Die Gruppe um Bürgermeister Bruno Metz und Landrat Thorsten Erny Foto:  

Landrat Thorsten Erny besuchte zusammen mit Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz das Unternehmen Georg Fischer. Im Anschluss fand ein Bürgerdialog im Rathaus statt.

Landrat Thorsten Erny besuchte am Donnerstag im Rahmen seiner aktuellen Ortenau-Bereisung nachmittags nach zwei früheren Terminen Ettenheim auch hoch offiziell. Dabei besichtigte der Landrat auch einen örtlichen Betrieb.

 

In diesem Falle war es das Industrieunternehmen Georg Fischer. Sein Kernbereich ist die Herstellung von Rohren für sicheren Transport von Flüssigkeiten und Gas. Die Aktiengesellschaft betreibt in 45 Ländern 76 Produktionsstätten, eine davon schon seit 2007 auch in Ettenheim.

Hier werden spezielle Plastikrohre, Pumpen und Ventile aus Fluorpolymer hergestellt, und zwar unter peniblen Bedingungen. Dies deshalb, weil die speziellen „Pipe Systems“ später Reinstwasser zu Halbleiter-Produktionsmaschinen zu transportieren haben – und da wäre jedes noch so kleine Partikel schädlich.

Der Landrat sprach vorab mit dem Bürgermeister und Gemeinderäten

Daher durften auch die Ettenheimer Reinsträume von der Besuchergruppe nicht betreten werden, denn dabei würde ohne langwieriges Anlegen von Schutzkleidungen sogleich Feinstaub mit eingeschleppt. Doch Daniel Engelmann konnte als „Head of supply Chain“ (zuständig bei Fischer für Logistik) per Präsentationsfilm wenigstens Fotos der klinisch-reinen Produktionsräume vorzeigen.

Zum Besuchs-Einstieg des Landrats hatte schon vorab ein internes Gespräch mit Bürgermeister Bruno Metz mit einigen Rathausmitarbeitern sowie Gemeinde- und Ortschaftsräten stattgefunden. Da standen auf der Themenliste unter anderem der öffentliche Personennahverkehr, Schulen, Gesundheit, erneuerbare Energien und Schräglagen beim Finanzausgleich.

Die Herausforderungen im Landkreis sind die Kliniken und der Hausärztemangel

Bei einem anschließenden Bürgerdialog im Rathaus ging es dann wieder ganz öffentlich zu. Hierzu hatten sich 16 Teilnehmer im Bürgersaal eingefunden, darunter neben einigen Verwaltungs- und Gremienvertretern dann auch welche aus dem schulischen Bereich. Hier stieg der Landrat erst mal mit Komplimenten ein: Was in den vergangenen 30 Jahren in Ettenheim unter Bruno Metz geleistet wurde, sei beachtlich. Der habe sich überdies auch in seiner Funktion als Kreistagsmitglied stets konstruktiv eingebracht.

Landrat Erny betonte anschließend die Relevanz seines Landkreises mit 440 000 Einwohnern, bei dem es auch viele Herausforderungen mit noch zu beseitigenden Defiziten und Veränderungsprozessen gäbe. Dies speziell auch in der Ortenauer Kliniklandschaft von Achern, Offenburg, Lahr bis Ettenheim mit Standortproblemen.

Diese sprach in der folgenden Fragestunde auch Münchweiers Ortsvorsteherin Charlotte Götz an, als langjährige Arzt- Sprechstundenhilfe zweifellos besonders fachkundig. Man sei, versicherte ihr Erny, mit Hochdruck dabei, Hausärztemangel und Versorgungsengpässe nicht zuletzt auch bei der Notfallversorgung zu beheben, habe dort allerdings bei Entscheidungsträgern in Bund und Land wenig Einwirkungsmöglichkeiten. Hier tobe derzeit ein Kampf um den allgemeinen Mangel an Finanzmitteln bei gleichzeitigen Kostensteigerungen.

Metz kritisiert die Bezahlbarkeit von Pflegeheimen

Dazu stieg auch Bürgermeister Metz ein: Es sei unerträglich, dass Plätze in nach immer rigideren Vorschriften neu erbauten Pflegeheimen nun schon monatlich mehr als 6000 Euro kosteten, wo nun der Landkreis nun noch mehr drauflegen müsse. Das sei ebenso wenig bezahlbar wie eine in den letzten fünf Jahren erfolgte Kostensteigerung um 45 Prozent im Sozialbereich.

Dazu meinte ein Zuhörer, dass man sich zur Verringerung der entsprechenden Defizite eher da bedienen solle, „wo das Geld unverdient sitzt, anstatt Kleine abzukassieren“. Der Landrat war sich indes mit Metz weiterhin völlig einig: Man habe andernorts die „Ansprüche überdreht“ und müsse irgendwie gegensteuern.

Ansonsten wurde das Thema Schulen immerhin sofern angesprochen, als man hier für ein neues Schulfach „Informatik“ wohl auch entsprechende Computer bräuchte. Hingegen könne man trotz freier Schulwahl nicht Fahrtkostenzuschüsse für zu ferne Schulen bezahlen. Erny und Metz stellten gemeinsam fest, dass der Bund das Land kostenträchtige neue Aufgaben nur nach unten an die Kommunen weiter gereicht habe. Trotzdem verbreiteten die beiden Christdemokraten abschließend gemeinsam Optimismus: Man blicke weiterhin im guten Miteinander nur nach vorne.

Zahlen zu Georg Fischer

Im Ettenheimer Werk mit auf insgesamt 6000 Quadratmetern völlig staubfreien Produktions- und normalen Lagerflächen sowie 500 Quadratmetern Bürofläche sind derzeit 93 Mitarbeiter und drei Auszubildende beschäftigt. Produziert werden am Standort jährlich rund 550 Kilometer partikelfreier Plastikrohre, 100 000 Ventile und 1,5 Millionen Fittings (Verbindungsstücke).