Von den 1700 Mitarbeiter Bosch-Beschäftigten in Leinfelden sind 500 in der Produktion tätig. Dort soll nun gespart werden. Die IG Metall droht indes sogar mit rechtlichen Konsequenzen.
Stuttgart - Der Technologiekonzern Bosch will am Standort Leinfelden bei Stuttgart bis Mitte 2019 rund 350 der insgesamt 500 Arbeitsplätze in der Produktion abbauen. Dies sei den Arbeitnehmervertretern vor kurzem mitgeteilt worden, schreibt die IG Metall in einer Mitteilung. „In Leinfelden soll allein die Bohrhammer-Montage mit 150 Arbeitsplätzen verbleiben“, heißt es bei der Gewerkschaft weiter. „Die jetzt vorgestellte Planung zur künftigen Struktur des Standorts ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten“, wird die Betriebsratsvorsitzende des Standorts, Karin Solda, in der Mitteilung zitiert. Insgesamt sind am Standort 1700 Mitarbeiter beschäftigt. Die meisten davon sind in der Entwicklung und im Vertrieb tätig.
Dass am Bosch-Standort Leinfelden Handlungsbedarf besteht, wissen die Beschäftigten, sagte ein Bosch-Sprecher. Auf einer Betriebsversammlung seien sie darüber informiert worden. Die von der IG Metall genannten Zahlen wollte er allerdings nicht kommentieren. Der Grund dafür seien die laufenden Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern; den Ergebnissen wolle er nicht vorgreifen. Den Handlungsbedarf begründete der Sprecher mit strukturellen Schwierigkeiten; Bosch sei weder mit der Auslastung noch mit der Kostenentwicklung am Standort zufrieden, so der Sprecher weiter. Konkreter wollte er die Probleme aber nicht benennen. In den Gesprächen soll nun eine „zukunftsfähige Aufstellung“ des Standorts erarbeitet werden. Um „in Ruhe verhandeln zu können“, erklärte der Sprecher, sei die bestehende Betriebsvereinbarung zur Beschäftigungssicherung zunächst bis Ende Juni 2017 verlängert worden. Es bestehe zudem die Option die Beschäftigungssicherung noch weitere drei Monate länger bis Ende September auszudehnen.
IG Metall mahnt Gespräche an
Gerhard Wick, der erste Bevollmächtigte der IG Metall in Esslingen, rügte, dass die Betriebsvereinbarung zwar verlängert, jedoch nie neu verhandelt worden sei. Aber genau diese Verhandlungsverpflichtung sei in der Vereinbarung niedergeschrieben worden. Zudem habe das Unternehmen die für den Standort versprochenen Investitionen nicht getätigt. Um welche Investition und um welche Größenordnung es sich dabei handelt, konnte er nicht sagen. Nun prüfen die Vertreter der Arbeitnehmer, ob sie rechtlich dagegen vorgehen. Wick wies aber auch darauf hin, dass Bosch durchaus in den Standort Leinfelden investiere. Derzeit werde ein Bürogebäude gebaut, dass 2018 bezugsfertig sein soll.
Der Zulieferer fertigt in Leinfelden Bohrhämmer sowie Winkelschleifer. Nach Informationen der IG Metall dürften künftig nur noch die größeren Hämmer aus dem Werk kommen. Wohin die Produktion der Winkelschleifer und der kleineren Bohrmaschinen verlagert werden könnte, ist unklar. Auch die Herstellung von Elektromotoren und Komponenten für andere Bosch-Werke habe in Leinfelden wohl keine Zukunft, befürchtet Wick. Diese Produktion könnte ins Werk Sebnitz bei Bautzen verlagert werden.
Viele Ältere in der Produktion
Wütend hätten die Mitarbeiter auf die angekündigten Maßnahmen des Konzerns reagiert, erläuterte der Esslinger IG Metall-Chef Wick. „Der Vorschlag der Geschäftsführung ist weit schlimmer, als wir nach den Ausführungen auf der Betriebsversammlung befürchtet hatten“, kommentierte die Betriebsratsvorsitzende Solda. Wick erklärte: „Der Vorschlag der Geschäftsführung ist an Fantasielosigkeit nicht zu überbieten. Die Beschäftigten bei Bosch in Leinfelden haben in der Vergangenheit gute Gewinne erwirtschaftet. Daraus erwächst für das Unternehmen die Verpflichtung Arbeitsplätze hier am Standort zu sichern“. In der Produktion in Leinfelden seien viele ältere Beschäftigte tätig – sowohl Facharbeiter als auch Angelernte. Viele davon seien Frauen. Angedacht ist offensichtlich, dass von den Beschäftigten, deren Job abgebaut wird, 60 eine andere Stelle im Betrieb angeboten werden soll; etwa im Werkschutz. Wick sieht das kritisch.
Bosch macht gute Geschäfte mit Elektrowerkzeugen. 2016 sei das erfolgreichste Jahr in der Geschichte gewesen, sagte Henning von Boxdorf, der Vorsitzende der Geschäftsführung von Bosch Power Tools, kürzlich. Gut 50 Millionen Elektrowerkzeuge seien 2016 verkauft worden. 4,5 Milliarden Euro setzt Bosch in diesem Bereich um, 85 Prozent davon im Ausland. Beschäftigt werden weltweit 20 000 Mitarbeiter. Handlungsbedarf besteht nach Angaben des Sprechers nur am Standort Leinfelden.