Momentan residiert im Eingangsbereich des Wohngebietes Vauban noch das Kommando Rhino. Doch wenn es nach dem Willen der Stadt Freiburg geht, ist damit demnächst Schluss. Sie will das Gelände der Wagenburg für einen Hotelbau räumen lassen. Foto: Haid

Illegale Wagenburg in Freiburg steht vor dem Aus: Bewohner müssen einem Hotelbau weichen.

Freiburg - Am Eingang des Freiburger Ökostadtteils Vauban steht seit rund zwei Jahren eine Wagenburg. Doch damit soll nun Schluss sein. Den Wagenburglern, die sich Kommando Rhino nennen, droht die Zwangsräumung.

Rund 30 Menschen leben in der Wagenburg, das Gelände haben sie seinerzeit illegal besetzt, um den Bau eines »Green Business Centers« zu verhindern. Das Projekt platzte – aber nicht wegen der Wagenburg, sondern weil dem Investor die Luft ausging. Mittlerweile ist auf dem Gelände der Bau eines Wohnhauses und eines Hotels, in dem auch behinderte Menschen Arbeit finden sollen, beschlossene Sache.

Doch die Wagenburgler, die sich als alternatives »Kulturkollektiv« verstehen, wollen nicht gehen. Lange ging es zwischen Stadt und Besetzern hin und her. Im liberalen Freiburg gibt es bereits seit Jahren mehrere legale Wagenburgen, doch nun droht den »Rhinos« die Räumung.

Räumung ist umstritten

Am Sonntag endet die Duldung, doch die Räumung ist nicht unumstritten: Im Gemeinderat gibt es am linken Ende der politischen Landkarte Fürsprecher für die »Rhinos« und ein »runder Tisch« hat in den vergangenen Monaten versucht, als Mittler zwischen den Besetzern und den Behörden zu fungieren. Die Vertreter des »runden Tischs« werten die anstehende Räumung gestern in einer Pressemitteilung als »Skandal«, die »Rhinos« werfen der Stadt eine rigide Verhinderungspolitik vor: Man wolle ihr Kollektiv zerschlagen und ihr Recht auf alternative Lebensweisen untergraben, heißt es.

Alternativgrundstücke, wie sie zuletzt von FDP-Stadtrat Nikolaus von Gayling auf seinem privaten Grund vorgeschlagen wurden, passten entweder den »Rhinos« nicht ins Konzept, weil sie außerhalb der Stadtgrenze lagen und keine Straßenbahnhaltestelle vor der Wagentür zu bieten hatten, oder sie waren räumlich und aus Naturschutzgründen ungeeignet.

Nicht wenige in der Stadt kritisieren immer wieder das Aufheben, das um das linksalternative Häuflein im Stadtteil Vauban gemacht wird. Vor allem die Einforderung des Rechts auf frei verfügbare Plätze für das Leben in einer Wagenburg stößt manchem bitter auf. Von »Gutsherrenmanier« ist da immer wieder die Rede.

Friedliches Image hat gelitten

Der Vorschlag der Platzbesetzer, das Gelände, auf dem sie stehen, mit zinslosen Darlehen zu kaufen, nachdem die weitere Nutzung längst beschlossene Sache war, wurde von keinem wirklich ernst genommen.

Das friedliche Image der Gruppe hat zudem gelitten, als in der vergangenen Woche in einem Akt von Vandalismus am Neubau des Regierungspräsidiums mehrere Glasscheiben zerstört wurden. Der Schaden ging in die Zehntausende, so der Behördensprecher Joachim Müller-Bremberger. Der Anschlag, so Polizeisprecher Ulrich Brecht, geht »höchstwahrscheinlich« auf das Konto des Umfelds der Wagenburgler.

Für das Wochenende haben die Platzbesetzer nun eine große »2 Jahre Kommando Rhino«-Party in Aussicht gestellt. Die Räumung befürchten sie schon in der Nacht zum Montag. Polizei und Stadt bestätigen diesen Termin allerdings nicht.

Gestern Nachmittag gab es noch einmal einen Gesprächsversuch im Rathaus. »Wir gehen davon aus, dass dabei nichts rauskommt«, sagte Rathaussprecher Walter Preker. Dass man sich zu lange von den Besetzern auf der Nase habe rumtanzen lassen, will er nach zwei Jahren Platzbesetzung nicht gelten lassen: »Wenn wir geräumt hätten, ohne dass am Folgetag die Bagger für das Bauprojekt anrücken, hätten wir sofort wieder mit einer Besetzung rechnen müssen.« Das sei nun anders. Sobald die Wagenburg verschwunden sei, werde mit dem Hotelbau begonnen.