Frank Müller vom SC Lahr (von links) überreichte Nancy Faeser ein Trikot des Vereins. Die Bundesinnenministerin war auf Einladung des SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Fechner in die Sportgaststätte Klostermatte gekommen. Foto: Baublies

Die Bundesinnenministerin war am Montag für eine Gesprächsrunde über das Ehrenamt in Lahr zu Gast. Engagierte Lahrer forderten, dass ihnen die Politik das Leben weniger schwer machen soll.

Gut 60 Besucher wollten sich den Besuch der Innenministerin in der Sportgaststätte „Klostermatte“ nicht entgehen lassen. Rein kam nur, wer sich angemeldet hatte und am Eingang das Sicherheitspersonal des BKA einen Blick in seine Taschen werfen ließ. Um 12.42 Uhr (und damit wenige Minuten später als geplant) fuhr der Tross von Nancy Faeser dann vor.

 

Die Innenministerin – pinkes Kostüm, schwarze Stiefel – entstieg einem schwarzen Audi und wurde noch auf dem Hof von Frank Müller begrüßt, der als Vereinsvorsitzender „Hausherr“ in der Sportgaststätte des SC Lahr ist. Drinnen angekommen, übergab Müller ihr als Geschenk ein Trikot des Sportclubs mit Faesers Namen und der (Spielmacher-)Nummer 10 auf der Rückseite.

Müller setzte bereits den Ton für den eineinhalbstündigen Besuch, indem er sagte, dass die Vereine eine wichtige Funktion für das soziale Leben hätten. Danach begrüßte Markus Ibert die Ministerin mit dem Hinweis, dass Lahr zahlreiche Deutsche aus Russland aufgenommen habe. Es lohne sich, für Werte wie Inklusion und Integration einzustehen, betonte der OB.

Faeser war einer Einladung des SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Fechner in den Wahlkreis gefolgt. Zunächst hatte sie in Emmendingen an einer Runde über innere Sicherheit teilgenommen, während es in Lahr um das Ehrenamt gehen sollte. Kein Thema, das große Kontroversen versprach, die es dann auch nicht gab.

Vereinsvertreter nutzten aber die Gelegenheit, der Innenministerin ihre Sorgen vorzutragen, die sich ähnlich anhörten: Die bürokratischen Vorgaben für die Vereine seien zu groß, und das in Zeiten, in denen es ohnehin immer schwerer falle, Menschen für ein Ehrenamt zu begeistern.

Annett Rupprecht vom Lahrer Alpenverein sagte zum Beispiel, dass es schwierig sei, Vorstandsposten zu besetzen, und Detlef Marten von der Lahrer Tafel betonte, dass es ohne die rund 100 Ehrenamtlichen bei der Sozialeinrichtung nicht gehen würde. Alles Sorgen oder Hinweise, mit denen sie bei der Innenministern offene Türen einrannten. Faeser würdigte das ehrenamtliche Engagement von Menschen gerade bei Feuerwehren und Rettungsdiensten, warnte aber auch, diese könnten die Aufgaben vielleicht irgendwann nicht mehr bewältigen.

Faeser will Ehrenamtler mit Rentenpunkten belohnen

Jede Form der Wertschätzung könne ein Anreiz für ein Engagement sein, auch die Anerkennung von ehrenamtlicher Tätigkeit im Rentensystem. Warum ein Ehrenamt nicht mit zusätzlichen Rentenpunkten belohnen, fragte sie deshalb in die Runde. Wobei die Innenministerin allerdings nicht für die Rente zuständig ist.

Immer wieder ging es um die Frage, wie sich das Ehrenamt stärken lässt. „Ich war keine Freundin der Abschaffung der Wehrpflicht“, wandte Faeser dabei ein. Die Debatte über ein soziales Pflichtjahr halte sie für sinnvoll, weil es geeignet sei, die Menschen näher an soziale Aufgaben und das Ehrenamt heranzuführen.

Mahlbergs Bürgermeister Dietmar Benz, der auch Vorsitzender der Nachbarschaftshilfe Kippenheim-Mahlberg ist, forderte, die Ehrenamtspauschale anzuheben. Und zwar spürbar, anders als das Kindergeld, so Benz. Feaser sicherte das zu, blieb dabei aber unverbindlich. Man werde bei der Pauschale den Inflationsausgleich berücksichtigen, „Minimum“, versprach sie nur.

SHV-Präsident klagt über marode Sporthallen

Alexander Klinkner, Präsident des Südbadischen Handballverbandes, klagte, dass in Deutschland viele Sporthallen marode seien, und Frank-Bodo Wetzel vom SC Kuhbach-Reichenbach meinte, dass sein Verein mit Vandalismusschäden allein gelassen werde. Etliche Vereinsvertreter beschwerten sich darüber hinaus über zu viele Vorschriften durch die Politik.

Außerdem über rechtliche Hürden wie die Pflicht eines polizeilichen Führungszeugnisses bei manchen ehrenamtlichen Aufgaben oder das Haftungsrisiko, dem Vorstände ausgesetzt seien. Das sei ebenfalls ein Hemmschuh bei der Besetzung von Vorstandsposten. „Wir brauchen die Haftungsübernahme“, meinte Faeser dazu, räumte aber ein, dass Vereine oder Festveranstalter dadurch und generell durch die „Überregulierung“ überfordert sein könnten.

Die Bundesinnenministerin war ein höflicher Gast, blieb 90 Minuten und damit eine halbe Stunde länger als geplant, hatte außerdem viele freundliche Worte für ihre Zuhörer, von denen die meisten Ehrenamtler waren. „Ich ziehe den Hut vor Ihnen“, betonte sie zum Beispiel. Und dass die Wertschätzung für das Ehrenamt „das Allerwichtigste“ sei. Zum Abschluss nahm Faeser sich Zeit für Selfies, alles unter den Argusaugen ihrer Sicherheitsbeamten. Im Hof gab es auch noch ein Erinnerungsfoto mit dem Team der Gaststätte, das danach drinnen Weißwürste und Brezeln servierte.

Olympische Spiele in Lahr?

Sportministerin Faeser betonte in Lahr den politischen Willen zu einer deutschen Olympiabewerbung. Olympia könnte ein „Booster“ für den Sportstättenbau sein, außerdem die Sportbegeisterung der Bevölkerung stärken. Als Beispiel nannte sie die Spiele in Frankreich, die dazu geführt hätten, dass Grundschüler im Nachbarland nun jeden Tag eine Schulstunde Sport hätten.

„Ich will Olympia“, betonte Faeser, wobei Fechner ergänzte „in Lahr“. Allgemeines Gelächter war die Folge, der Gedanke von Olympia in der Stadt wurde aber nicht weiter verfolgt.