Umwelt: Stadtwald Hüfingen leidet unter starker Trockenheit / Drittes Jahr in Folge heftige Sturmschäden

Corona sorgt in vielerlei Hinsicht für Leid und Turbulenzen – nicht nur beim Menschen. "Wir alle erleben ein außergewöhnliches Jahr. Und dem Hüfinger Stadtwald geht es genauso", sagt Virginia Lorek, stellvertretende Forstamtsleiterin im Schwarzwald-Baar-Kreis.

Hüfingen. 2020 sei das dritte Jahr in Folge, in dem der Forst mit Wetterextremen konfrontiert wird, fügt Revierleiter Thomas Ekert an. Die Trockenheit habe starke Auswirkungen auf die Arbeit im Wald: "2019 war mild und es regnete etwas, deshalb konnten wir einen ordentlichen Holzpreis verhandeln. Es sah gut aus für dieses Jahr, doch der Februar hat uns anderes gelehrt." Nahezu wöchentlich habe es Orkanwarnungen gegeben, dazu seien Stürme sowie starker Niederschlag gekommen. Andreas Wolf, ebenfalls Revierleiter, drückt es so aus: "Wir wurden besonders stark getroffen. Wenn in der Vergangenheit Stürme wüteten, war Hüfingen immer gut dabei." Aufgrund dieser Tatsache sei man sozusagen leiderprobt; eine große Menge an Sturmholz sei eine der Folgen.

Laut Wolf ist die "Aufarbeitung von Sturmholz die gefährlichste Arbeit". Also habe er für seine sechs Waldarbeiter Schulungen mit einem Sicherheitsfachmann anberaumt. "Vieles war zwar schon bekannt, aber es sollten alle noch einmal sensibilisiert werden und wir wollten ihnen die Gefahren vor Augen führen. Außerdem wurden neue Schnitttechniken erlernt, die bei der Arbeit im Wald helfen", so der Revierleiter.

Mit Fallen gegen die Käferplage

Ein zentrales Problem, mit dem die Forstarbeiter regelmäßig zu tun haben, ist die zunehmend große Ausbreitung von Schädlingen. Andreas Wolf erklärt: "Das Sturmholz muss aus dem Wald sein, bevor sich Käfer ansiedeln. Also waren wir unter Zeitdruck. Ende Juni hatten wir sämtliche Stürme aufgearbeitet." Im Rahmen dessen stellte sein Team an verschiedenen Orten Käferfallen auf. Schwerpunkt war mit 40 Fallen der Hüfinger Kohlwald, denn dort "bestand die größte Angst meinerseits". Anfangs sei der Fang übersichtlich gewesen. "Ab Anfang Mai und dann im Juni war die Ausbeute ganz brutal. Insgesamt haben wir 1,1 Millionen Borkenkäfer gefangen", sagt Wolf.

Die Sturmschäden in Kombination mit den Schädlingsinsekten wirkt sich indes auf den Holzmarkt aus. Einige Abläufe in der Vermarktungskette sind Revierleiter Wolf zufolge nicht so gelaufen wie normal. "Viele Aufträge, zum Beispiel nach Frankreich, Italien, Übersee oder in die Schweiz, sind komplett oder mindestens teilweise weggebrochen", führt Michael Mayer von der Kommunalen Holzverkaufsstelle aus. Das reichlich angesammelte Nasslagerholz solle bis zu Beginn des nächsten Sommers bestmöglich veräußert werden. Das gehe aber nur, wenn die Industrie wieder sukzessive Aufträge stelle, was coronabedingt nicht vorherzusagen sei. Knapp 570 000 Euro an Einnahmen sind laut Mayer im Jahr 2021 geplant – zusammengesetzt aus den größten Bausteinen Holzverkauf (530 000 Euro) plus einer Förderung des Landes (40 000 Euro). Dem gegenüber stünden Ausgaben in Höhe von rund 579 000 Euro, was in Summe also ein Minus von etwa 10 000 Euro bedeuten würde. Stürme und Käferplage hätten nicht nur die Menge an Holz negativ beeinflusst, sondern auch den Preis, erklärt Michael Mayer.

Eine weitere Herausforderung im Stadtwald von Hüfingen, so Virginia Lorek, stellt der Klimawandel dar. "Nicht erst seit der Fridays-for-Future-Bewegung ist das ein Thema. Seit 2018 herrscht eine enorme Trockenheit vor – zur Freude der Borkenkäfer, die es warm und trocken mögen und sich massenweise vermehren", sagt die stellvertretende Forstamtsleiterin. Auch das Schadholz habe zuletzt kontinuierlich zugenommen. Wie also soll es zukünftig im Stadtwald weitergehen? "Die Forschung geht davon aus, dass die Winter- und Frostperioden kürzer werden, auf der anderen Seite die Temperaturen stetig ansteigen und der Starkregen zunimmt", erklärt Lorek. Diese Entwicklung habe beispielsweise Überflutungen zur Folge. Zuletzt habe es definitiv zu wenig Niederschlag gegeben.

Um die Herausforderung Klimawandel erfolgreich meistern zu können, ergreifen die Verantwortlichen verschiedene Maßnahmen. "Wir setzen die aktive Pflanzung von Mischbeständen fort. Es gibt nicht die eine perfekte Baumart, deshalb die Mischung", so Lorek. Zudem wolle man versuchsweise alternative Baumarten pflanzen. Dazu habe die Forschung noch nicht so viele Erkenntnisse, weshalb sie von einem Herantasten spricht.

Für 20 000 Euro sollen laut Planung im Frühjahr Pflanzen beschafft werden. "Das ist eine gute und nachhaltige Investition in die Zukunft – für unsere nachfolgenden Generationen. Das Ganze gehen wir sukzessive an, ohne große Sprünge zu machen", so Lorek. Der Anteil von Fichten im Stadtwald ist mit 60 Prozent am höchsten – dieser soll auf 27 Prozent zurückgehen.