Alwin Wagner, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein Foto: Deckert

Die Rückkehr zum Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent zum Jahreswechsel habe die Gäste zwar bisher nicht spürbar vergrault, sagt der stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein Alwin Wagner. Ein Drittel der Betriebe im Gastgewerbe rechne aber damit, dass sich die Geschäftslage weiter verschlechtert.

Die Rückkehr zum Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent fürs Essen in der Gastronomie zum Jahreswechsel hat die Gäste zwar bisher nicht spürbar vergrault, so Alwin Wagner. Die Lage sei dennoch unübersichtlich.

 

Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein (IHK) in Freiburg kann keine Entwarnung für die Hotellerie und Gastronomie im Raum Freiburg geben: ein großer Teil der Hotel- und Gaststättenbetriebe in der Region erwarte für die nahe Zukunft sinkende Beschäftigtenzahlen. Ein Drittel rechne damit, dass sich die Geschäftslage verschlechtert.

Negative Auswirkungen

Zwar melden insgesamt 97 Prozent der befragten Betriebe im Kammerbezirk für den Moment nach wie vor eine befriedigende bis gute Geschäftslage. Dass die Mehrwertsteuer sich negativ auswirken werde, werde aber erwartet, so Wagner bei der Vorstellung des aktuellen IHK-Konjunkturberichts. Und auch im Handel sei eine wirkliche Erholung derzeit nicht zu spüren, wenngleich Geschäftslage und -erwartungen zuletzt wieder etwas Schwung aufgenommen hätten.

Frage man die Unternehmen, so werde vor allem die als nicht verlässlich wahrgenommene Wirtschaftspolitik des Bundes immer häufiger als aktuell größtes Problem genannt, erklärt Wagner weiter. Da werde „zu viel reinregiert“ bei den Unternehmen und die Ampel-Koalition sei zu sehr in ihren eigenen Problemen gefangen.

Dennoch habe man über alle Branchen hinweg seit dem vergangenen Herbst eine ganz sachte wirtschaftliche Erholung im Kammerbezirk zurückgemeldet bekommen. Außer freilich von der Baubranche. Die liege, wie in der vergangenen Woche bereits vom Handwerk kommuniziert, derzeit mehr oder minder am Boden. Allerdings habe sich auch dort – gegenüber vergangenem Herbst – die Lage ganz leicht gebessert.

Index hat leicht positive Vorzeichen

Mittelfristig würden mehr und mehr Unternehmen mit einer Zunahme der Kurzarbeit und einem Rückgang der Beschäftigung rechnen, so der Kammer-Chef. Eigentlich gehe es nur den Dienstleistern derzeit eher gut, so Wagner. Dort hätte der Index für die Geschäftserwartungen wieder leicht positive Vorzeichen, man rechne wieder mit einem Zuwachs bei den Beschäftigten und die Geschäftslage habe sich gegenüber dem Herbst 2023 deutlich verbessert.

Die Region Freiburg sei davon mehr geprägt als von der Industrie, weshalb sie aktuell im Landesvergleich wirtschaftlich auch leicht überdurchschnittlich dastehe. „Der Index für das Konjunkturklima steht bei 108 Punkten, was auf ein ganz moderates Wachstum schließen lässt.“

Schleichende Verlagerung

Dennoch seien die Meldungen aus der Industrie nicht beruhigend, da man dort „eine schleichende Verlagerung“ von Standorten weg aus Deutschland auszumachen glaube. Und das zu einem Zeitpunkt, wo immer noch 61 Prozent der IHK-Betriebe ihre Finanzlage als Stabil bezeichnen (im Herbst 2023 waren es 68 Prozent). Lediglich 14 Prozent würden über Engpässe beim Thema Liquidität berichten.

Und das, so Wagner, sei eigentlich halbwegs normal. Eine Pleitewelle gebe es nicht. Eher Insolvenzen von Firmen, die sich zuletzt vor allem dank der Corona-Hilfen über Wasser halten konnten. Unterm Strich, so Wagner, trete die Wirtschaft in der Region nach wie vor auf der Stelle.