Die Stuttgarter Hymnus-Chorknaben Foto: Promo

Jedes Jahr am zweiten Weihnachtsfeiertag lädt Stuttgarts größter Knabenchor zu einer vollständigen Aufführung von Bachs „Weihnachtsoratorium“ in den Beethovensaal. Auch 2013 überzeugten die Hymnus-Chorknaben unter Rainer Johannes Homburgs Leitung

Trotz zahlreicher vorausgegangener Stuttgarter Aufführungen von Bachs „Weihnachtsoratorium“ füllte sich der Beethovensaal am frühen Donnerstagsabend fast vollständig. Es sangen die Hymnus-Chorknaben unter der Leitung von Rainer Johannes Homburg. Begleitet wurden sie von dem erweiterten und durch Bläser ergänzten Stuttgarter Kammerorchester. Für besonderen Festglanz sorgten das Trompetenensemble Wolfgang Bauer und Gregor Daszko an den Pauken. Wieder wurden alle sechs Teile des Stücks ungekürzt aufgeführt, das heißt zweimal neunzig Minuten konzentrierter Musik, unterbrochen nur durch eine längere Pause. Ob das sinnvoll ist, steht in diesem Fall nicht zur Diskussion. Die Nachfrage ist da.

Homburg gelingt alles gut proportioniert und geradlinig. Es ist interessant zu hören, wie er die gelegentlich festgefahrene Faktur des Werkes aufraut, wie er einen hohen Grad von musikalischer Festigkeit, von Geprägtheit und Fasslichkeit vermittelt, verbunden mit gezielter innerer Dramatik. Denn die Fortissimo-Ausbrüche des Chores, die emotionale Bewegung und Lyrik der Arien, die säulenartige Festigkeit der Choräle bleiben nicht Gestus, sondern sind in eine übergreifende Konzeption integriert. Leider gehören zu dieser mitunter auch überzogene Tempi.

Die Hymnus-Knaben bieten Fülle, Pracht, Genauigkeit, Sicherheit. Die Instrumentalisten setzen die Partitur konzentriert um. Der Evangelistenbericht von Andreas Post hat Klarheit und Hintergrund, auch seine Tenor-Arien gefallen. Maren Jacob füllt den kleinen Sopranpart mit schlanker Stimme. Elvira Bills runder, weit tragender Alt lotet die Tiefe der „Schlafe“-Arie aus. Der Bass Matthias Gerchen gefällt mit Kraft und Tonfülle zumal in den Rezitativen. Es gibt viel Applaus schon zur Pause, erst recht aber am Schluss des gelungenen Bach-Marathons.