Wenn Hunde im Wald Wurst mit Nägeln und Schrauben oder präpariert mit Gift essen, kann es für sie lebensgefährlich sein. In Hausach wurden am KInzigdamm hinter dem Stadion Giftköder entdeckt. Foto: Gambarini (Symbolfoto)

In Hausach geht wieder ein Giftköder-Leger um. Am Kinzigdamm hinter dem Stadion wurden präparierte Leckerlies gefunden. Ein Tier soll daran gestorben sein. Es ist nicht der erste Fall – ein Täter wurde bislang nie gefasst.

Hausach. Michaela Keller, selbst Züchterin von Briard in Hausach, bestätigt den aktuellen Giftköder-Fall gegenüber unser Redaktion. "Am Damm hinter der Metzgerei Decker wurden mehrere Giftköder gefunden. Ich selbst gehe da nicht mit meinen Hunden, habe aber schon Hundebesitzer gesehen, die betroffen sind", so Keller. Ein Hund soll an dem Giftköder gestorben sein. Keller kenne die Besitzerin dieses Hundes "vom sehen her." Einer ihrer Hunde war bislang nicht betroffen. "Ich ärgere mich ja auch mal über Hundekot, aber so ein Verhalten ist gegenüber dem Tier existenzverachtend. Um einen Täter zu ermitteln, haben wir Hundebesitzer auch schon überlegt, am Damm Überwachungskameras zu installieren. Das ist allerdings aufgrund des Datenschutzes kompliziert."

Hohe rechtliche Hürden für Kameraüberwachung

Das bestätigt auch Yannik Hilger, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Offenburg. "Es ist sehr schwer, die Täter dingfest zu machen, wenn man sie nicht auf frischer Tat ertappt. Für Kamera-Überwachung an öffentlichen Orten, wo auch viele komplett unschuldige Hundebesitzer unterwegs sind, sind die rechtlichen Hürden sehr hoch." Für den aktuellen Giftköder-Fall liege der Polizei allerdings auch keine Anzeige vor. "In den vergangenen Jahren kam es allerdings im Ortenaukreis immer wieder zu aktenkundigen Fällen", so der Pressesprecher.

Katharina Höllstern-Fastner ist einer der Hundebesitzerinnen, deren Tier schon mit einem präparierten Köder in Kontakt war. "Meine Pyrenäenberghund-Dame hat im vergangenen Jahr an der Kinzig hinter dem Stadion in Hausach einen Köder mit Schrauben gegessen. Die Schrauben hat sie dann erbrochen und danach ging es ihr wieder gut", berichtet sie. "Am Damm hinter der Metzgerei ist eine beliebte Gassi-Runde. Ich vermute, der Täter hat das im aktuellen Fall gewusst. Ich selbst lasse meinen Hund dort jetzt nicht mehr frei laufen."

"Mit den Giftködern am Damm hat mein Hund bislang keinen Kontakt gehabt, aber ich weiß noch genau, wann mein Ben im Herrrenwald in der Nähe vom Hausacher Stadion Nägel und Schrauben in einer Wurst gegessen hat. Das war am 13. März 2020", berichtet auch Sabine Kraft gegenüber dem Schwarzwälder Boten von einem vergangenen Fall. Ihr Hund habe sich damals nicht erbrochen. "Das, war, so hat es mir der Tierarzt später gesagt, war auch sein Glück. Denn ein Nagel lag quer im Magen und hätte beim Erbrechen schwere Verletzungen verursacht. Meine zehnjährige Dachsbracke musste dann eine Magen-OP ertragen. Er war eine Woche beim Tierarzt und der Eingriff hat mehr als 1000 Euro gekostet. Danach ging es ihm wieder gut", so Kraft. Sie lasse ihren Hund weiterhin frei laufen – jedoch nicht ohne Bedenken. "Jedes Mal, wenn er sein Maul in Bodennähe aufmacht, will ich gleich ›Aus‹ rufen. Ich bin bei meinem Hund sehr vorsichtig geworden".

Heike Mayer, Tierheimleiterin in Hausach, berichtet davon, dass auch im benachbarten Wolfach vor ein paar Jahren schon Giftköder gefunden wurden. "Rechtlich lässt sich gegen den Täter leider nicht viel unternehmen, da er zumeist unbekannt bleibt. Ich kann nur jedem Hundebesitzer raten, einen Giftköder-Fall auch zur Anzeige zu bringen", so Mayer. Wenn das Tier einen Giftköder gefressen habe, müsse der Hund sofort zu einem Tierarzt. "Denn Schrauben, Nägel oder Gift können alle drei zum Tod des Hundes führen", warnt die Tierheimleiterin und weist darauf hin, dass nicht nur Tiere gefährdet sein können. "Schrauben und Nägel würde ein kleines Kind wohl nicht verschlucken, aber bei Gift kann es auch zu Schaden kommen."

Keller habe in der Vergangenheit zusammen mit anderen Hundebesitzern und dem Tierschutzverein Hornberg bereits 2000 Euro als Belohnung für Hinweise zum Täter gesammelt – aber das Geld wurde nie abgeholt. Der und die Täter bleiben weiter unbekannt und Heike Mayer spricht wohl vielen Hundebesitzern aus der Seele, wenn sie sagt: "Wir hoffen inständig, dass dieser Alptraum irgendwann ein Ende findet".

Der Tierschutzverein Kinzigtal hat auf seiner Webseite Tipps zusammengestellt, wie Hundebesitzer ihr Tier vor Giftködern schützen können. Die bekannten Giftköder-Gebiete sollten gemieden werden und man sollte selbst Futter dabei haben, damit das Tier nicht eigenständig auf Nahrungssuche geht. Zudem könne man mit dem Hund üben, gefundenes Futter nicht aufzunehmen und, falls notwendig, ihn einen Maulkorb tragen lassen.