Hundehalter sollten beim Gassi gehen ihre Vierbeiner im Blick haben. Foto: Gambarini/dpa

Hundehalter sind besorgt. In den sozialen Medien verbreitet sich die Nachricht, dass in Boll Giftköder ausgelegt wurden. Ist an der Geschichte etwas dran? Und worauf müssen Herrchen achten? Die Polizei und eine Tierärztin klären auf.

Oberndorf-Boll - Die Nachricht verbreitete sich am Wochenende wie ein Lauffeuer in den sozialen Medien. Eine Hundebesitzerin hatte scheinbar einen Giftköder in der Straße "Enger Schlattweg" in Boll gefunden. Sie mahnte andere Halter zur Vorsicht.

Verdächtige "weiße Substanz"

Auf Nachfrage unserer Redaktion kann die Polizei Entwarnung geben, bei dem Fund handelte es sich nicht um einen Giftköder. Den Beamten wurden Brotscheiben gemeldet, auf denen sich eine verdächtige "weiße Substanz" befindet. Diese stellte sich als Schimmel heraus, so die Pressestelle des Polizeipräsidiums Konstanz.

Doch die Reaktionen in den sozialen Netzwerken zeigen, wie sehr das Thema die Bürger beschäftigt. Im schlimmsten Fall besteht für Hunde Lebensgefahr. In solchen Notsituationen ist schnelles Handeln gefragt. Die Oberndorfer Tierärztin Iris Weber erklärt, worauf Hundehalter achten müssen.

Hund im Blick behalten

An erster Stelle steht die Prävention: Idealerweise sollte verhindert werden, dass Hunde Gift oder andere schädliche Dinge fressen. Auch wenn sich die Vierbeiner in der Natur austoben, Besitzer sollten einen wachsamen Blick auf ihre Tiere haben, rät sie. Falls möglich, sollte man Hunden bereits im Welpenalter antrainieren, nicht alles zu fressen, und ihnen beibringen, auf das Kommando "aus!" zu hören, sagt Weber.

Ein weiterer wichtiger Grund, seinen Hund im Auge zu behalten: Sollte er dennoch etwas Verdächtiges fressen, geschehe das dann nicht unbemerkt. Man könne als Besitzer sofort eingreifen und nicht erst nach Stunden oder gar Tagen, wenn sich der Zustand des Tieres verschlechtert.

Keine Zeit verlieren

Den Vierbeiner selbst zu verarzten oder im Internet erst nach Hausmitteln zu recherchieren, koste nur wertvolle Zeit, so Weber. Wenn der Verdacht auf eine Vergiftung besteht, sollte schnellstmöglich der nächste Tierarzt aufgesucht werden.

Damit dieser auch weiß, was zu tun ist, sollten Hundehalter versuchen, herauszufinden, was das Tier gefressen hat. Wenn Giftköder verschluckt wurden, versucht der Arzt, den Hund mit bestimmten Medikamenten zum Erbrechen zu zwingen, um das Gift so aus dem Körper herauszubekommen. Bei einer verschluckten Rasierklinge würde man allerdings die Speiseröhre beschädigen. Deshalb muss in so einem Fall operiert werden.

Gefahren im Haushalt

Auch wenn die Hundehalter besorgt sind: Fälle, in denen Hunde durch böswillig ausgelegte Köder vergiftet werden, seien vergleichsweise selten, so Weber. Viele Vergiftungen ereignen sich tatsächlich zu Hause in den eigenen vier Wänden, weiß die Tierärztin.

Schokolade, Medikamente, wie Ibuprofen oder Paracetamol, Frostschutzmittel und andere potenziell gefährliche Gegenstände beziehungsweise Substanzen sollten für die Vierbeiner unzugänglich aufbewahrt werden. "Die Tiere sind äußerst neugierig. Sie können aber an Stellen gelangen, die für Kleinkinder unerreichbar sind. Das ist eine Gefahr, die häufig unterschätzt wird", sagt die Tierärztin.