Um dem Datenschutz Genüge zu tun, will die Verwaltung das Servicecenter im Erdgeschoss des Bürgerzentrums umbauen. Foto: Biermayer

Die Bad Liebenzeller Verwaltung will das Erdgeschoss im Rathaus umbauen. Neben dem Datenschutz soll so dem Personal ein angenehmeres Arbeiten ermöglicht werden. Allerdings: Dem Gemeinderat ist der Entwurf zu teuer.

Vor rund 20 Jahren wurde das mittlerweile nicht mehr ganz so neue Bürgerzentrum gebaut. Das Servicecenter im Erdgeschoss wurde als offene Halle realisiert. Architektonisch ist das ohne Zweifel schön. Doch über die Jahre haben sich die Bedürfnisse geändert. Mittlerweile zeigt die Erfahrung, dass die offene Bauweise energetische und schallschutztechnische Nachteile mit sich bringt.

 

Und dann ist da noch der Datenschutz. Wer ins Rathaus geht, um etwas zu erledigen, muss dabei oft personenbezogene Daten angeben. Die gehen keinen Dritten etwas an. Im offenen Foyer lassen sich solche Angaben aber leicht mithören. Das ist auch der Datenschutzbeauftragten der Stadt aufgefallen. Das Bauamt hat deshalb nun im Gemeinderat einen Entwurf vorgelegt. Ein Umbau soll die Probleme lösen.

Holzständerwände Alvaro Campillo aus dem Bauamt hatte eine klare Idee. „Ich stelle mir Kuben vor, die in sich selber stehen“, erklärte er. Holzständerwände mit eingebauten Schränken sollen die räumliche Trennung schaffen. Diese reichen allerdings nicht bis an die Decke. Die wird laut Campillos Plänen abgehängt. Das sorgt für den notwendigen Schallschutz.

Umbau für 70 000 Euro

Eine Infotheke, an welcher Bürger begrüßt werden, solle demnach weiterhin offen und „freundlich“ gestaltet werden. Der Umbau kostet laut Sitzungsvorlage 70 000 Euro.

Sebastian Kopp (UL) wollte wissen, wie viel Energie durch den Umbau eingespart werde. Denn das spare der Stadt auch laufende Kosten. Campillo antwortete, dass er nicht sagen könne, wie viel Kilowatt konkret eingespart würden. „Aber sicher was“, sagte er.

Die Verwaltung solle sich am vom Gemeinderat beschlossenen Klimaschutzkonzept orientieren, so Kopp. Das besage, dass die energetischen Auswirkungen bei allen Entscheidungen berücksichtigt werden müssen.

Kopp schlug vor, aus energetischen Gründen geschlossene Räume zu schaffen. Abgetrennte Räume seien nicht umsetzbar, meinte Campillo. Dafür seien die Decken zu hoch. Er hatte auch architektonische Bedenken. Aufgrund der Verglasung zum Innenhof säßen die Mitarbeiter dann „wie in einem Affenkäfig“.

Bessere Arbeitsplätze

Es gehe auch um die Aufenthaltsqualität. Geschlossene Räume seien baulich nicht umsetzbar, so Hauptamtsleiterin Silvia Schuler. Deshalb könne man energetisch auch nichts machen. Campillo nannte das Rathaus in Calw als mögliches Beispiel. Allerdings sei diese Bauweise sehr teuer.

Keine freien Büros Maik Volz (CDU) berichtete, dass viele Bürger ihm gegenüber Unverständnis geäußert hätten. „Warum kürzen wir im Haushalt, aber nicht beim Rathaus?“, hätten ihn viele gefragt. Um den Datenschutz zu gewährleisten, könnten auch andere Räume im Gebäude genutzt werden. Haushaltstechnisch komme die Maßnahme zum falschen Zeitpunkt. „Die Bauhofmitarbeiter warten seit wie vielen Jahren auf bessere Arbeitsplätze?“, fragte sich Franziska Dürr (CDU).

„Wir werden energetisch nix verändern, weil wir nichts an der Gebäudehülle machen“, merkte Marco Hofmann (ZBL) an. Ein Windfang beim Eingang würde etwas bringen, sei aber schwierig umsetzbar.

Bürgermeister Roberto Chiari erinnerte daran, dass es um den Datenschutz gehe. Der sei auch billiger zu haben, war Thomas Becker (UL) überzeugt. Linien auf dem Boden, Schilder die auf den Diskretionsabstand hinwiesen oder normale Trennwände – all das sei günstiger als der Entwurf der Verwaltung.

Keine freien Büros

Klimatechnisch sei keine Verbesserung zu erreichen, war Dietmar Fischer überzeugt. Für den Datenschutz gebe es andere Büros im Rathaus, war er sich sicher. Campillos Entwurf fand er trotzdem gut. Denn aktuell säßen die Mitarbeiter – vor allem im Winter – im Luftzug. Dass sich das verbessere, „steht im Vordergrund“, so der Ex-Bürgermeister.

Auch Ekkehard Häberle (ZBL) fragte nach freien Räumen im Gebäude. Schuler und Chiari wiesen beide darauf hin, dass es keine freien Büros im Rathaus gebe. Der Entwurf sei zwar für die Mitarbeiter gut, so Martin Hirschberger (CDU). „Alle anderen Argumente stechen aber mehr“, so sein Urteil.

Fertige Module billiger? Nina Stark (UL) hatte einen Sparvorschlag. Campillos Entwurf sei zwar schön, aber zu teuer. Es gebe fertige Module, welche als Räume genutzt werden können. Die kosteten die Hälfte im Vergleich zum Plan der Verwaltung. Campillo meinte, er sei offen für Vorschläge. Kopp beantragte die Entscheidung zu vertagen, bis die Verwaltung die offenen Fragen geklärt habe. Das beschloss der Gemeinderat bei Gegenstimmen von Dietmar Fischer (CDU) und Oliver Jäger (UL).