Auf der Rohrer Höhe baut die SWSG in der Thingstraße 21 Mietwohnungen, acht Doppelhaushälften und elf Reihenhäuser. Foto: Visualisierung/SWSG

Der Mietwohnungsbau bricht bei der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) in diesem Jahr ein. Die städtische Tochtergesellschaft wird nur 65 neue Mietwohnungen fertigstellen. 2012 waren es noch 139, im Jahr zuvor sogar 183 Einheiten.

Stuttgart - 100 bis 200 neue Mietwohnungen werden bei der stadteigenen SWSG in der Regel jährlich bezugsfertig. Diese Spanne hat sich auch bei Geschäftsführungschef Wilfried Wendel eingeprägt. Doch 2013 schaffe man nur 65 Einheiten, räumte die SWSG nach ihrer Bilanzpressekonferenz ein. Ein deutlich größeres Angebot für den Mangel-Markt soll es 2014 und 2015 geben, weil 2013 an zwölf Standorten in der Stadt mit dem Bau von insgesamt 620 Mietwohnungen begonnen wird. 75 davon werden öffentlich gefördert, später also zu einer verbilligten Miete abgegeben werden.

Wendel und Co-Geschäftsführer Helmuth Caesar beschreiben den sowohl bei Eigentums- wie auch bei Mietwohnungen angespannten Markt in der Landeshauptstadt mit den Worten „wir sind ausverkauft“ und „wir teilen Mietwohnungen zu“. Bei 18.043 Mietwohnungen, von denen 74 Prozent über Belegungsrechte der Stadt gebunden sind, zähle man 1600 Mieterwechsel. Zieht man die gebundenen Einheiten ab, bleiben 400 zur freien Vermietung. Wendel: „Die könnten wir pro Monat mehrmals vergeben.“

Stuttgarts neuer Grünen-OB Fritz Kuhn und der Gemeinderat wollen sich verstärkt um den Wohnungsbau kümmern. „Wir machen keine Politik“, sagt Caesar. Man sei aber offen, ergänzt Wendel, zumal der Miet- und Sozialwohnungsbau etliche Jahre „gar keine Rolle“ gespielt habe. Der Gemeinderat müsse die Richtung vorgeben. „Man sollte die guten Zeiten nutzen und den Bestand weiter entwickeln“, ermuntert Wendel die Stadträte. Die „guten Zeiten“ lassen sich bei der SWSG in der Bilanz 2012 ablesen. Bei den Mietrückständen (1,3 Millionen Euro) mussten 25 Prozent weniger (noch 600.000 Euro) abgeschrieben werden. Der Leerstand sank von 1,4 auf 0,9 Prozent.

„Bestand bei 18.000 Wohnungen halten“

Noch 2500 Wohnungen der SWSG haben Einzelofenheizung, 40 Prozent der Mieter wünschten sich in der jüngsten Umfrage neue Fenster oder ein neues Bad. „Wir investieren deutlich über unserer Abschreibung, weil wir einen Sanierungsstau haben“, sagt Wendel. 2012 wurden allein 27,2 Millionen Euro für die Instandhaltung und 41,6 Millionen Euro für Modernisierung oder Neubau ausgegeben, die Eigenkapitalquote stieg dennoch auf 34,8 Prozent. Die Bilanzsumme erreichte 903,6 Millionen, der Gewinn 5,3 Millionen Euro. Über Jahre musste die Gesellschaft Wohnungen verkaufen, um die Sanierungen finanzieren zu können. „Es gibt keinen größeren Abverkauf mehr, unser Ziel ist, den Bestand bei 18.000 Wohnungen zu halten“, erklärt Wendel die Verkaufswelle offiziell für beendet.

Auch beim Thema Mieterhöhungen gibt es eine Änderung. Nicht mehr alle zwei, sondern nun alle drei Jahre sollen die Mieten erhöht werden, also erst Mitte 2016 wieder. Bei Neuvermietungen wird grundsätzlich das Mietspiegel-Mittel verlangt, ansonsten sollen die Preise maximal um zehn Prozent steigen. Bei Modernisierungen soll die Warmmiete um maximal 20 Prozent steigen. Ziehen Mieter für die Modernisierung aus und kehren zurück, erhalten sie einen Abschlag von einem Euro auf die kalkulierte neue Miete. Über diese Modalitäten müsse womöglich nochmals gesprochen werden, sagte Kuhn vergangene Woche.

Einig sind sich Wendel und Caesar mit Kuhn darin, dass Mietwohnungen auch ohne teure Tiefgaragen-Stellplätze, dafür womöglich mit Carsharing-Flächen machbar wären. Das könne die Kosten um 20.000 Euro pro Wohnung drücken. Die von Kuhn geforderte Mischung von Eigentum, Miet- und geförderten Wohnungen sieht Caesar beim Neubaugebiet Erisdorfer Straße in Botnang beispielhaft erfüllt. Es sei ein „Musterprojekt für Durchmischung“. Die SWSG wolle weiterhin einen „erkennbaren Beitrag dafür leisten, dass Stuttgart attraktiver wird“, sagt Wendel. Ein Mittel dazu ist der Abbau der zigfach an Hauswände geschraubten Satellitenschüsseln. Dank eines Vertrags mit Kabel-BW stünden rund 16 000 Mietern jetzt 66 analoge und 152 digitale Fernsehkanäle für 6,07 Euro pro Monat zur Verfügung. Wendel: „Rein rechtlich können die Schüsseln jetzt weg.“