Der ehemalige Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde an der Uni Hohenheim, Peter Rosenkranz, bei seinem Vortrag in Buchenberg Foto: Kommert

Nach zwei Jahren coronabedingter Pause fand nun wieder der Tag der Biene statt. Bernd Möller, Obmann des Bezirksimkervereins Villingen, lud dazu ins Haus der Bürger nach Buchenberg ein.

Königsfeld-Buchenberg - Ganz überraschend kam die Nachricht nicht, dass dies der letzte Tag der Biene unter seiner Leitung sein werde – in der allernächsten Zeit will Bernd Möller sein Amt in jüngere Hände abgeben. Demnächst, berichtete Möller, werde es zudem eine Neuerung im Landesverband badischer Imker geben: Der Verband hat mit der promovierten Biologin Kristin Krewenka eine hauptamtliche Geschäftsführerin eingestellt – was bei der Suche nach einem neuen Präsidenten sicher positiv sei. Der Nachfolger des Präsidenten Klaus Schmieder werde beim badischen Imkertag in Haslach gewählt.

Völker fliegen noch fleißig aus

Eine Beobachtung, die er bei seinen Bienen machte, wolle er erwähnen – die Völker seien für die Jahreszeit überraschend stark und flögen bei der herrschenden Witterung auch noch fleißig aus. Sie brächten zwar Pollen, aber keinen Nektar. Starke Völker bräuchten daher viel Nahrung, was im Frühjahr zu Hunger führen könne – das gelte es für Imker zu beachten. Schon im vergangenen Frühjahr habe man beobachten können, dass viele Völker nicht wegen der Varroa-Milbe verstorben seien, sie seien schlicht verhungert. Ansonsten sei 2022 ein recht ordentliches Jahr gewesen.

Honig jahrhundertelang wichtig

Im Anschluss referierte der langjährige Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde an der Uni Hohenheim, Peter Rosenkranz, der seit wenigen Monaten im Ruhestand ist, zum Thema "Das soziale Leben im Bienenstaat und was wir als Imker daraus lernen können".

Rund 570 Bienenarten gebe es in Deutschland, weltweit seien es rund 20 000 Arten. Die Honigbiene und ihre wilden Verwandten seien wichtig für die Bestäubung. Futtermangel sei vor allem ein Problem der Wildbienen, während die Honigbiene Vorräte anlege. Dieser Honig sei jahrhundertelang wichtig gewesen für die Menschen, auch das Wachs habe eine tragende Rolle gespielt. Der Honig diente als Süßungsmittel, das Wachs war wichtig bei der Herstellung von Kerzen. Heute seien beides eher Luxusgüter, da Industriezucker und Stearin deutlich billiger seien.

Bienenvolk ohne Hierarchie

Erstaunlich sei die "geistige Leistung" der Honigbiene; nicht als Individuum, sondern der "Super-Organismus" des Bienenvolks. Es gebe keine Hierarchie im Bienenvolk – die Königin sei eigentlich nichts als eine "Eierlege-Maschine". Dennoch wisse jede einzelne Biene, was zu tun sei, wiewohl das Leben einer Sommer-Arbeitsbiene nur vier bis sechs Wochen dauere. Im Herbst lege die Königin deutlich weniger Eier, im Winter keine.

Winterbiene lebt länger

Die Winterbiene hat ein wesentlich längeres Leben – sie kann bis zu ein halbes Jahr alt werden, da ihre Hauptaufgabe darin besteht, die Wintertraube der Bienen zu erwärmen. Die Eiablage habe mit der Fortpflanzung nur wenig zu tun – diese werde durch das Schwärmen geregelt, bei dem aus einem Bienenstaat zwei würden. Dabei bleibt zumeist die erste geschlüpfte Jungkönigin im Ursprungsvolk zurück, die alte Königin geht mit der Hälfte des Volkes.

Wenn mehr als eine Jungkönigin vorhanden ist, werden die anderen gnadenlos abgestochen, gab der Referent einen Einblick. Beim Begattungsflug wird die neue Königin von zahlreichen Drohnen am Drohnensammelplatz begattet. Diese sollten eigentlich von anderen Völkern kommen, hier komme es aber manchmal auch zu Inzucht. "Die Evolution ist nicht zielgerichtet", betonte auch Möller.

Klassische Arbeitsteilung

Obwohl keine offensichtliche Koordination besteht, gibt es im Bienenstock eine klassische, zumeist altersbedingte Arbeitsteilung, wobei die kleinen Hautflügler im permanenten Kontakt zueinander stünden.

Wichtig sei durch das Auftreten der Varroa-Milbe auch die Krankheitsabwehr, da diese Milbe viele Viren in sich trage. Dies geschehe hauptsächlich durch die verstärkte Ausbringung von Propolis, einem der stärksten natürlichen Stoffe gegen Krankheitserreger.

Im Anschluss an den Vortrag gingen Peter Rosenkranz und auch Bernd Möller noch auf zahlreiche Fragen der rund 60 anwesenden Imker ein.