Die Söhne mit ihren Familien der Künstlerin Eva Rosenstiel und somit auch die Nachfahren von Johann Nepomuk Heinemann nehmen eine Installation in Augenschein, die aus Fotos der Familie und Freunden besteht. Ein tickendes Metronom macht als akustisches Signal die Zeit und Vergänglichkeit über Generationen hinweg deutlich. Foto: Lendle Foto: Schwarzwälder Bote

Ausstellung: Eva Rosenstiels "vis-à-vis" im Stadtmuseum mit Dokumentationen aus dem Haus Nober bietet Einblick in Familie

Es lag auf der Hand, dass die aus Hüfingen stammende Künstlerin Eva Rosenstiel ihrer neuen Ausstellung im Stadtmuseum den Titel "vis-á-vis" gab.

Hüfingen. Denn nur einen Steinwurf vom Museum entfernt auf der anderen Straßenseite gegenüber steht ihr Elternhaus. Im Haus Nober wuchs Eva Rosenstiel auf und hat in ihrer vierten Einzelausstellung im Hüfinger Museum ihre Erinnerungen, Eindrücke und begleitende Fundstücke aus dieser Epoche eingebracht und künstlerisch verarbeitet. Dabei stieß die Ur-Ur Enkelin des bekannten Hüfinger Lithografen und Fotografen Johann Nepomuk Heinemann auch immer wieder auf künstlerische Dokumente, die ihr bekannter Vorfahr aus dem 19. Jahrhundert in Form von Möbelstücken, Fotografien und Bildern und in dem Gebäude hinterlassen hat. Johann Nepomuk Heinemann prägte zusammen mit seinem Hüfinger Weggefährten Lucian-Reich die Szene des Hüfinger Künstlerkreises im 19. Jahrhundert.

Vor zwei Jahren beteiligte sich Eva Rosenstiel an der Kreiskunstausstellung und wählte als Ausstellungsstandort ihrer Arbeiten das Haus Nober.

Kindheitserinnerungen werden mit Fundstücken wach

In dieser Zeit wurden viele Kindheitserinnerungen wach, die Eva Rosenstiel in diesen geschichtsträchtigen Mauern erlebte. Die Stoff- und Tuchhandlung ihres Großvaters und das spätere Textilgeschäft lieferten weitere zahlreiche Fundstücke, die es Eva Rosenstiel wert waren, künstlerisch in Szene gesetzt und aufgearbeitet zu werden. Viele der damaligen Installationen und Ausstellungsarbeiten, die sie in den leeren Räumen des Hauses Nober für diese Ausstellung des Landkreises präsentierte, wanderten nun über die Straße ins Museum und wurden durch neuere Arbeiten ergänzt.

"Diese Präsentation ist sehr emotional und persönlich, fast gar eine Familienausstellung", verrät Eva Rosenstiel im Künstlergespräch mit der Kuratorin Ariane Faller-Budasz bei der Vernissage. Zwar lebt die Künstlerin schon seit ihrer Studentenzeit nicht mehr in Hüfingen, dennoch ist sie hier verwurzelt und verbindet damit auch ein gewisses Heimatgefühl.

Die Materialien Ölfarbe, Papier und Fotografie ziehen sich wie ein roter Faden durch ihre Arbeiten. So hat sie verschiedene Tapetenreste, die Erinnerungen in ihr weckten, mit floralen Motiven bemalt. "Alte Stoffbücher haben mich dazu veranlasst, bunte Muster zu malen" erzählt Eva Rosenstiel deren Urmotivation die Freude am Malen bis heute geblieben ist. Einblicke ins Familienalbum erlaubt eine Diaproduktion von früheren Reisen ihrer Familie mit verschiedenen Szenen auf eine alte Tapete geworfen.

Eine weitere Besonderheit begleitend zu dieser Ausstellung wurde einen Stock tiefer durch Ingeborg Jaag ganz spontan geschaffen.

Schätze aus einer vergangenen Epoche hinzugefügt

Die Cousine der Künstlerin besitzt noch viele Schätze aus dieser Epoche in ihrem Haus in Hüfingen. So wurden kurzer Hand zu dem kunstvollen Schrank von Heinemann, der seit neuestem im Museum steht, verschiedene alte Möbelstücke, original Puppen und deren handgenähten Kleidchen, ein Puppenbett und sogar das Hochzeitskleid der Tochter Marie von Heinemann hinzugefügt. Den musikalischen Rahmen der Vernissage gestalteten Leonie und Patrick Bäurer mit Flöte und Klavier.

Karla Ruthig sagt: "Was mir in der Ausstellung besonders gut gefällt sind die bunten gemalten Musterbeispiele im Paradies-Format."

Ingeborg Jaag: "Meine Cousine Eva Rosenstiel hat den Schrank unseres Ur-Ur-Großvaters Johann Nepomuk Heinemann ins Museum gebracht. Da dachte ich mir, dass ich das Ausstellungsstück ergänzen kann."

Eva von Lintig: "Ich finde es wunderbar, dass Eva Rosenstiel wieder in Hüfingen ausstellt und ihren Vorfahren Johann Nepomuk Heinemann immer wieder neu künstlerisch zu interpretieren vermag."