Seit über 25 Jahren werden auf der Riedbaar regelmäßig in den Wintermonaten die Wasservögel von freiwilligen Mitgliedern des Naturschutzbundes (Nabu) aus den Schwarzwald-Baar-Kreis gezählt. Vom Treffpunkt in Pfohren schwärmen die fünf Gruppen aus und tauschen anschließend im Café bei gemütlichen Hock ihre Ergebnisse aus. Fotos: Lendle Foto: Schwarzwälder Bote

NABU: Mehr als 25 Jahre Tierzählung auf der Riedbaar / Rastgebiet überregional bedeutsam / Arten bedroht

Seit über 25 Jahren findet an der Oberen Donau und an den Riedseen sowie am Unterhölzer Weiher im Winterhalbjahr regelmäßig eine Wasservogelzählung unter der Regie des Naturschutzbundes (NABU) Schwarzwald-Baar statt.

Hüfingen. Die Riedbaar ist als Rastgebiet von Wasservögeln von überregionaler Bedeutung. Von September bis März schwärmen freiwillige Mitglieder sowie interessierte Gäste einmal im Monat in Gruppen aufgeteilt aus, um in den vier verschiedenen Streckenabschnitten von Donaueschingen über Pfohren, Neudingen, Gutmadingen bis nach Geisingen entlang der Donau sowie an den Riedseen und dem Unterhölzer Weiher die verschiedenen Wasser- und Schnepfenvögel zu zählen. Die Wasseramsel und der Eisvogel werden mit einbezogen.

Mit Hilfe eines Fernglases oder eines Spektivs, eines Beobachtungsfernrohrs, wissen die freiwilligen Helfer schon ganz genau, wo sie hinsehen müssen, um die verschiedenen Arten der hier überwinternden Wasservögel auszumachen und deren Schlafplätze in Augenschein zu nehmen. "Personell sind wir eigentlich immer gut bestückt, seit gut 15 Jahren kommen immer wieder neue und auch interessierte Gäste mit auf unsere Tour, die auch für ungeübte Vogelbeobachter und Naturliebhaber interessant ist", sagt der Vorsitzende des Nabu Scharzwald-Baar, Thomas Schalk, der auch mit von der Partie ist. Für den anschließenden gemütlichen Kaffeetreff in Pfohren, von wo die Touren auch starten, wird an den betreffenden Samstagen schon automatisch ein großer Tisch für die Vogelfreunde reserviert. Dabei berichten die Naturschützer von ihren neuesten Beobachtungen und tauschen sich untereinander aus. Der Treff hat inzwischen den Charakter eines lieb gewordenen Stammtischs erreicht. Obwohl auf der Baar mit ihrer hochgelegenen Mulde ein raues Klima mit kalten und strengen Wintern herrscht, kommen viele Wasservögel aus dem Norden, um hier an den Flüssen und Seen zu überwintern. Denn gerade die ersten zehn Kilometer der oberen Donau weisen eine gute Wassermenge und Strömung auf, die ein schnelles Zufrieren verhindert und somit geeignete Lebensbedingungen und Nahrungsangebote für viele Wasservögel bietet. Die Zählung der hier rastenden Wasservögel im Winter ist daher auch eine wichtige Bestandsaufnahme für den Zustand und die ökologische Bedeutung der Gewässer auf der Riedbaar. Im Zeitraum von mehr als einem Vierteljahrhundert hat sich die regelmäßige Erfassung der rastenden Wasservögel im Winter bewährt und liefert wichtige Daten.

Engagierte Mitglieder, die seit der ersten Stunde bei der Zählung dabei sind, sind Gabi und Hartmut Ebenhöh aus Villingen. Sie organisieren diese Aktion, deren Ergebnisse anschließend an die Vogelwarte in Radolfzell weitergeben werden.

Fünf Gruppen machten sich jetzt erneut auf den Weg, um die Bestände von Donaueschingen bis Geisingen entlang der Donau sowie an den Riedseen und dem Unterhölzer Weiher zu zählen. Durch die starken Fröste der vergangenen Tage war der Unterhölzer Weiher allerdings ganz und der Riedsee zum größten Teil zugefroren. In diesem Falle weichen die Wasservögel auf die Flüsse aus. Dennoch konnten Otto Körner und seine Tochter Johanna auf einer freien Wasserstelle im Riedsee 17 Blesshühner, acht Haubentaucher, acht Tafelenten, vier Schnatterenten, drei Mittelmeermöwen und einen Höckerschwan mit dem Spektiv ausfindig machen.

"Wenn der Unterhölzer Weiher nicht zugefroren wäre, könnten wir dort locker zwei- bis dreihundert Tieren zählen" weiß Otto Körner aus Erfahrung. Dafür konnte der Projektleiter des Artenschutzprojekts "Kiebitze auf der Baar" auf der Rückfahrt nach Pfohren gleich mal neun Kiebitze mit seinem geübten Auge auf einem Feld entdecken. "Das ist recht früh für die ersten Kiebitze, die nach dem Winter auf die Baar zurückkehren", bemerkte er zu seiner Zufallsbeobachtung.

Das Ehepaar Ebenhöh fasst die Ergebnisse aus den anderen vier Streckenabschnitten zusammen. "Die Ausbeute an der Donau war gar nicht so schlecht. Zwar haben wir festgestellt, dass wegen der zugefrorenen Gewässer viele Blässhühner abgewandert sind, dafür erhielt die Tafelente einen ordentlichen Zuwachs von 30 Exemplaren gegenüber dem Januar. Als seltenen Gast entdeckten wir einen Zwergsäger und gleich drei der sehr seltenen Waldwasserläufer als Wintergäste", freut sich Hartmut Ebenhöh über diese beiden Raritäten.

Vogelmonitoring: Das Beobachten und das Zählen von Vögeln ist als "Bird watching" in Großbritannien ein Volkssport. Deutschlandweit zählt das Wasservogelmonitoring seit den 1960er Jahren zu den ältesten Aktionen und ist dabei einzigartig. Derartige Zählungen gibt es auch europaweit. Die größte Zählung findet weltweit im Januar statt, wenn 2600 Populationen von etwa 12 000 Personen in Rastgebieten gezählt werden.

Seit 1989 werden auf der Riedbaar regelmäßig vom NABU im Winterhalbjahr die vorkommenden Wasservögel, Schnepfen, Wasseramseln und der Eisvogel gezählt.

Wer Interesse hat, solch eine Tour zu begleiten, kann sich unter www.nabu-schwarzwald-baar.de informieren. Und wer Interesse an der gesamten Vogelwelt hat und sich einen aktuellen Überblick verschaffen oder sich aktiv an Zählungen beteiligen möchte, kann sich unter www.ornitho.de schlau machen.

Wasservögel auf der Riedbaar: Die regelmäßige Bestandsaufnahme der vergangenen 25 Jahre zeigt auf, dass es rund 17 Arten von Wasservögeln gibt, die hier überwintern. Mit einer gewissen Regelmäßigkeit sind 36 Arten von Durchzugsgästen auszumachen, wie die Vogefreunde feststellten. Im November wird die Höchstzahl von knapp 2000 Wasservögeln erreicht, die sich allerdings in der Mitte des Winters um die Hälfte reduziert. Einen positiven Trend zeigen in den letzten 25 Jahren der Haubentaucher, Kormoran, Höckerschwan, Graugans, Schnatterente und Silberreiher. Der Bestand aller Vögel ist konstant, aber die Vielfalt der Arten nimmt ab. So ist ein stark reduziertes Vorkommen bei der Pfeifente und dem Zwergtaucher zu verzeichnen. Das große Vorkommen der aus Sibirien stammenden Saatgans bei Neudingen in den 1990er Jahren war für Ornithologen eine Besonderheit, heute trifft man keine einzige mehr an und auch der Bestand von den weit über 100 Gänsesägern ist stark zurückgegangen.

Ergebnisse: Den Bestand und die Entwicklung, Trends und jahreszeitliches Auftreten der überwinternden Wasservögel auf der Baar aus 25 Jahren Wasservogelzählung hat Helmut Gehring in einem Sonderdruck der Schriften der Baar im Band 58 im Jahr 2015 zusammengefasst.