Nicht nur die Hunde, auch ihre Halterinnen und Halter machen bei ihren Gassirunden die Nachbarschaft sicherer. Foto: imago//Michael Gstettenbauer

Hunde machen Nachbarschaften durchs Gassigehen sicherer. Der eigentliche Grund dafür sind laut einer Studie aber ihre Frauchen und Herrchen.

Hunde zum Bewachen von Haus und Hof haben eine lange Tradition. Doch eine aktuelle Studie zeigt: Sie sind mehr als lebendige Alarmanlagen fürs eigene Heim. Ihre Anwesenheit schützt auch die Nachbarschaft – und das gilt nicht nur im Hinblick auf Einbruchsdelikte.

Ein Forscherteam der Ohio State University hat über einen Zeitraum von drei Jahren die Kriminalstatistiken aus knapp 600 städtischen Wohnsiedlungen zusammengetragen und analysiert, inwieweit sie mit der Anzahl der dort lebenden Hunde korrelieren. Das Ergebnis: In Nachbarschaften mit vielen Hunden gab es deutlich weniger Verbrechen als in Wohngegenden, in denen weniger gebellt und geschnüffelt wurde. Und zwar nicht nur im Bereich der Einbrüche, was zu erwarten war. Auch die Anzahl der Tötungsdelikte halbierte sich, und die Diebstähle gingen sogar um zwei Drittel zurück.

Hundehalter sehen fast alles

Als Erklärung für diese Schutzeffekte bietet sich an, dass die sichtbare Anwesenheit von Hunden professionelle Einbrecherbanden abhält, ihr Glück in einer Wohngegend zu versuchen. Denn die müssen dann ja verstärkt damit rechnen, bei ihren Aktionen auf einen bellenden und möglicherweise sogar beißenden Aufpasser zu treffen. Jenseits der Einbrüche sieht Studienleiter Nicolo Pinchak jedoch einen größeren Schutzeffekt durch das Gassigehen, zu dem Hunde und ihre Halter auf den Straßen sind.

Menschen auf Gassirunden nähmen ihre Umgebung nämlich aufmerksamer wahr als andere, erläutert der US-amerikanische Soziologe: „Sie sehen, wenn etwas nicht stimmt oder wenn jemand unterwegs ist, der dort nicht sein sollte.“ Es sei schon länger bekannt, dass die Kombination von gegenseitigem Vertrauen und lokaler Überwachung durch die Bewohner Kriminelle abschrecken kann. „Und durch das Gassigehen wird das wohl ganz gut abgedeckt“, so Pinchak.

Austausch spielt zentrale Rolle

Überdies stehen die Gassigeher untereinander in einem intensiven und vertrauensvollen Kontakt. Sie streicheln nicht nur ihre Hunde, sondern sie unterhalten sich ja auch ausgiebig miteinander. Dabei kommt es zu einem Informationsaustausch über die Geschehnisse im Viertel. Gassigeher, betont Pinchak, „wissen, was vor sich geht – sie können mögliche Probleme erkennen“. Und dazu gehören neben auffälligen Personen, die sich im Viertel herumtreiben, auch auffällige Geschehnisse innerhalb der Haushalte, zum Beispiel wenn etwa ein Mann seine Frau und Kinder schlägt. Die Kommunikation auf den Gassirunden schützt also auch vor Verbrechen, die sich in den eigenen vier Wänden abspielen.