Klavier und Geige sind wichtige Bestandteile in Günther A. Buchwalds Arbeit. Foto: Schrader

Auf großen Publikumszuspruch stieß das jüngste "Konzert im Blauen Salon" im Wolfacher Rathaussaal. Günther A. Buchwald, der mit seinen Stummfilmvertonungen weltweit einen besonderen Ruf genießt, spielte Klassiker von Charlie Chaplin.

Wolfach - Wie der künstlerische Leiter Oliver Schell in seiner Einleitung erläuterte, hat sich der November in Wolfach zum "Stummfilmmonat" entwickelt. Grund dafür sei nicht zuletzt auch die Dunkelheit zu dieser Jahreszeit, die die Projektion der Filme im Rathaussaal wesentlich erleichtere. So begleitete Dirigent, Pianist und Violinist Günther A. Buchwald bei seinem nunmehr dritten Auftritt in Wolfach zwei Filme von Charlie Chaplin auf dem Klavier und der Geige. In dem Kurzfilm "The Pawnshop" aus dem Jahre 1916 geht es um die turbulenten Abenteuer Chaplins als Gehilfe eines Pfandleihers, die auch bei dieser Aufführung für großes Gelächter der Zuschauer sorgten.

Buchwald spielte Klavier und Geige

Buchwald improvisierte hier mit vielfältigem Ideenreichtum und großer Intensität eine überwiegend von treibendem Schwung getragene Musik, die gleichsam die kinetische Energie von Chaplins stets tänzerisch anmutenden Slapstickchoreographien widerspiegelte.

Dabei vermied Buchwald eine nur illustrative Gestaltung der musikalischen Faktur und wich damit auch einer rein auditiven Verdoppelung des visuellen Geschehens im Film aus. Er wusste geschickt mit bedeutungsvollen Pausen und eingeflochtenen Klassikerzitaten wie beispielsweise Schuberts "Forelle" bei einer Szene mit einem Goldfisch im Aquarium besondere Akzente zu setzen.

Dazu kam noch die Geige, die Buchwald auf unnachahmliche Weise zu spielen versteht und sich damit gelegentlich selbst am Klavier begleitete – hohe Kunst der Stummfilmmusik.

Gehörte der erste Film noch in den Bereich der frühen Stummfilm-Komödien, baute Chaplin in dem sehr ambitioniert wirkenden "The Kid" aus dem Jahr 1921 auch scharfe Kritik an den sozialen Zuständen jener Zeit mit ein, die durch den Kontrast zu den Slapstickqualitäten Chaplins umso deutlicher zum Vorschein tritt.

Grundlage für Buchwalds Filmmusikimprovisation bildeten hier die originalen Melodien Chaplins, mit denen er seinen Stummfilm nachträglich vertont hatte. Wie öfters bei Chaplin bewegte sich die Handlung auf dem schmalen Grat zwischen ernsthaftem Anliegen und tränendrüsigem Kitsch. Buchwald verstand es gut, dies adäquat in eine musikalische Form zu gießen, die das alles zusammenhält.

Ein besonderer Höhepunkt war auch hier wieder Buchwalds mehrmaliger Griff zur Geige, insbesondere in der Szene mit den kämpfenden Kindern und in der surreal wirkenden Traumsequenz, in der alle Darsteller mit einem Engelskostüm verkleidet waren.

Nächster Termin steht bereits fest

Die aus dem ganzen Kinzigtal und dessen weiteren Umgebung angereisten weit über 100 Stummfilmfans bedankten sich beim Künstler mit kräftigstem Applaus für dessen grandiose Leistung.

Nach den eher düsteren Filmen "Der Glöckner von Notre Dame" und Murnaus Faustverfilmung wurden in diesem Jahr nun bewusst zwei überwiegend heitere Stummfilme ausgesucht, so Schell. Beim nächsten "Konzert im Blauen Salon" am 15. Januar 2023 wird Konstantin Schmidt Lieder von Georg Kreisler zum Besten geben.

Zur Person

Günter A. Buchwald wurde im Jahr 1952 in Freiburg im Breisgau geboren. Er zählt heute zu den Mitbegründern der Stummfilm-Renaissance. So habe er seit 1978 in rund 2900 Filmkonzerten etwa 2600 verschiedene Stummfilme begleitet. Auch zu internationalen Festivals wie dem "British Silent Film Festival" und dem "Festival Internacional de Cine Recobrado" wurde er eingeladen.