Michael Ballack bei der Pressekonferenz Foto: dpa

Michael Ballack haut direkt auf den Tisch - die Kapitänsbinde lässt er sich nicht nehmen.

Philipp Lahm hat während der WM gesagt, er will die Kapitänsbinde freiwillig nicht mehr zurückgeben. Was sagen Sie dazu?

Für mich ist das kein Thema. Ich bin ja Kapitän der Nationalmannschaft. Philipp hat Ansprüche zu einem Zeitpunkt geäußert, der sehr unpassend ist. Die Situation ist klar. Ich war verletzt, konnte mich nicht einbringen, bin aber immer noch Kapitän der Nationalmannschaft. Das ist keine Diskussion. Wenn er das anders sieht, soll er mit dem Trainer sprechen. Es ist kein Wunschkonzert.

Es gibt Hierarchien und Ordnungen. Ich werde sicher mit dem Philipp noch das eine oder andere Wort reden, wenn wir uns sehen.

Es gab auch eine Debatte um Ihre zukünftige Rolle in der Nationalmannschaft, die bis zu Rücktrittsforderungen reichte. Wie stark hat Sie das getroffen?

Man gewöhnt sich an das eine oder andere in den Jahren. Doch es gibt immer wieder Diskussionen, die man für etwas überflüssig hält. Es ist immer etwas unglücklich, wenn man verletzt ist und eigentlich gar nichts dafür kann, wenn über einen gesprochen wird. Man kann nicht auf den Fußballplatz gehen und den Kritikern zeigen, was man kann. Das hat mich ein wenig enttäuscht, da ist man recht machtlos.

Hat es Sie besonders getroffen, dass Bayern-Präsident Uli Hoeneß ihren Rücktritt aus dem DFB-Team gefordert hat?

Irritiert hat es mich schon, weil ich eigentlich ein gutes Verhältnis zu ihm habe. Er hätte es mir auch persönlich sagen können, denn er weiß ja, was das für Wellen schlägt, wenn er was sagt. Es kam zu einem Zeitpunkt, der überraschend war. Ich bin fester Bestandteil der Nationalelf und Kapitän. Welche Motivation dahinter steckt, weiß ich nicht genau. Ob er seine Bayern-Spieler besser positionieren will, bleibt Interpretationssache.

Was hat Sie bewegt, nach Leverkusen zurückzukehren, obwohl es besser dotierte Angebote von anderen Vereinen gab?

Vor ein paar Monaten konnte ich es mir nicht vorstellen, in die Bundesliga zurückzukehren. Doch die sportliche Situation hat es ergeben. Beim Abschiedsspiel im Mai für Bernd Schneider habe ich mal wieder die alte Atmosphäre geschnuppert. Ich hatte drei wunderbare Jahre hier, das ist wieder hochgekommen. Ich finde hier eine hervorragende Mannschaft vor, die offensiven Fußball spielt. Da steckt sehr viel Potenzial in der Mannschaft. Es war wichtig, dass ich um die deutsche Meisterschaft mitspielen kann.

Wie läuft Ihre Reha nach der Bänderverletzung?

Alles läuft recht gut - alles nach Plan. Ich will in den nächsten Tagen das Lauftraining beginnen, und wenn das reibungslos läuft, versuche ich in zwei, drei Wochen, ins Mannschaftstraining einzusteigen. Mein Ziel: am ersten Bundesliga-Spieltag fit zu sein.

Wollen Sie mit aller Macht einen Titel mit Bayer gewinnen?

Ich habe immer bei Mannschaften mit guten Spielern gespielt, die mir die Möglichkeit gegeben haben, einen Titel gewinnen zu können. Hier haben wir ein perfektes Umfeld. Entscheidend ist aber die Klasse der Mannschaft, und die ist vorhanden. Natürlich will ich den Titel gewinnen. Es gibt große Konkurrenz und es wollen viele, doch wir wollen es auch.