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Als einen Quantensprung bezeichnete Jürgen Anders, Professor für Digitale Infrastruktur im Ländlichen Raum an der Hochschule Furtwangen, die Entwicklung der Breitbandversorgung im Landkreis.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Im Auftrag der IHK untersucht die Hochschule Furtwangen seit 2012 die Breitbandversorgung für 79 ausgewählte Gewerbegebiete in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Bei der Vorstellung des Breitbandatlas hob IHK-Vizepräsident Hans-Rüdiger Schewe die enorme Bedeutung des Breitbandausbaus für die regionale Wirtschaft hervor. "Dort, wo Breitband und Mobilfunk fehlen, ist die Kommunikation zum Kunden oder im Betrieb erschwert. Das verhindert effiziente Abläufe. Das kostet Zeit und verteuert Produkte", so Schewe. "Unser Wirtschaftsstandort Schwarzwald-Baar-Heuberg hat digital aufgeholt. Der Anteil an gravierend unterversorgten Gewerbegebieten ist in acht Jahren von 40 auf zehn Prozent reduziert worden", erläutert er.

Landrat Sven Hinterseh blickte zurück und wies darauf hin, dass die IHK sehr früh den Finger in die Wunde gelegt habe. 2014 sei der Zweckverband gegründet worden mit der Aufgabe, ein flächiges Breitbandnetz zu bauen. "Das war damals ganz schön mutig", so Hinterseh im Rückblick. Seither seien mehr als 100 Millionen Euro investiert und viele Ortsnetze realisiert worden. Trotzdem sei noch viel zu tun. Fünf bis sieben Jahre und weitere 150 Millionen Euro seien notwendig.

Situation hat sich verbessert

Während die 79 für die Befragung ausgewählten Gewerbegebiete 2012 stark unterversorgt waren, hat sich die Situation laut Jürgen Anders deutlich verbessert.

In Versorgungsgrad und Zufriedenheit könne man von einem Quantensprung sprechen. In Gewerbegebieten gebe es zu 89 Prozent eine flächendeckende Versorgung mit mindestens 100 Megabit pro Sekunde. Dadurch sei es vielen Unternehmen erst möglich geworden, sich mit Themen wie zum Bespiel Nutzung von Daten-Clouds zu befassen. Die Anschlussquote liege bei den Unternehmen bei über 80 Prozent. Allerdings sei bisher nur jeder zweite Anschluss aktiviert worden, was hinter den Erwartungen zurückbleibe, so Jürgen Anders. Dies liege zum Teil an langfristigen Verträgen, an die die Firmen gebunden seien, aber in manchen Fällen auch an der notwendigen Umstellung der IT der Unternehmen im Zuge des Anschlusses.

Weiterführende Maßnahmen seien unter anderem die Förderung des Wettbewerbs und die Erhöhung der Anschlussraten. "Außer in den Gewerbegebieten ist in Zeiten von Homeoffice auch ein weiterer Ausbau in Wohngebieten erforderlich", so Jürgen Anders.

Dazu hatte Philipp Hilsenbek, Geschäftsbereichsleiter Standortpolitik bei der IHK, gleich ein Beispiel parat. Er berichtete von einem Unternehmen, bei dem auch einige Fachkräfte beschäftigt sind, die nicht in der Region wohnen und nur durch die Möglichkeit zum Homeoffice gewonnen werden konnten. Für solche Arbeitsplätze ist eine schnelle Anbindung über Glasfaser in die Firmenzentrale unerlässlich.