Nach Müll muss man in der Schutter nicht lange suchen: Eine lange Plastikplane und anderen Abfall fischt Norbert Obert beim Treffen mit der Lahrer Zeitung aus der Schutter in Kuhbach. Foto: Merz

Umwelt: Kuhbacher holt regelmäßig Abfall aus Schutter / Corona verschärft Problem

Kuhbach - Plastikfolien, Müllsäcke, Flaschen und anderen Abfall fischt Hobby-Angler Norbert Obert andauernd aus der Schutter. Seit Beginn der Corona-Pandemie habe die Vermüllung des Gewässers in Kuhbach schlimme Ausmaße angenommen, berichtet er.

Eine riesige, etwa drei Meter lange Plastikplane und allerlei Plastikfetzen sammelt Norbert Obert beim Treffen mit der Textautorin aus der Schutter in Kuhbach. Dabei ist der 71-jährige Hobby-Angler gerade einmal zehn Meter in den Fluss hineingewatet. Er muss nicht lange suchen, in der Uferböschung hängt einiges an Müll. Nach ein paar Minuten kommt Obert, beide Hände voller Abfall, zurück ans Ufer.

Sein ganzes Leben verbringt Obert schon in Kuhbach. Als Kind habe er in der Schutter schwimmen gelernt, wie auch seine Eltern und Großeltern. Umso trauriger mache ihn der jetzige Zustand des Baches. 1977 habe er den Angelschein gemacht und stecke seither sehr viel Zeit und Geld in sein Hobby. 1,3 Kilometer der Schutter, vom ehemaligen Sägewerk bis zur Einmündung des Giesenbachs, hat der 71-Jährige gepachtet. "Ich habe mir mein Rentnerdasein anders vorgestellt: Ich sah mich an einem sauberen, klaren Bach mein Hobby ausüben und nicht das ganze Jahr über den Müll, den andere wegwerfen, einsammeln", so Obert .

Seit Beginn der Corona-Pandemie sei es besonders schlimm. "Das Rückhaltebecken hier in Kuhbach wurde viel stärker genutzt", berichtet Obert. Da durch den Lockdown viele Freizeitmöglichkeiten entfallen sind, habe es die Menschen mehr in die Natur gezogen. "Bei einem Picknick nimmt eben nicht jeder seinen Müll wieder mit nach Hause."

250 Euro Pacht bezahle er für sein Stück Schutter. "Außerdem setzte ich jedes Jahr für etwa 500 Euro neue Fische ein, um die Artenvielfalt zu verbessern." Die Angler würden ihr Bestes geben, um die Schutter instand zu halten.

Wenn Obert sein Stück Schutter von Müll befreit, hat er sieben bis 14 Tage Ruhe und könne danach wieder von vorne anfangen. Den Müll muss der 71-Jährige mühsam aus der Schutter fischen und anschließend ordnungsgemäß entsorgen. "Ich bin eigentlich ein harter Knochen, aber manchmal stehe ich wirklich da und kämpfe mit den Tränen."

Glas- und Plastikflaschen, Bündel zusammengebundener Prospekte, Abdeckplanen, Dosen, Hundekotbeutel, Styropor, Fässer, Milchtüten, Folien, Plastiktüten und volle Müllsäcke fische er aus dem Wasser. Doch auch außergewöhnliche Gegenstände würden zu seinen Funden gehören. Mit einem kleinen Fußballtor, einer Sexpuppe, einem Schaltkasten und einem Ölfass habe er sich in den letzten Wochen herumschlagen müssen. Daneben gebe es auch viele Teile, die schon so weit zersetzt seien, dass man diese gar nicht mehr entfernen könne. Auch die Tierwelt leide unter der Vermüllung. So hat Obert schon Bachforellen gefangen, deren Mägen voll mit Kunststoffgegenständen waren. Auch Fischreiher, Wasseramseln, Eisvögel und weitere Tiere, die am und im Wasser leben, seien Leidtragende.

Von einem extremen Fall berichtet Obert: In Reichenbach seien eineinhalb Jahre lang immer wieder Plastiksäcke, gefüllt mit Hasenmist, in der Schutter gelandet. "In den Säcken waren mit der Zeit auch Blechdosen und anderer Müll beigemischt", so Obert. Nachdem auch persönliche Post mit den Säcken entsorgt wurde, habe man den Täter ausfindig machen können. "Er musste nur 70 Euro Strafe zahlen", berichtet der Angler kopfschüttelnd.

Müll ist nicht nur ein Problem in der Schutter. Im gesamten Stadtgebiet Lahr landet seit Beginn der Pandemie immer mehr Abfall in Grünanlagen. Die Mitarbeiter des Bau- und Gartenbetrieb Lahr (BGL) sind im Dauereinsatz. Monatlich sammeln sie ein bis zwei Tonnen mehr Müll als vor Corona (wir berichteten). Laut Angaben der Stadt sei dies unter anderem auf die seit Corona immer mehr verbreiteten To-Go-Angebote zurückzuführen: "Essen wird abgeholt, man verspeist es an einem attraktiven Ort, etwa auf dem ehemaligen Landesgartenschau-Gelände, und die Verpackung bleibt zurück."