„Die kenne ich doch!“ – in der Projektion gibt es viele Gesichter zu entdecken. Foto: Siegmeier

Die Ausstellung „Ich, ich, ich – Selbstdarstellung heute“ im Forum Kunst stößt auf große Resonanz. Sie läuft bis zum 5. November.

„Ach schau mal, kennst du den? Und die?“ – die riesige Projektion an der großen Wand des Bürgersaals zieht unweigerlich die Blicke auf sich. Da treten die Arbeiten namhafter Künstler wie Tatjana Doll, Ottmar Hörl, Dieter Krieg, Thomas Putze und weitere, fast schon in die zweite Reihe.

 

Denn in der Projektion gibt es viele Gesichter zu entdecken. Selfies in den unterschiedlichsten Positionen und Situationen. Mittels der Projektion kann jeder Interessierte selbst ein Teil der Ausstellung werden. Und diese Gelegenheit wird vielfach genutzt. Tag für Tag kommen neue Selfies hinzu, die dann automatisch in die Projektion aufgenommen und in Dauerschleife projiziert werden.

Im Smartphone-Zeitalter haben Fotos einen anderen Stellenwert

In früheren Jahrhunderten waren die Mächtigen der Gnade der Porträtmaler machtlos ausgeliefert. Aber bereits als die Fotografie Einzug hielt, änderte sich das schlagartig.

Und nun, im Zeitalter von Smartphones mit teils perfekter Kamera, haben Fotos plötzlich einen ganz anderen Stellenwert. Jeder „knipst“ und verbreitet seine Ergebnisse über die sozialen Medien in alle Welt.

Privatsphäre gibt es kaum noch. Das Private wird ins Öffentliche gekehrt. Der Gegensatz von Privat und Öffentlichkeit gehört der Vergangenheit an.

Ob es die exhibitionistische Dokumentation der eigenen Vita oder das investigative, bisweilen voyeuristische Aufspüren des Privaten der Mitmenschen betrifft. Die Vorgehensweisen sind unterschiedlich, führen aber meist zum gleichen Ergebnis: der Aufgabe jeglicher Intimität.

Auch Künstler beschäftigen sich mit Selbstdarstellung

Doch je mehr Menschen ihr Privates preisgeben, desto uninteressanter wird es für die Öffentlichkeit. Auch Tatjana Doll, Anna Herrgott, Albert Hien, Ottmar Hörl, Petr Hrbek, Dieter Krieg, Katharina Mayer, Thomas Putze und Timm Ulrichs haben sich in ihren Arbeiten, die ebenfalls zu sehen sind, mit Selbstdarstellung beschäftigt.

So hat beispielsweise Thomas Putze über sieben Jahre seine Ateliertür bemalt und dabei ein „Altes Ego“, wie er sein Werk betitelt, geschaffen. Ottmar Hörl zeigt einen Spiegel mit der Aufschrift „ich“, Anna Mayer Halbmasken, die die begehrtesten OP-Vorbilder aufzeigen.

Es gibt also eine Menge zu entdecken im Bürgersaal des „Forum Kunst“.

Die Ausstellung ist dienstags, mittwochs und freitags von 14 bis 17 Uhr zu sehen, donnerstags von 17 bis 20 Uhr, am Wochenende von 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.