Vier verschiedene Biersorten plus den Kloster-Whisky gibt’s für die Gäste zu Hause und vor Ort zum Probieren. Foto: Langenbacher

Wasser, Hopfen, Malz und Hefe – mehr Zutaten benötigt ein echtes Bier nicht. Für ein zünftiges Oktoberfest im Schwarzwald braucht’s noch weniger: eine tolle Idee und leidenschaftliche Bierliebhaber.

Alpirsbach - Das hybride Oktoberfest von Alpirsbacher Klosterbräu mit Party im Braukeller und vielen weiteren Gästen zu Hause an den eigenen Computern – es hat funktioniert. "Heißt es jetzt Alpjirsbacher oder sagt ihr Alpirschbacher?", will Moderatorin Kristin Haub von den zwei Mädels im pastellfarbenen Dirndl wissen. Die Antwort geht lautstark in den ersten Trompetentönen der "SchwobaBrasser" unter. "Es ist Alp-irs-bacher-Zeit" hämmern die sechs Jungs und blasen die Antwort lautstark durch die dicken Gewölbemauern. Die SWR-Frau nimmt’s mit einem Lächeln und läuft auf die Bühne. Kamera ab.

"Wie viel Schläge werden sie wohl brauchen?", will sie dort neben dem großen Holzfass mit dem Festbier von Braumeister Hans-Martin Walz wissen. Und jetzt bekommt sie ihre Antwort direkt ins Mikrofon: "Einen". Um 19.15 Uhr ist "a’zapft", das Bier schäumt. Und es waren zwei Schläge. Piepegal, Hauptsache das Bier fließt. Und das tut es. Die rund 60 festhungrigen und offensichtlich auch durstigen Gäste quittieren’s mit begeistertem Applaus.

Live-Stream und Pakete

Der alt-ehrwürdige Klosterkeller der Brauerei mag in seiner 100-jährigen Geschichte ja schon so einiges erlebt haben, aber ein Oktoberfest, das noch dazu digital in alle möglichen Ecken des ganzen Landes übertragen wird, war noch nicht dabei. Aber weil eben nicht nur "Alp-irs-bacher-Zeit", sondern noch Pandemie-Zeit ist, passt das Brauerei-Team sein erstes Oktoberfest der Geschichte an und feiert hybrid. Sprich: Rund 60 bestens aufgelegte Gäste legen im Klosterkeller vor, und Hunderte tanzen, trinken und feiern zu Hause vor dem Bildschirm mit. Möglich macht dies ein Youtube-Live-Stream und vorab versandte Oktoberfest-Genusspakete mit Bierspezialitäten, Currywurst im Glas und Lebkuchenherz inklusive. Und weil es durch den Wandel im gesellschaftlichen Miteinander besonders jetzt Verbündete braucht, um eine neue Vielfalt zu etablieren, setzte die Brauerei auf die Zusammenarbeit mit dem Schwarzwälder Boten.

Wer bis hierher gelesen hat und jetzt denkt, es geht bei diesem ersten digitalen Oktoberfest in Alpirsbach nur ums Trinken, der irrt. Denn: Der ausgelassene Abend tut (nach so viel "Social Distancing " der vergangenen Pandemie-Monaten) nicht nur der Seele gut, sondern erweitert bei der Bierolympiade obendrein auch noch das Allgemeinwissens eines jeden Bierliebhabers. Außerdem lassen Einspieler hinter die Kulissen der Bier-Welt blicken.

Blick hinter die Kulissen

Und dann ist da auch noch der Alpi-Fan aus Deißlingen, der beim Quiz als erster die Bühne kapert. "Von so weit her reist Du an?" stellt die Moderatorin verblüfft fest. "Für Alpirsbacher würde ich um die ganze Welt reisen", beteuert dieser glaubhaft und schielt sehnsüchtig zum nächsten vollen Glas. Das muss nicht nur dem Brauerei-Chef Carl Glauner in der ersten Reihe runter gehen wie Öl, Pardon, wie Bier. Eher wie Alpi-Spezial oder wie Alpi-Zwickel? Nach seinem Lieblingsbier gefragt, kann sich der Patron nicht so richtig festlegen und holt aus: "Im Sommer trinke ich gerne ein Weizen, sonst jederzeit ein Pils, im Herbst bevorzugt ein Dunkles, und wenn’s richtig kalt wird, ein Weihnachtsbier."

Mädels stemmen Krüge

Noch einmal ein kurzer Schwenk zurück zum XXL-Fan aus Deißlingen. "Wie viele Geschmacksempfindungen werden bei der Bierverkostung angesprochen?" Auch bei der dritten Fragerunde sind die Lacher auf seiner Seite – wenn das Ergebnis auch eine gewisse Unschärfe hat: "Sex." Nächste Runde: Welches ist die beliebteste Biersorte des Hauses? Richtige Antwort: Spezial. Die Fan-Antwort: Alpi. Solche Gäste wünscht man sich.

Aber Bier macht nicht nur lustig, sondern auch stark. Das lehrt im Anschluss das weibliche Geschlecht. Die Aufgabe für die drei Mädels lautet: Eine Maß so lange wie möglich mit ausgestrecktem Arm halten. Braucht’s die Erwähnung, dass die Gewinnerin natürlich aus Alpirsbach stammt?

"Den kenn ich doch..."

Und wie geht es der Oktoberfest-Community zu Hause? Werden die Fotos von den "House-Partys" auf den Bildschirmen links und rechts im Saal eingeblendet, ist die Spannung groß und die Hälse werden lang: "Den kenn ich", "Schau mal, das ist doch....", "Die hat das gleiche Dirndl wie ich" und "Guck mal, was für ein cooler Hut".

Nach zwei Stunden heißem Oktoberfest fließt nicht nur das Bier, sondern auch der Schweiß in Strömen. Kamera aus. Aber gefeiert wird weiter in den Kellern und Wohnzimmern im Alpi-Land.