An einer 3D-Reliefkarte, die per Kopfdruck anzeigt, welche Besonderheiten Flora und Fauna auf der Baar bereithalten: Hüfingens Bürgermeister Anton Knapp (Mitte) sowie Ausstellungsmacher Thomas Kring und Assistentin Alexandra Günter vom Landratsamt. Foto: Niederberger Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung im Hüfinger Rathaus über Biotop-Vernetzung / Besserer Schutz für seltene Tiere und Pflanzen

Hüfingen (nie). Die Bürger sensibel machen für die Belange des Natur- und Umweltschutzes und eine Lanze brechen für das die Kreisgrenzen sprengende Naturschutzgroßprojekt Baar - das sind die Ziele einer Wanderausstellung, die seit gestern im Foyer des Rathauses Station macht.

 

Bis zu Beginn der Sommerferien können sich die Hüfinger beim Behördengang schlau machen über die Naturschätze vor ihrer Haustür. Dass durch das Naturschutzgebiet Deggenreuschen-Rauschach ein Orchideenlehrpfad führt, wissen natürlich die meisten Einwohner. Weniger bekannt dürfte hingegen sein, dass der Wespenbussard im Gewann Wurholz seiner Leibspeise hinterher jagt, die Wanstschrecke (eine flugunfähige, große Heuschreckenart) auf der Baaralb ihr Zuhause hat oder das stark gefährdete Heideröschen (Daphne Cneorum) in Deggenreuschen-Rauschach vorkommt – Heimatwissen für Fortgeschrittene.

Hüfingens Bürgermeister Anton Knapp ist gerne Gastgeber der Wanderausstellung, die auf einer Schautafel speziell auf die Hüfinger Förderflächen (siehe Info) eingeht: "Das Naturschutzgroßprojekt Baar passt gut in unsere gesamtkommunale Philosophie", sagte er gestern bei der Präsentation der Schau.

Das Naturschutzgroßprojekt ist Ausdruck davon, dass sich langsam aber sicher die Erkenntnis durchsetzt, dass die Baar floristisch und faunistisch eine ganz besondere Bedeutung im europäischen Biotopverbund zukommt. Zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb gelegen, verbindet die Baar mit ihren Wäldern, Trockenbiotopen und Mooren mehrere europäische Großlandschaften – eine bisher wenig bekannte Eigenschaft des in dieser Ausprägung und Bedeutung einmaligen Naturraums. Knapp fünf Millionen Euro sollen dabei helfen, dieses nationale Kulturerbe zu erhalten und zu verbessern. "75 Prozent der Kosten trägt der Bund, 15 Prozent zahlt das Land", erklärt Projektleiter Thomas Kring vom Landratsamt. Die übrigen zehn Prozent teilen sich der Landkreis Tuttlingen, der Schwarzwald-Baar-Kreis und die Gemeinden in dem Areal.

Im Augenblick befindet sich das Projekt noch in der Pflege- und Entwicklungsphase. Dabei werden Fauna und Flora erfasst und kartiert. Dann wird überlegt, wie die Lebensbedingungen für die verschiedenen Arten erhalten und verbessert werden können. Die Umsetzung des Pflege- und Entwicklungsplans ist ab 2016 geplant. Das Engagement wird aber langfristig, sein. Das Projekt soll erst 2024 auslaufen. Vertragspartner des Landratsamtes werden vor allem die Kommunen und Landwirte, vereinzelt auch private Waldbesitzer sein.

Auf Hüfinger Gemarkung liegen vier Kerngebiete des Naturschutzgroßprojekts Baar:

u Baaralb (bei Fürstenberg): Sie verbindet Wälder und Trockenbiotope der Oberen Donau mit denjenigen des Randens und des Wutachgebiets. Ziel ist es hier, den Waldrand umzugestalten und den Wald, der im Augenblick von Fichten dominiert wird, umzubauen. Mit einem Lehr- und Erlebnispfad sollen Besucher gelenkt werden. Die Fläche beträgt 346 Hektar.

u Jungviehweide: Sie verlängert in direkter Nachbarschaft zu den Wutachflühen die Verbundachse für die Wald- und Trockenlebensräume der Baaralb. Auch hier soll der Waldrand neu gestaltet und der Wald umgebaut werden. Die offenen Flächen sollen noch intensiver beweidet werden. Ziel ist es außerdem, Alt- und Totholz im Wald zu belassen. Die Fläche beträgt: 283 Hektar.

u Deggenreuschen/Rauschachen (Orchideenwald): Hier blühen rund 20 seltene Orchideenarten, die Magerrasenflächen gelten als besonders wertvoll und sollen durch eine noch intensivere Beweidung erhalten beziehungsweise noch weiter ausgebaut werden. Daneben ist angestrebt, den Wald zu lichten und das Totholz im Forst zu belassen. Die Fläche beträgt: 200 Hektar

u Wuhrholz: Das Moorgebiet ist eine wertvolle Brut-, Rast- und Überwinterungsfläche für Vögel. Um neue Biotope für Vögel und Amphibien schaffen zu können, möchte das Landratsamt als Projektträger Flächen kaufen. Die Fläche beträgt 138 Hektar.