Der Schlossbergwald ist auch bei Fledermäusen beliebt. Foto: Heiko Hofmann

Wenn in Calw eines Tages die Hesse-Bahn den Betrieb aufnimmt, dann geschieht das mit Unterstützung aus Nagold. Und das nicht nur über die Kreisumlage.

Nagold hilft Calw, allein das ist eine Schlagzeile wert. Doch beachtenswert ist zudem, wie deutlich sich Nagolds Gemeinderäte für diese Unterstützung aussprachen.

 

Von einem „politischen Willen“ des Gremiums sprach Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann. Und bis auf AfD-Stadtrat Günther Schöttle waren auch alle für die Unterstützung – aus Solidarität zu Calw.

Dabei klang im Sitzungsrund an, dass man auch in Nagold den eigentlichen Projektverlauf kritisch sieht, vor allem die Kostensteigerungen. Und die zig Millionen, die da für den Schutz von Fledermäusen in den Tunnels der Hermann-Hesse-Bahn ausgegeben werden.

„Über den Sinn lässt sich philosophieren“

„Man kann das hinterfragen“, sagte Daniel Steinrode (SPD), und Eberhard Haizmann warf in den Raum: „Über den Sinn lässt sich philosophieren.“ CDU-Fraktionschef Carl Christian Hirsch gab unter anderem auch zu bedenken: „Das ist schon kurios.“ Dennoch vermied Nagolds OB und ein Großteil der Räte eine generelle Diskussion über Sinn und Unsinn des Bahnprojekts und seiner Ausgleichsmaßnahmen.

Nicht so AfD-Stadtrat Günther Schöttle. Drastische Zahlen habe er im Kreistag gehört. Von „80 Millionen für Fledermäuse“ sprach Schöttle, dem es aber auch darum ging, dass er die Ausgleichsmaßnahme auf Nagolder Gemarkung für „Unfug“ halte. „Das ist doch alles nicht mehr normal!“ Und provokativ stellte er in den Raum: „Bisher konnte mir noch niemand erklären, wie die Fledermäuse den Weg hierher finden sollen.“

Fledermauspopulation auf dem Schlossberg

Darum geht es allerdings auch gar nicht. Auch in Nagold wird es eine Ausgleichsmaßnahme für Fledermäuse geben. Auf dem Schlossberg, wo bereits jetzt Fledermäuse gerne heimisch sind, sollen Maßnahmen zum Erhalt der Natur und Artenvielfalt getroffen werden. Diese dienen natürlich der dort bereits lebenden Tierwelt, und sollen die hiesige Fledermauspopulation stärken.

Für das Projekt Hermann-Hesse-Bahn kann die zwei Hektar große Fläche in Nagold als Ausgleichsmaßnahme geltend gemacht werden. Dafür wird es einen Gestattungsvertrag zwischen Nagold und dem Zweckverband Hermann-Hesse-Bahn geben. Knapp 60 000 Euro bekommt die Stadt Nagold dafür, und bis ins Jahr 2050 jährlich 1500 Euro. Nagold stellt also lediglich die Fläche für die Maßnahmen zur Verfügung.

„Wir sind solidarisch mit dem Projekt“

Angesichts der Worte von Schöttle, machte Nagolds OB gleich deutlich, dass es nicht um das Gesamtprojekt gehe, sondern nur darum, ob man dem Kreis bei seiner Aufgabenstellung helfen könne. Großmann: „Dass die Bestimmungen so sind wie sie sind, das können wir hier nicht ändern.“ Und: „Das ist unser Beitrag“ – ein Beitrag, der auch ausdrücklich ein Wunsch aus dem Nagolder Gremium sei. „Wir sind solidarisch mit dem Projekt Hesse-Bahn, nicht nur mit der Kreisumlage.“

SDP-Rat Steinrode hob ebenfalls den Solidaritätsgedanken hervor. „Wir wollen, dass die Bahn fährt.“ Und FWV-Fraktionschef Eberhard Haizmann mahnte an, dass es um die Unterstützung für den Kreis und die Hesse-Bahn gehe. FDP/Grüne-Fraktionschef Jürgen Gutekunst tat sich sogar recht leicht mit der Zustimmung: „Ich muss hier für Nagold entscheiden.“ Das sei eine gute Maßnahme für Nagold, ökologisch sinnvoll. Und: „Wir bekommen gutes Geld dafür!“

Nagolds OB hatte zuvor noch gemahnt: „Das Leben ist keine Einbahnstraße“ und verwies auf die Investitionen in Nagolds Kliniken.