Thomas Bleile und Angela Linsbauer stellen die Zahlen und Themen der IG Metall für 2022 vor. Foto: Pohl

Die vergangenen beiden Corona-Jahre waren für Unternehmen und Arbeitnehmer nicht leicht. Thomas Bleile, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Villingen-Schwenningen, berichtet über die gewerkschaftliche Situation, Mitgliederzahlen und die bevorstehende Tarifrunde 2022.

Villingen-Schwenningen - Ein ereignisreiches Jahr steht den Mitgliedern der IG Metall ins Haus. Betriebsratswahlen, Jugend- und Auszubildendenvertreterwahlen, Schwerbehindertenvertreterwahlen und allen voran die Tarifrunde ab Ende Oktober. In letztere setzt Thomas Bleile, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Villingen-Schwenningen, große Hoffnungen. Nicht nur, um für die Mitglieder nach der zuletzt großen Tarifrunde im Jahr 2018 und nach zwei Corona-Jahren wieder verbesserte Konditionen herauszuhandeln, sondern vor allem mit Blick auf die Mitgliederzahlen. Diese haben im vergangenen Jahr nämlich stark gelitten.

Beim jährlichen Pressefrühstück legt Bleile die Entwicklung seit 2015 vor. Während die Mitgliederzahl auf Bezirks- und Bundesebene um 1,78 beziehungsweise 2,10 Prozent gesunken ist, steht in Villingen-Schwenningen ein dickes Minus von 4,56 Prozent – jeweils im Vergleich zum Vorjahr. In absoluten Zahlen sind das 338 Mitglieder weniger. Dem gegenüber stehen lediglich 217 Neueintritte. Und das ist laut Bleile nur etwa die Hälfte von dem, was sich die IG Metall VS zum Ziel gesetzt hat. Doch woran liegt es?

Persönlicher Kontakt fehlt

Bleile macht überwiegend die Corona-Pandemie dafür verantwortlich. "In erster Linie kommen wir durch Corona nicht mehr in die Betriebe. Auch Betriebsversammlungen finden nur noch digital statt, sodass es für uns schwer ist, greifbar zu sein. Dieser Kontakt fehlt." Hinzu komme, dass die letzte Tarifrunde ebenfalls digital stattgefunden hätte und zudem eher eine Informationsrunde gewesen sei. "Der Zuspruch war zwar gut, aber auch das ersetzt nicht den persönlichen Kontakt", erläutert Bleile. Außerdem sei die letzte Tarifrunde 2020 vom Thema Sicherheit bestimmt gewesen. Forderungen nach Erhöhungen oder Sonderzahlungen seien aufgrund der ungewissen Situation nicht gestellt worden. "Das alles macht es natürlich schwer, neue Mitglieder zu gewinnen."

Manteltarifvertrag nun einheitlich

Als Erfolg der IG Metall sei der einheitliche Manteltarifvertrag Baden-Württemberg zu verbuchen, der seit Jahresbeginn gilt. "Wir haben es geschafft, aus bislang sechs Manteltarifverträgen in drei Tarifgebieten einen zu machen", ist Bleile stolz. Und auch in Sachen Manteltarif für Auszubildende tut sich etwas. Wichtigster Punkt hier: "Seit dem 1. April 2021 gilt der neue ›Manteltarifvertrag Ausbildung‹, in dem nun Studierende der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, die gleichzeitig in einem Unternehmen in unserem Bundesland angestellt sind, aufgenommen sind. Das gewährleistet ihnen nicht nur eine 35-Stunden-Woche und die entsprechende Vergütung, sondern auch die Ausstattung mit Lern- und Arbeitsmitteln, ›die dem technischen Stand der Zeit entsprechen müssen‹", erklärt Gewerkschaftssekretärin Angela Linsbauer.

"Super-Wahljahr" und neue Gesichter

2022 deklariert die IG Metall als "Super-Wahljahr". Zwar blickt man von Villingen-Schwenningen nur aus der Ferne auf die anstehenden Landtagswahlen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und im Saarland. Doch in Kombination mit den Betriebsratswahlen sowie den Wahlen der Jugend- und Auszubildendenvertreter und der Schwerbehindertenvertreter bei der IG Metall bekommt das Thema Wählen auch in unserer Region Gewicht. "Wir schätzen, dass wir etwa ein Drittel neue Gesichter in den Gremien haben werden", blickt Thomas Bleile auf den Wahlzeitraum des Betriebsrates von 1. März bis 31. Mai. Eines der Hauptthemen wird dabei sein, die soziale und ökologische Transformation in den Unternehmen voranzubringen. Dabei gehe es auch darum, Betriebe bei der Qualifizierung ihrer Mitarbeiter mit Blick auf neue Produkte und die Digitalisierung zu begleiten und Weiterbildung zu ermöglichen.