als 1300, zwei Jahre davor gar 2260, teilt die AOK Südlicher Oberrhein mit.

Kreis folgt dem Landestrend

Auch in den Nachbarkreisen sieht es ähnlich aus. So waren im Landkreis Emmendingen 453 AOK-Versicherte erkrankt, zwei Jahre zuvor waren es fast doppelt so viele. In Baden-Württemberg setzt sich der Trend fort. 2020 wies die Statistik 53 600 erkrankte Versicherte auf, 2018 waren es mehr als 92 000.

Grippewelle 2020/21 fällt aus

"Zum ersten Mal ist eine Grippewelle ausgeblieben", erklärt Tobias Rauber, Leiter des AOK-Kundencenters in Offenburg. "Eine ähnliche Entwicklung wird weltweit beobachtet." Trotzdem sieht der Gesundheitsexperte keinen Grund zur Entspannung. Händewaschen, Masken, Abstandsregeln, häufiges Lüften und nicht zuletzt das Arbeiten im Homeoffice hätten zwar dafür gesorgt, dass sich auch die Influenza-Viren nicht wie gewohnt ausbreiten konnten.

Immunsystem wird nicht gefordert

"Allerdings wird dadurch unser Immunsystem nicht mehr so gefordert und trainiert. Deshalb werden wir wohl schlechter vorbereitet in die neue Saison starten", ist Rauber überzeugt. Das könnte die Zahlen deutlich erhöhen. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt daher in diesem Herbst allen Älteren, Schwangeren, medizinischem Personal und Menschen mit Vorerkrankungen, sich gegen Influenza impfen zu lassen.

25 000 Grippe-Tote 2018/19

Nach wie vor ist die Influenza eine Erkrankung, die oft unterschätzt und auf die leichte Schulter genommen werde. Schätzungen gehen davon aus, dass während der Grippewelle 2018/19 rund 25 000 Menschen in Deutschland starben.

Gefährlich ist die Grippe vor allem für ältere Menschen beziehungsweise Menschen mit chronischen Erkrankungen. "Eine Schutzimpfung kann das Risiko, an Grippe zu erkranken, um mehr als die Hälfte senken", so der AOK-Mediziner Hans-Peter Zipp.

Schutzimpfung wird empfohlen

Experten raten zur Grippeschutzimpfung, um die Zahl der Krankenhausaufenthalte wegen Influenza möglichst niedrig zu halten, damit das durch die Corona-Pandemie stark angespannte Gesundheitssystem nicht zusätzlich belastet wird. Und da sich Grippeviren ständig verändern, sollte sich für einen ausreichenden Impfschutz jährlich erneut impfen lassen. "In diesem Jahr steht für ältere Menschen sogar ein besonders wirksamer Hochdosis Grippeimpfstoff zur Verfügung." Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Schutzimpfung für ihre Versicherten ohne Einschränkungen.

Info: Symptome können Corona-Infektion ähneln

Nicht selten beginnt eine Influenza mit Symptomen, die einem grippalen Infekt oder auch einer Corona-Infektion sehr ähnlich sein können. "Es wird gerade in diesem von der Corona-Pandemie geprägten Jahr wichtig sein, alle Krankheiten zu vermeiden, die die Atemwege oder die Lunge betreffen könnten", sagt Zipp. "Covid 19 und Influenza sind gleichermaßen ernst zu nehmende Krankheiten, die unter Umständen schwere Verläufe nach sich ziehen, die Überlebenschancen mindern und eine höhere Sterblichkeitsrate bedeuten."