Heimische Unternehmen müssen sich auf empfindliche Zölle und zusätzliche Handelsbarrieren einstellen, wenn Donald Trump im Januar erneut zum US-Präsidenten vereidigt wird, lautet die Einschätzung der IHK Reutlingen.
„Zölle von 10 oder 20 Prozent für Lieferungen in die USA werden unsere Wirtschaft stark treffen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Epp. Grund: Die Vereinigten Staaten sind wichtigster Handelspartner regionaler Firmen. Knapp 400 Unternehmen aus den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalb unterhalten wirtschaftliche Beziehungen dorthin. „Zölle machen Exporte deutlich teurer und verschlechtern damit die Marktposition“, so Epp.
Die IHK Reutlingen schreibt in ihrer Stellungnahme: „In der Folge könnten regionale Firmen gezwungen sein, sich mit eigener Produktion stärker in den USA zu engagieren, um die Zugangsbarrieren zu umgehen. Das hätte Auswirkungen auf die Region: Produktion würde verlagert, das träfe auch heimische Arbeitsplätze. Dazu kommt eine veränderte Außen- und Sicherheitspolitik. Donald Trump will sich stärker auf China konzentrieren. Für deutsche Exporteure könnte dies bedeuten, dass sie sich möglicherweise entscheiden müssen, mit wem sie Geschäfte machen – entweder mit den USA oder mit China.“
Fokus sollte auch auf anderen Märkten liegen
„Firmen sind gefordert, ihre Exportstrategien weiter anzupassen und einseitige Abhängigkeiten zu vermeiden“, erklärt Martin Fahling, Bereichsleiter International und Internationale Fachkräfte bei der IHK. Ein verstärkter Fokus sollte vor allem auf den europäischen Binnenmarkt und neue Märkte in Südostasien und Zentralasien gelegt werden. „Der Druck zur Diversifizierung der Absatz- und Beschaffungsmärkte wird steigen“, so Fahling.
„Wir müssen auch im Angesicht dieses Wahlergebnisses den Standort Deutschland dringend neu denken“, mahnt IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Epp. Die anhaltend hohen Energiekosten, die mangelnde Infrastruktur und die umfassenden Bürokratielasten werfen Deutschland im Wettbewerb zurück. „Wir müssen aufpassen, dass wir die Firmen nicht ins Ausland treiben“, so Epp. „Diese Themen muss die Politik dringend angehen.“
Enge Verbundenheit der Region mit USA
Die Auswirkungen der US-Wahl werden die regionale Wirtschaft in den nächsten Wochen stark beschäftigen. Schon nächste Woche, am 12. November, werden sich heimische Exporteure mit dem Präsidenten der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer in Atlanta digital treffen und über die Folgen der erneuten Trump-Präsidentschaft diskutieren.
Die Region Neckar-Alb ist seit Jahrzehnten eng mit den USA verbunden. Für Firmen sind sie bisher das Exportziel Nummer eins. Knapp 400 Unternehmen unterhalten wirtschaftliche Beziehungen, mehr als 70 sind mit eigenen Niederlassungen oder Produktionsstätten vor Ort. Im Ranking der Investoren, die in der Region Neckar-Alb aktiv sind, liegen die USA auf Platz zwei.