Geraldine Hoffmann-Tournier hat in Kappel eine Station für hilfsbedürftige Igel eingerichtet. Foto: Kron

Bei den Igelrettern in Kappel finden verletzte Stacheltiere Zuflucht. Obwohl sich die Mitgliederzahl seit 2024 fast verdreifacht hat, sucht Leiterin Geraldine Hoffmann-Tournier Unterstützung. Helfen kann jeder, da viele Gefahren vor der eigenen Haustür lauern.

Es begann mit einem kranken Igel in ihrem Garten. Geraldine Hoffmann-Tournier aus Kappel nahm sich der Sache selbst an. Wegen mangelnder Anlaufstellen und dem Zustand des Igels überlebte er nicht. „Als ich dann den zweiten kranken Igel gefunden habe wusste ich: Das passiert nicht noch einmal“, erinnert sie sich beim Besuch unserer Redaktion. Mittlerweile leitet sie den Verein Igelrettung Ortenau und kämpft gemeinsam mit ihren Mitstreitern gegen die wachsende Bedrohung der heimischen Stacheltiere.

 

Seit der Gründung der Igelrettung hat sich viel getan. Der Verein ist in kurzer Zeit stark gewachsen: Waren es 2024 noch 36 Mitglieder, engagieren sich mittlerweile 95 Menschen in der Rettung und Pflege der Tiere. Besonders aktiv sind 67 sogenannte Päppler, die verletzte oder geschwächte Igel aufnehmen und gesund pflegen. Nicht alle sind Mitglieder im Verein.

Igel sind seit 2024 auf der Roten Liste

„Die schönsten Momente sind, wenn wir einen Igel auswildern dürfen – vor allem die, die schwer verletzt zu uns kamen und eigentlich keine Chance hatten“, sagt Hoffmann-Tournier. Doch natürlich begegnen ihr in ihrem Engagement auch Herausforderungen: „Wir bekommen häufig Igel, die von Mährobotern verletzt wurden oder von Parasiten befallen sind. Manche sind so schwer gezeichnet, dass nur noch das Einschläfern bleibt.“

Seit Oktober 2024 gelten Igel in Deutschland offiziell als gefährdet. Experten prognostizieren, dass sie in 20 bis 30 Jahren aus der Natur verschwunden sein könnten, erklärt Hoffmann-Tournier. Besonders in ländlichen Gebieten hätten es die Tiere schwer. „Es sind nicht nur Pestizide, die den Igeln zusetzen. Pools, Teiche, Kellerabgänge, Verkehr und Schottergärten in Neubaugebieten sind nur einige Gefahren“, erklärt die Expertin.

Dabei wäre es einfach, den Tieren zu helfen. „Eine kleine wilde Ecke im Garten mit einer Wasserschale kann bereits viel bewirken“, sagt sie. Noch besser sei eine Zufütterung: „Katzenfutter, Rührei oder gekochtes Hähnchen helfen den Tieren, besonders wenn es wenig Insekten gibt.“ Ein Igel benötige pro Nacht immerhin etwa zwei Hände voll Futter.

Auch Plätze zur Auswilderung werden benötigt. Foto: Igelrettung Ortenau

Im Jahr 2024 hat die Igelrettung Ortenau mehr als 650 Tiere aufgenommen und gepflegt. Die Versorgung eines einzelnen Patienten könne dabei Wochen oder sogar Monate dauern. „Leichte Fälle brauchen vier bis sechs Wochen, schwer verletzte Tiere bleiben bis zu sechs Monate“, erklärt die Vereinsvorsitzende. Die Pflege koste viel Zeit: Ein Intensivpatient erfordere bis zu zwei Stunden an täglicher Betreuung.

Dazu kommen die finanziellen Belastungen. „Wir finanzieren uns ausschließlich durch Spenden“, berichtet Hoffmann-Tournier. Die durchschnittlichen Kosten pro Igel belaufen sich dabei auf rund 150 Euro. Neben Geld könnte aber auch die personelle Unterstützung noch besser aussehen: „Wir brauchen dringend Menschen mit medizinischem Hintergrund oder Rentner, die sich rund um die Uhr um Igelbabys kümmern können.“ Die kleinsten Findlinge müssten nämlich alle zwei Stunden mit der Flasche gefüttert werden.

Der Verein kann vielfältige Hilfe gut gebrauchen

Neben der Pflege kranker Tiere sucht der Verein außerdem nach naturnahen Gärten für die Auswilderung. „Igel, die nicht an ihrem Fundort ausgesetzt werden können, weil dort zum Beispiel direkt eine große Straße ist, brauchen ein geschütztes Areal, idealerweise in einem Wohngebiet“, so Hoffmann-Tournier. Auch Winterquartiere werden benötigt, da die Tiere bis etwa in den April hinein Winterschlaf halten. Der Verein sucht daher auch Gartenbesitzer, die bereit sind, Igel bei sich aufzunehmen – nur bis der Boden wärmer wird und die Tiere den Winterschlaf beenden oder dauerhaft zur Auswilderung. Außerdem läuft die Suche nach einem erschlossenen Grundstück in der Nähe der Autobahn, erzählt Hoffmann-Tournier. Dort möchte der Verein beispielsweise mit Containern mehr Plätze zur Pflege verletzter Igel schaffen. Momentan gebe es Plätze zur Intensivpflege in Kappel-Grafenhausen, Renchen und Schuttern.

Wer den Verein unterstützen möchte, kann dies auf verschiedene Weise tun. Neben Spenden gibt es die Möglichkeit, eine Igel-Patenschaft zu übernehmen. Für 15 Euro dürfen die Paten einen Namen für ihren Schützling wählen.

Ostermarkt

Eine gute Gelegenheit, sich zu informieren, bietet sich am 5. April: Beim Ostermarkt in Kappel-Grafenhausen bewirtet der Verein von 11 bis 16 Uhr in Hoffmann-Tourniers Spielwarenladen. Der Erlös kommt der Igelrettung zugute. Weitere Informationen gibt es außerdem auf der Website unter www.igelrettung-ortenau.de.