Das frei stehende Einfamilienhaus ist nach wie vor die Nummer eins auf der Wunschliste deutscher Bauherren. Foto: Mierendorf

Umfrage vom Verband Privater Bauherren: Wünsche spiegeln nicht immer die Realität wider.

Stuttgart - Was ist dem Deutschen beim Bauen besonders wichtig? Wofür würde er viel Geld ausgeben? Wie groß soll das durchschnittliche Traumgrundstück oder die Traumwohnung sein? Das fragte der Verband Privater Bauherren VPB seit dem Jahr 2007 auf seiner Internetseite. Jetzt zieht der Verband eine erste Bilanz.

Eigenes Grundstück bedeutet Sicherheit

Gefragt, was denn beim Bauen besonders wichtig sei, kreuzten 37 Prozent der Teilnehmer eine moderne Haus- und Heiztechnik, 31 Prozent eine repräsentative Architektur und 32 Prozent eine solide Finanzierung an. Am meisten Geld würden 23 Prozent der Befragten für ein schönes Grundstück ausgeben, während 20 Prozent lieber in eine repräsentative Architektur investierten. Acht Prozent der Befragten entschieden sich für eine schicke Innenausstattung.

Sehr wichtig ist den Deutschen dabei auch das eigene Grundstück. Für 78 Prozent bedeutet es Sicherheit. Nur 22 Prozent sind lieber flexibel, als das sie sich mit Grundbesitz belasten. Weit über die Hälfte der Bauherren bevorzugt laut VPB Grundstücksgrößen von 600 Quadratmetern und mehr.

Bauherren bevorzugen große Grundstücke

Zum Vergleich: Das Statistische Bundesamt ermittelte 2006 letztmalig eine durchschnittliche Grundstücksgröße bei baureifem Neuland von knapp 900 Quadratmetern. Allerdings seien die meisten Bauherren (84 Prozent) auch realistisch und kauften nur das, was sie sich wirklich leisten können, so ein weiteres Ergebnis. Dafür lassen sich die künftigen Bauherren auch Zeit. Mehr als ein Drittel aller Bauherren suche über ein Jahr, bis das gewünschte und finanzierbare Terrain gefunden sei, so der VPB.

71 Prozent wünschen sich ein Einfamilienhaus

Genauso wichtig ist den deutschen Bauherren der Besitz einer eigenen Immobilie. Hier dominiert eindeutig mit 71 Prozent das Einfamilienhaus vor der Eigentumswohnung in kleinen Wohngemeinschaften mit gerade einmal 20 Prozent. Obwohl rund 80 Prozent aller Befragten eine eigene Immobilie anstreben, lag die Wohneigentumsquote 2006 in Deutschland laut Statistischem Bundesamt bei gerade einmal 43 Prozent. Das manche Wünsche der Bauherren fern der Realität sind, zeigt nach Ansicht des VPB die Frage nach der Planungshoheit. So würden 81 Prozent der Bauherren am liebsten mit einem Architekten nach eigenen Vorstellungen bauen. Die Realität sehe aber anders aus, sagt der Verband und schätzt, dass gegenwärtig rund 75 Prozent aller Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland von der Stange kämen. Von denen, die mit einem Architekten geplant hatten, sind laut Umfrage nur 21 Prozent sehr zufrieden, 50 Prozent seien sogar "im Streit geschieden".


Bei der Umfrage stellt der VPB seit rund vier Jahren jede Woche eine andere Frage zu den Wohnwünschen privater Bauherren, Hausbesitzer und Wohnungseigentümer. Rund 4000 Internetleser hätten seit dem Start der Aktion die Fragen beantwortet. Dies, so der Verband privater Bauherren, sei zwar nicht repräsentativ, zeige aber Entwicklungen auf. Einer dieser Trends überrascht nicht wirklich. So steht das frei stehende Einfamilienhaus mit 66 Prozent deutlich stärker im Fokus der Wünsche potenzieller Immobilieneigentümer als zum Beispiel das Wohnen im Altbau (24 Prozent) oder im stilvollen Baudenkmal. Obwohl denkmalgeschützte Häuser teilweise enorme Steuervorteile böten, wollten 73 Prozent aller Befragten auf keinen Fall in einem Denkmal wohnen, schreibt der Verband. Diese Tendenz spiegelt sich auch in der Frage wider, was man lieber kaufen würde, ein neues Haus (72 Prozent) oder einen Altbau (28 Prozent). Hingegen würden sich 65 Prozent der Befragten umweltfreundliche Technologien mehr Geld kosten lassen. Bei der Frage nach dem Baustoff steht die Mehrheit mit 62 Prozent auf Mauerwerk, mit Holz würden nur 14 Prozent bauen wollen. Neben den Fragen nach den Wohnwünschen und -träumen wollte der Verband auch wissen, wie es in der Realität aussieht. Decken sich die Erfahrungen der Internetleser mit denen der Sachverständigen?

Deutsche legen gern selbst Hand an

Wenn es ums Bauen oder Sanieren geht, legten die Deutschen offenbar gerne selbst Hand an. Rund 44 Prozent der Befragten trauten sich danach viele Handwerksarbeiten selbst zu. 50 Prozent gar erledigten Modernisierungsarbeiten im Haus selbst. Nur 25 Prozent beauftragten dazu Handwerker. Dafür wird der Brandschutz offenbar ernstgenommen. Die weitaus meisten Immobilienbesitzer (77 Prozent) hätten inzwischen Rauchmelder in ihren Häusern und Wohnungen installiert, 31 Prozent aller Hausbesitzer zudem eine Blitzschutzanlage.

Solarzellen stehen ganz oben auf der Wunschliste


Bei der Nutzung alternativer Energien steht der Einbau von Solarzellen mit 54 Prozent ganz vorn auf der Wunschliste der Hausbesitzer. Zu den dringendsten energetischen Sanierungsmaßnahmen zählen die Befragten die Dachdämmung (36 Prozent) und die Fassadendämmung (27 Prozent). 14 Prozent wollen zuerst die Heizung modernisieren. Dafür wollen die Hausbesitzer in den nächsten Jahren bis zu 20.000 Euro (46 Prozent) und 27 Prozent über 60.000 Euro investieren, wobei sich 67 Prozent für eine energetische Sanierung Zug um Zug aussprachen. Nur 53 Prozent wollen aber zur Absicherung der Investition einen Energieberater einschalten. Nach Erfahrungen des VPB unterschätzten viele Hauskäufer immer wieder die laufenden Unterhaltungskosten einer Immobilie, wie auch die Umfrage zeigt. Danach würden 42 Prozent gar nicht oder nur sporadisch eine Instandhaltungsrücklage bilden, 48 Prozent legten laut Umfrage weniger als 100 Euro im Monat für die Instandhaltung zurück. Gefragt, wie denn notwendige Sanierungsmaßnahmen finanziert werden, antworteten 60 Prozent, aus Eigenkapital, und 31 Prozent, über Bankdarlehen.

Beim Thema Hauspflege würden die Immobilienbesitzer den Wintercheck nicht ganz so ernst nehmen und ließen es oft darauf ankommen, ob am Haus etwas kaputtgehe, bemängelt der Verband. So würden lediglich 56 Prozent regelmäßig einen Frühjahrscheck an ihrem Haus durchführen.

Kehrpflicht ist unbeliebt

Viele Bauherren mussten während der Bauzeit Erfahrungen mit Schadstoffen und Schimmel machen. Rund 50 Prozent der Befragten führten sogar Erkrankungen auf chemische Stoffe im Haus zurück. 75 Prozent hatten schon einmal Probleme mit Schimmel. Gefragt, wie sie es denn mit dem Lüften halten, gaben über 80 Prozent an, täglich mehrmals kräftig durchzulüften, während 16 Prozent die Kippstellung der Fenster bevorzugten. Um Energie zu sparen, haben 45 Prozent die Raumtemperatur gesenkt, 30 Prozent sind aber bereit, für ein warmes Raumklima mehr zu bezahlen, so der VPB. Bei der Energieart dominiert mit 48 Prozent das Gas deutlich vor Öl (26 Prozent). Mit Holzpellets heizen nur acht Prozent.

Die Kehrpflicht finden 67 Prozent der Befragten übrigens nicht gut. Sie wollen sich lieber selbst kümmern und bräuchten keine Vorschriften.