Alexander Zonta züchtet in seiner Freizeit Schafe. Sie sollen ökologische Ausgleichsflächen beim Höwenegg und oberhalb der B 311 beweiden. Foto: Sailer

Ausgleichsmaßnahme: Züchter Alexander Zontas verhandelt mit Autobauer wegen Beweidung.

Immendingen - Noch weiden Nora, Cornelius, Mokka und Hildegard auf einem Gelände an der Bachzimmerer Straße in Immendingen. Doch bald könnten Alexander Zontas Schafe eine neue Aufgabe bekommen. Denn Zonta befindet sich derzeit in Sondierungsgesprächen mit dem Autobauer Daimler. Dieser möchte den Hobby-Schafzüchter und seine Herde vielleicht unter Vertrag nehmen.

Konkret geht es um die Beweidung von drei Flächen, die für naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen von Sträuchern befreit worden sind. Entstanden sind so lichte Kiefernwälder, in denen Wiesen und Magerrasen gedeihen können. Eine optimale Voraussetzung für wärmeliebende Reptilien und Vögel wie Schlingnattern oder Baumpieper, erklärt Robert Zinsel vom Umwelt-Planungsbüro Baader Konzept, das Daimler bei den Ausgleichsmaßnahmen unterstützt.

Um sein neues Prüf- und Technologiezentrum in Immendingen zu bauen, musste Daimler etwa 140 Hektar Wald roden. Auch an anderer Stelle wurde in die Natur eingegriffen. Dafür verpflichtet sich der Konzern für die kommenden 25 Jahre, einen Ausgleich zu erbringen. Dazu gehören auch die neu geschaffenen offenen Wälder, die Alexander Zontas Schafe beweiden sollen. "Sie sollen die Neuaustriebe der Büsche verbeißen", erklärt Zinsel. "Ansonsten müsste man das immer wieder mit der Hand freischneiden." Insgesamt sind die Weideflächen mehr als zweieinhalb Hektar groß und liegen beim Höwenegg sowie oberhalb der B 311 bei zwei ehemaligen Steinbrüchen.

Zontas Tiere haben bereits Erfahrung mit derlei Projekten. Bereits seit fünf Jahren grasen sie im Auftrag des Regierungspräsidiums Freiburg am Himmelberg in Ippingen. Dort sollen sie den Wacholder und Orchideen davor schützen, von anderen Pflanzen überwuchert zu werden, erklärt Zonta. 52 Tiere zählt seine Herde derzeit. Darunter sind Skudden, Walliser Bergschafe, Mufflons und zahlreiche Mischlinge. Sie alle haben eines gemein: Sie sind robust und fressen auch Gehölz.

Am Himmelberg sind seine Schafe von Mai bis November. In den anderen Monaten finden sie in der freien Wildbahn nicht genug zu fressen. Das Gebiet auf dem sie weiden, wird mit einem mobilen Zaun abgesteckt. Denn: "Die Schafe sind ja nicht blöd, die fressen lieber das Süßgras", sagt Zonta. Ist das Gras verspeist, werden die Tiere durch das Gatter genötigt, auch die Sträucher zu fressen. Etwa alle zwei Wochen zäunt Zonta eine andere Parzelle des Gebiets ein, und die Schafe ziehen weiter. Genauso würde er auch auf den Daimler-Ausgleichsflächen verfahren.

"Ich muss jeden Tag zu den Schafen rausfahren", sagt Zonta, der als gelernter Landschaftsgärtner hauptberuflich für die Gemeinde Immendingen arbeitet. Er bringt den Tieren frisches Wasser und wenn nötig auch neue Minerallecksteine. Denn der hiesige Boden ist selenarm. "Und das Element Selen ist lebensnotwendig für alle Wiederkäuer", weiß Zonta. Ansonsten füttert er den Tieren nichts zu. "Die kommen meist gut beleibt nach Hause", sagt der Züchter.

Und auch über die Wintermonate, wenn die Schafe wieder in ihrem Gehege in Immendingen wohnen, gibt es nur Heu, kein Kraftfutter. Denn auf eine schnelle Gewichtszunahme der Schafe hat es Zonta nicht abgesehen. Keines der Tiere landet auf dem Teller. "Die sterben alle eines natürlichen Todes", sagt Zonta. Seine Leidenschaft für Schafe hat er während seines Pädagogik-Studiums entdeckt, das er nach seiner Ausbildung obendraufgesetzt hat.

Die Waldorfpädagogen seiner alten Hochschule hatten Schafe auf ihrem Gelände. Von ihnen hat er seine ersten vier Tiere bekommen. Nach Hause transportiert hat er die Schafe in einem VW Golf. "Das war eine Attraktion auf der Autobahn", erinnert sich Zonta und muss schmunzeln. Seither ist seine Herde kontinuierlich gewachsen.

Bekommt er den Auftrag von Daimler, soll es im Frühjahr 2017 mit der Beweidung losgehen. Dann müsste Zonta seinen Schafbestand noch weiter vergrößern. 60 bis 100 weitere Schafe wären vonnöten, schätzt er. Züchten möchte Alexander Zonta die Vierbeiner alle selbst.