Bevor eine Photovoltaikanlage auf einer Freifläche entstehen kann, muss die Rechtslage geklärt werden, beispielsweise, wenn die Module in einem Landschafts- und Wasserschutzgebiet aufgestellt werden sollen. Foto: © Björn Wylezich - stock.adobe.com

Angeregt durch den ersten Klimaschutzkongress des Landkreises 2022 ließ sich Gechingens Bürgermeister Jens Häußler vom Gemeinderat grünes Licht geben, um das Thema Stromproduktion für gemeindeeigene Großverbraucher weiterzubewegen.

Gechingen - Für seine Idee sprächen der Klimaschutz ebenso wie wirtschaftliche Gesichtspunkte und sie stehe mit den Zielen der Landesregierung, mindestens zwei Prozent der Landesfläche zur Energiegewinnung aus Wind und Sonne zu nutzen, im Einklang, so der Schultes. Auf einigen Gebäuden wurden in der Gäugemeinde schon Photovoltaik (PV)-Anlagen installiert, beispielsweise auf dem Rathaus und der Sporthalle, auch die neue Kita Wolfswiesen und die Schulturnhalle erhalten eine. Neu in Gechingen wären PV-Anlagen auf Freiflächen.

Kläranlage verbraucht 2021 rund 253 000 Kilowattstunden

Einer der größten Stromverbraucher ist die Kläranlage, die 2021 rund 252 500 Kilowattstunden (kWh) verbraucht hat, Kosten: knapp 61 500 Euro (jeweils inklusive Mehrwertsteuer). Das Pumpwerk Brühl verursachte im gleichen Jahr bei einem Verbrauch von knapp 107 000 kWh Kosten von 25 160 Euro, der Wasserturm verbrauchte 29 200 kWh, die mit 8260 Euro zu Buche schlugen. Häußler kann sich PV-Anlagen auf Freiflächen in der Nähe von Kläranlage und Pumpwerk vorstellen und schlägt dem Ratsgremium auch gleich ein gut besonntes Grundstück oberhalb der Straße nach Deufringen vor.

Rechtslage muss geklärt werden

Der Grundsatzbeschluss solle nun ein erster Aufschlag sein, bevor eine PV-Anlage in Betrieb gehe, gäbe es viel zu tun, zu entscheiden und zu beachten, heißt es in der Sitzungsvorlage. Unter anderem ist die Rechtslage zu klären, wenn in Landschafts- und Wasserschutzgebieten Anlagen errichtet werden. Braucht es einen Bebauungsplan und externe Berater? Auch stelle sich die Sinnfrage in Relation zum Stromverbrauch und man müsse sich mit dem Netzbetreiber abstimmen.

Greifbare Ergebnisse angezweifelt

Grundsätzlich zeigte sich der gesamte Gemeinderat mit Häußlers Idee einverstanden. Die Sorge, dass zu viel "bewegt" und zu wenig auf den Weg gebracht wird, wurde aus den Wortmeldungen und Fragen jedoch auch deutlich. "Danke, dass das Thema angestoßen wird, die Idee ist ja nicht neu", meldete sich Konstantin Böttinger (BU) als Erster zu Wort. "Aber wer bewegt das jetzt? Das ist nicht Aufgabe des Bürgermeisters, damit sollen sich unsere Ortsbaumeister, unsere Fachleute beschäftigen." Für externe Berater sah Böttinger keine Notwendigkeit und auch den Standort fand er nicht so geeignet.

Lob und Kritik

Auch Klaus Böttinger (FW) lobte, dass das Thema jetzt aufgenommen wird. "Wir haben es schon vor drei, vier Jahren angesprochen im Zuge der Erddeponie, die wir als Standort für eine PV-Freiflächenanlage für gut geeignet halten." Ins gleiche Horn stieß sein Fraktionskollege Wolfgang Premm: "Schade, dass es erst einen Kongress braucht, die Idee ist doch schon uralt". Auch er stellte sich die Frage, wer in der Verwaltung dafür nun was bewegt und forderte, dass der "Fachmann im Gemeinderat" ins Bewegen eingebunden wird.

Simon Klass (BU) konnte sich auch nicht mit dem von Häußler vorgeschlagenen Standort anfreunden. "Es gibt andere, bessere Standorte, zum Beispiel die Wandflächen des Wasserturms und noch zig Dächer, wo was drauf kann. Also erst Gebäude und dann Freiflächen." Fraktionskollegin Bettina Schöttmer geht "auch voll mit" mit Häußlers Idee und forderte: "Wir haben in der Klima-Initiative lauter kluge Köpfe, die wir mit ins Boot holen sollten. Teilweise sitzen sie heute in den Zuschauerreihen".