Beim Kampf für bezahlbares Wohnen müssen jetzt zügig alle Standards im Land auf den Prüfstand kommen, meint unser Reporter Kai Holoch.
Die Situation auf dem Baumarkt in Baden-Württemberg ist bedrohlich – und zwar für alle Beteiligten. Schon bisher haben sich die Preise für Wohnungen und Eigenheime in einem Bereich bewegt, die sich mit einem normalen Einkommen kaum noch finanzieren lassen. Inflation und steigender Zinsen führen nun dazu, dass sich immer mehr bauwillige Menschen im Land von ihren Wohnträumen verabschieden – mit fatalen Folgen.
Der Baubranche droht Ende 2023 eine Krise lange nicht mehr gekannten Ausmaßes. Bestehende Strukturen, die dringend gebraucht werden, um auch langfristig der Wohnungsnot Herr zu werden, würden dann unwiederbringlich zerstört. Wird aber kein neuer Wohnraum geschaffen, wird das zu weiter drastisch steigenden Mieten führen – es ist ein Teufelskreis.
Dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann in dieser Situation sich zu Wort meldet und in den kommenden Monaten fast alle Baustandards auf den Prüfstand stellen will, ist gut und nachvollziehbar. Ein Vordenker ist er dabei nicht: Schon länger gibt es die Erkenntnis, dass der finanzielle Aufwand für noch energieeffizienteres Bauen in keinem Verhältnis mehr steht zum noch zu verbessernden Ergebnis. Die Neuorientierung der Regierung ist also überfällig. Allerdings, mehr als ein erster Schritt sind Kretschmanns Äußerungen bisher nicht. Jetzt müssen schnell die Voraussetzungen für einfaches Bauen im Land geschaffen werden.