Braucht die Stadt eine Imagepolitur? Foto: Archiv

Auch Villingen-Schwenningen fiebert mit und hofft auf den Titel "Europameister" – dabei ist man nach Meinung vieler Stadträte in einer ganz anderen Disziplin eigentlich Weltmeister: im Meckern – und zwar vornehmlich über die eigene Stadt.

Villingen-Schwenningen - "Wir sind unglaublich kritisch mit uns und unserer Stadt – wir haben eine Menge zu bieten, nur weiß es keiner", findet beispielsweise Katharina Hirt von der CDU. Ulrike Heggen von den Freien Wählern pflichtet bei: "Wir verkaufen uns einfach viel zu schlecht, wir meckern hier immer nur."

Höchste Zeit also für eine Imagepolitur? "Wir haben es bitternötig", findet jedenfalls Heggens Fraktionskollege im Gemeinderat, Andreas Flöß. Und in der Tat hat man die Notwendigkeit dessen im Oberzentrum des Schwarzwald-Baar-Kreises längst erkannt und x-mal festgestellt. Das Lamento über das fehlende Marketingkonzept ist alt – und trotzdem wurde das Erstellen eines Marketingkonzeptes für Villingen-Schwenningen eins ums andere Mal verschoben.

Stadtmarke fehlt

2019, 2020, 2021 – jedes Jahr war die Bildung einer eigenen Stadtmarke im städtischen Haushalt verankert. Gemacht worden ist es noch nie. "Wenn wir es jetzt nicht machen und in die Umsetzung gehen, wird es 2023, 2024 oder noch später – wir sollten die Chance jetzt nicht verpassen", richtete Matthias Jendryschik, Geschäftsführer der Wirtschaft- und Tourismus GmbH und Leiter der Stabsstelle Stadtmarketing, einen eindringlichen Appell an die Gemeinderäte der Stadt.

Doch dass es mit dem Kreieren einer Marke noch lange nicht getan ist, wurde aus vielen Wortmeldungen deutlich. Fraglich ist demnach, ob nun die fehlende Marke – vom Logo über einen Slogan bis hin zur Corporate Identity etwa bei Messe-Auftritten – das Problem ist, oder etwas ganz anderes.

Kampf Villingen vs Schwenningen

Dieser Verdacht drängt sich auf, wenn man Andreas Flöß’ Stellungnahme wirken lässt: "Wir machen Strichlisten, wie oft wir wo tagen und so einen Blödsinn, das regt uns unfassbar auf!" – er sprach vom Lagerdenken, vom steten Kampf Villingen vs Schwenningen oder anders herum, und dem zwanghaften Villingen-Schwenningerischen Verhalten, bei jeder Entscheidung nur ja keinen der großen Stadtbezirke zu vergraulen. Heraus kommt dabei, glaubt man Dominik Beha, nur selten etwas Gutes: "zwei halbe Schwimmbäder, zwei halbe Weihnachtsmärkte...."

Im Gremium schien an diesem Mittwochabend keiner zu sitzen, der nicht dachte, VS brauche dringend eine Imagepolitur. Trotzdem nickten viele, als Edgar Schurr seitens der SPD eine ganz andere Rechnung aufmachte: "Das ist natürlich ein Kostenfaktor", 300.000 Euro, schätzte der Sozialdemokrat, müsse man wohl rechnen und – "ob wir das jetzt im Moment so angehen sollten, oder uns erstmal auf die Bewältigung unserer Krisensituation beschränken sollten...", Schurr ließ das im Raum stehen, machte aber auch klar: Letzteres "wäre unserer Fraktion lieber".