Tragisches Busunglück in der Schweiz: 28 Menschen sterben, als ihr Bus gegen eine Tunnelwand prallt. Foto: KEYSTONE

28 Menschen sterben, als ihr Bus frontal gegen eine Nothaltestelle prallt - darunter 22 Kinder.

Siders/Schweiz - Nach einem schweren Busunglück mit 28 Toten stehen Belgien und die Schweiz unter Schock. Auf der Rückreise aus den Skiferien war ein Bus mit Schulkindern aus Belgien in einem Autobahntunnel im Schweizer Kanton Wallis verunglückt: 28 Menschen starben, darunter 22 Kinder. 24 weitere Kinder wurden bei dem Unfall verletzt. Die Kinder aus Flandern - die meisten etwa zwölf Jahre alt - waren den Angaben zufolge auf dem Heimweg aus den Ferien im Val d'Anniviers.

Nach den Erkenntnissen der Polizei prallte der Bus am Dienstagabend in einem Autobahntunnel der A 9 bei Siders erst gegen die Tunnelwand und raste dann frontal in die Betonwand einer Nothaltebucht. Die Rettungsaktion im Tunnel dauerte die ganze Nacht. Die Verletzten wurden mit sieben Hubschraubern und Dutzenden Krankenwagen in vier Krankenhäuser im Kanton Wallis gebracht. Zwei Schwerverletzte wurden in die Uniklinik von Lausanne gebracht, eine weitere schwer verletzte Person in ein Krankenhaus nach Bern. Mehr als 200 Sanitäter, Ärzte und Polizisten waren im Einsatz.

Über die Unglücksursache herrschte Unklarheit. Es scheine kaum möglich, dass der Fahrer eingeschlafen sei, sagte am Mittwoch der belgische Staatssekretär für Verkehr, Melchior Wathelet. Die Busgesellschaft Toptours mit Sitz in Aarschot habe einen „exzellenten“ Ruf, sagte Wathelet laut der Nachrichtenagentur Belga. Den Dienstag hätten die Fahrer am Abfahrtsort Val d'Anniviers verbracht, „es scheint, dass also die Vorschriften über die Ruhe- und Fahrzeit eingehalten wurden“.

"Ein sehr trauriger Tag für Belgien"

Der belgische Ministerpräsident Elio Di Rupo sprach von „einem sehr traurigen Tag für Belgien“. Er wollte noch am Mittwoch zum Unglücksort reisen. Das Schweizer Parlament gedachte am Mittwochmorgen der Getöteten und Verletzten. Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf kondoliert den Familien der Opfer und wollte im Laufe des Tages an den Ort des Geschehens reisen. Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle zeigte sich bestürzt. „In diesen schweren Stunden sind wir in Gedanken bei unseren Nachbarn und Freunden aus Belgien und der Schweiz“, erklärte er. „Mein tief empfundenes Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freunden der Opfer.“

Eine Tragödie dieses Ausmaßes habe es im Wallis noch nie gegeben, sagte der Kommandant der Walliser Kantonspolizei, Christian Varone. „Dieses Drama wird ganz Belgien erschüttern“, sagte der belgische Botschafter in der Schweiz, Jan Luykx.

In dem Bus waren Schüler aus Schulen in den Orten Lommel östlich von Antwerpen und Heverlee in der Nähe von Leuven. Die Angehörigen wurden noch am Mittwoch im Wallis erwartet. Dort sollten sie von Psychologen betreut werden. Zehn der Schüler in dem Bus kamen nach Angaben des niederländischen Außenministeriums aus Holland. Ob einige von ihnen unter den Toten waren, war unklar.

Andere Busse bemerkten Unfall offenbar nicht

Der Reisebus war in einem Konvoi mit zwei anderen Bussen unterwegs. Der belgische Außenminister Didier Reynders erklärte, die beiden anderen Busse seien nicht in den Unfall verwickelt gewesen und hätten ihre Fahrt fortgesetzt. Er bezeichnete den Unfall als unerklärlich. Der Bus habe keinen Kontakt mit einem anderen Fahrzeug gehabt. Die Identifizierung der Opfer dauere noch an, sagte Reynders, der sich momentan auf einer Auslandsreise in Vietnam befindet, laut der belgischen Nachrichtenagentur Belga.

Der medizinische Leiter der Rettungsorganisation im Kanton Wallis (KWRO), Jean-Pierre Deslarzes, sagte, alle Helfer seien von dem Erlebten schockiert. Die Tatsache, dass Kinder betroffen seien, habe alles nur noch schwerer gemacht. Einige der Retter hätten nach dem nächtlichen Einsatz mit den Tränen zu kämpfen gehabt.