Er hat den Stein ins Rollen gebracht: Gabriel Clemens und sein sensationeller Halbfinal-Einzug bei der Darts-WM. Foto: Goodwin

Darts ist in aller Munde. Schon seit einigen Jahren erfreut sich der früher mit vielen Klischees behaftete Sport größerer Beliebtheit. Der Wahnsinnslauf von Gabriel Clemens, der ihn bis ins Halbfinale der Weltmeisterschaft gebracht hat, verstärkt diesen Trend spürbar. Doch wie sieht es in Baden-Württemberg aus?

Erste Anlaufstelle für Fragen rund um den Darts-Sport im "Ländle" ist der Badenwürttembergische Dartsverband (BWDV). Dort finden sich Informationen zu Regeln, Wettkämpfen und Vereinen. Ebenfalls ein wichtiger Punkt: Die Jugend. Doch ist es nicht schwierig, Darts und Jugendliche zu verbinden? Schließlich wird ja gerne in Kneipen gespielt, Jugendliche haben dort oft keinen Zutritt.

Oftmals bereits bestehende Vereine als Basis

Jugendwart Kay Kammerer erklärt: "Diese Problematik dreht sich sehr zum Positiven." Kammerer ist der "Chef" eines Dreigestirns, dass sich um die Jugend in Württemberg kümmert. Manuel Ehlert als Jugendleiter und Mira Mannigel als Jugendleiterin unterstützen ihn. Er nennt auch gleich mehrere Thesen, die seine Aussage bekräftigen: "Der Verband schreibt vor, dass nur eingetragene Vereine an offiziellen Spielen teilnehmen dürfen. Daher gliedert sich die Dartsabteilung oft in bestehende Vereine (z.B. Fußball) ein. Zudem sind viele Kneipen mittlerweile in Raucher- und Nichtraucherbereiche unterteilt, neue Vereinsheime werden auch so konzipiert." Doch nehmen die Jugendlichen dieses Angebot auch an? Ist der Darts-Hype zu spüren?

"Es ist definitiv ein Boom zu spüren. Noch sind wir nicht auf dem Vor-Corona-Niveau, aber es geht in die richtige Richtung", erläutert Kammerer. So bekommt er auch unglaubliche viel Anfragen. "Immer wieder heißt es von Eltern: Mein Sohn würde gerne Darts spielen, wo ist das denn möglich?" In Baden-Württemberg gibt es mittlerweile über 2000 Dartsspieler. "Vor 15 Jahren waren es noch 700-800", denkt Kammerer zurück.

Durchhaltevermögen ist manchmal das Problem

Diese Steigerung sei auch bei den Junioren zu spüren. So seien bei Ranglistenturnieren, die es sechs Mal pro Jahr gibt, aktuell 15-20 Spieler am Start. "Problematisch ist teilweise noch das Durchhaltevermögen der Kinder und Jugendlichen. Im Winter wenn die WM ist, herrscht große Euphorie. Im Sommer ist das teilweise schon wieder anders", erläutert Kammerer. Trotzdem spürt er, dass der Sport immer populärer wird - nicht zuletzt dank des tollen Turniers von Gabriel "Gaga" Clemens.

"Das Umfeld erkennt den Sport mehr und mehr an. Egal ob beim Einkaufen oder beim Arzt, man hört immer so Sätze wie 'Hast du das Spiel gestern gesehen?'. Das ist natürlich schön zu sehen." Daher wird auch einiges in die Jugendarbeit investiert - talentierte Spieler extra gefördert. "Wir haben in Göppingen eine Art Stützpunkt, wo die besten Spieler der letzten beiden Turniere immer eingeladen werden", berichtet Kammerer.

Vor Ort wird dann mit den Jugendlichen trainiert. Auf dem Plan stehen auch mentale Aspekte, Fitness und Teamfähigkeit: "Wir schauen uns das genau an. Wir wollen sehen, dass der Jugendspieler dran bleibt, daher wird immer auf die letzten zwei Events geschaut." Außerdem gibt es einmal im Jahr ein Jugendwochenende - alle Spieler dürfen nach Göppingen gekommen, es wird auf Feldbetten übernachtet. "Jeder Teilnehmer bekommt ein Geschenk, wir grillen, spielen Darts", erläutert Kammerer.

Neuer Rekord in Freudenstadt

Auch in der Region greift der Sport um sich. Ob neue kleine Turniere oder bereits etablierte Events - der Mentalsport putzt sich heraus und legt immer mehr sein Kneipen-Image ab. Bereits seit 2013 erfreut sich im Landkreis Freudenstadt eine Dart-Liga großer Beliebtheit. Reinhard Schlegel, Vorsitzender des dazugehörigen Vereins, erklärt: "Der Darts-Sport boomt auch bei uns." Von September bis April treten Teams aus dem ganzen Landkreis gegeneinander an. Schlegel sagt: "Es reicht mittlerweile von Schenkenzell bis Egenhausen. Wir sind derzeit 39 Mannschaften mit 296 Spielern. Das ist Rekord. Es spielen auch 37 Spielerinnen mit und es werden immer mehr."

Dabei ist auch dem Vorsitzenden die schwierige Gewinnung von Nachwuchsspielern bewusst. In der reinen E-Dart-Liga findet eine Großzahl der Spiele in Raucher-Kneipen statt - für Jugendliche ist der Zugang damit nicht gerade einfach. "In Kneipen finden sich viele Automaten vor. Durch Sportheime ändert sich das aber auch so langsam und ich spiele auch lieber im Sportheim als in der Kneipe", sagt Schlegel.

Die Jugend steht im Fokus  

Im kommenden Sommer sollen nun von Seiten der Dartliga Freudenstadt auch erstmals Jugend-Turniere stattfinden, bei denen vielleicht das eine oder andere schlummernde Talent die Liebe zum Sport entdeckt. "Wir sind ein eingetragener Verein. Die Förderung liegt uns am Herzen", erklärt Reinhard Schlegel und führt weiter aus: "Der Zulauf ist schon echt krass. Ich glaube, Darts ist auch immer noch die am schnellsten wachsende Indoor-Sportart." 

Ursprünglich wurde die Dart-Liga Freudenstadt gegründet, um die langen Fahrtzeiten für Hobby-Spieler zu vermeiden, denn: Im ländlichen Schwarzwald können die Strecken auch gerne mal etwas länger ausfallen. Vielleicht ist die Region auch deshalb noch immer ein schwarzer Fleck auf der Darts-Karte im "Ländle". Mit dem neuen Darts-Boom scheint sich das aber allmählich zu ändern. So haben beispielweise die Fußballvereine aus Besenfeld, Göttelfingen, Hallwangen, Grömbach und Egenhausen jüngst ein eigene Darts-Sparte ins Leben gerufen. 

Neue Turniere ploppen auf

Im Landkreis Rottweil steckt die Sportart zwar noch in den Kinderschuhen, doch auch hier wagen sich Darts-Enthusiasten so langsam hervor. Schon seit einigen Jahren findet um die Jahreswende das Masters beim FC Dietingen statt. Neu in diesem Jahr ist auch ein Turnier beim SV Hausen. Der Initiator Valentin Grimm erklärt dazu: "Die Idee ist schon, vielleicht auch eine neue Sparte innerhalb des Vereins zu gründen. Im nächsten Jahr soll es auf jeden Fall eine zweite Austragung geben." Am Ende sind sich aber sicher alle einig: Der Darts-Boom darf gerne noch anhalten.