Für 70 Jahre Mitgliedschaft ehrten Maren Diebel-Ebers (links) und Dorothee Diehm (rechts) Paul Wacker (Zweiter von links) und Werner Burger. Foto: Hering

Ins Haus des Gastes hatte die Gewerkschaft IG Metall eingeladen, um ihre Jubilare für 25, 40, 50, 60 und 70 Jahre Mitgliedschaft zu ehren.

Der IG Metall-Bereich umfasst die Regionen Calw, Nagold, Horb und Freudenstadt sowie Oberndorf und Schramberg. In ihrer Rede sprach die Erste Bevollmächtigte Dorothee Diehm die beiden anwesenden Jubilare direkt an, die seit 70 Jahren Mitglied sind: „Ihr seid Teil der IG Metall, wenn es um unsere Ziele wie gute Arbeit, gutes Leben, Gerechtigkeit und Anstand gegenüber den Beschäftigten in den Betrieben geht.“

Werner Burger trat am 1. Dezember 1953 mit 15 Jahren zum Beginn seiner Ausbildung in die Gewerkschaft ein. Damals war ein Stundenlohn von 20 Pfennig der wöchentliche Gewerkschaftsbeitrag. Dieser wurde bar bezahlt, da es noch keine Konten gab. Damals wurden keine Frauen eingestellt, die älter als 32 Jahre waren.

Paul Wacker trat am 1. Mai 1953 mit 19 Jahren ein. Damals gab es noch die 48-Stunden-Woche mit sechs Arbeitstagen. Am Samstag ging es ins Lohnbüro, wo der Wochenlohn mit der Lohntüte abgeholt wurde. Die Jubilarrede hielt die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Baden-Württemberg, Maren Diebel-Ebers. Sie gab einen Überblick über die geschichtlichen und politischen Entwicklungen in Deutschland in den Jahren, als die Jubilare in die Gewerkschaft eintraten.

Deutschlands Entwicklung

1953 war der DGB vier Jahre jung, das Betriebsverfassungsgesetz ein Jahr in Kraft. Am 17. Juni protestieren Millionen in der DDR gegen die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Der Protest wurde gewaltsam niedergeschlagen.

1963 stand im Zeichen des Wirtschaftswunders. Der Ehemann durfte nicht mehr alleine die Entscheidungen über das gemeinsame Eheleben treffen. Frauen durften jedoch nur arbeiten, wenn sie ihren Pflichten in Ehe und Familie gerecht wurden.

„Das aktuelle Sportstudio“ erstmals von einer Frau moderiert

1973 wurde „Das aktuelle Sportstudio“ erstmals von einer Frau moderiert, wobei der Versprecher „Schalke 05“ für Schlagzeilen sorgte. Für die Gewerkschaftsbewegung sei es in Hinblick auf Kündigungsschutz, Verdienstabsicherung für ältere Arbeitnehmer, Mindesterholungszeiten, die 40-Stunden-Woche, sechs Wochen Urlaubsanspruch sowie Weihnachtsgeld ein ereignisreiches Jahr gewesen.

1983 demonstrierten die Gewerkschaften und die Friedensbewegung gegen den Nato-Doppelbeschluss und die Politik der Bundesregierung unter Helmut Kohl.

Anhebung des Rentenalters

1998 bildete sich die erste rot-grüne Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder und die Agenda 2010 mit den Hartz-Gesetzen. Die Folgejahre standen unter den Zeichen Deregulierung und Privatisierung. Die Folge sei die Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre gewesen. Die Absenkung des Rentenniveaus von derzeit 48 auf 43 Prozent konnte von den Gewerkschaften bis 2025 verhindert werden. Die Grundrente wurde erkämpft.

Gemeinderätin Anita Frank sagte als Vertreterin der Stadt Alpirsbach, dass gerade heute, in Zeiten der neuen Technologien und Automatisierung, die Gewerkschaft von großer Bedeutung für eine sichere und gerechte Zukunft sei.

Die Geehrten

70 Jahre:
Werner Burger, Paul Wacker, Gerhard Weber, Anna-Maria Stasch und Erwin Hayer

60 Jahre:
 Otto Faist, Friedrich Haas und Georg Kummer

50 Jahre:
 Kurt Link, Roland Haas, Günther Mager, Adriano Morfeo, Theo Klein, Karl-Heinz Leins, Horst Züfle, Edgar Hagen, Felix Hank, Werner Siemen, Michael Prinz, Heinz Kuhn, Rolf Obergfell, Karlheinz Pfau, Aytün Mühür, Reinhold Schminder, Angelika Riedel, Gerold Keller und Gerhard Trapp

40 Jahre:
 Rudolf Bok, Albrecht Rothfuss, Daniel Hartmann, Uwe Binder, Walter Kübler, Uwe Liszio, Herbert Hamm, Heinz Baechtle, Georg Schreyer, Peter Schnell, Uwe Witog, Wolfgang Kaufmann, Jürgen Graf, Engelbert Hipp, Corina Faupel, Gerda Katz, Marcel Birig, Martina Kobel und Dietfried Heissler 

25 Jahre:
 Petra Irion, Günter Remensperger, Matthias Seckinger, Dagmar Feustel-Kollegger, Bernhard Müller, Melanie Griesshaber, Holger Kida, Markus Müller, Tanja Heid, Hardy Stahl, Gerhard Schäfer und Ralf Piontek