Am Dienstagmorgen, gegen 7.30 Uhr, bei Kirchen-Hausen: An der Kreuzung B 31/Landesstraße 185 regeln Ampeln den Verkehr. Es bilden sich Staus, doch in der Regel reicht eine Grünphase aus, um sie aufzulösen. Foto: Wursthorn

Sperrung heftiger Eingriff in eine der wichtigsten Verkehrsadern. Einige Baar-Dörfer trifft es verstärkt.

Donaueschingen/Hüfingen/Blumberg - Die Sperrung der Ortsdurchfahrt Behla im Rahmen des B-27-Ausbaus ist ein heftiger Eingriff in eine der wichtigsten Verkehrsadern im Schwarzwald-Baar-Kreis – und zwar ebenso für den Fernverkehr nach und aus der Schweiz wie für Berufspendler.

Seit zwei Tagen ist eine Umleitungsstrecke über Geisingen eingerichtet, die sich in erster Linie an ortsunkundige Fahrer und Brummi-Piloten richtet. Einheimische Verkehrsteilnehmer kennen genügend Ausweichrouten, um an Behla vorbei zwischen Blumberg und Donaueschingen/Hüfingen hin und her zu fahren. Das führt zum Beispiel in Sumpfohren und Hausen vor Wald zu deutlich mehr Verkehr als gewohnt – worauf die Menschen aber ganz unterschiedlich reagieren, wie eine Umfrage dieser Zeitung zeigt. Am stärksten vom Umleitungsverkehr betroffen sind die Aulfinger.

Andreas Pöschel, Bereichsleiter beim Wurst- und Fleischwarenhersteller Schwarzwaldhof, wohnt in Donaueschingen und pendelt jeden Tag an seinen Arbeitsplatz im Blumberger Gewerbegebiet Vogelherd. "Ich war durch die Zeitung gut auf die Straßensperrung vorbereitet und bin deshalb am Montag über Hausen vor Wald, Opferdingen, Eschach und Achdorf nach Blumberg gefahren", erzählt er. Der Umweg habe lediglich fünf Minuten länger gedauert als die normale Route über die Behlaer Höhe. Allerdings: Kollegen, die über Geisingen gefahren seien, hätten erzählt, längere Zeit im Stau gestanden zu haben.

Sven Schuh, Rektor der Grund- und Werkrealschule Eichberg in Blumberg, wohnt in Hüfingen und fährt so wie Pöschel durchs Achdorfer Tal an seinen Arbeitsplatz. Das schmale Sträßchen durchs wildromantische Tal befährt er gerne – jedenfalls solange der Wintereinbruch auf sich warten lässt. Einige Autofahrer seien ihm mit hoher Geschwindigkeit entgegengekommen. "Ich nehme an, die befahren die Straße regelmäßig und kennen jede Kurve", berichtet der Schulleiter. Er schätzt, rund zehn Minuten länger zu brauchen, um nach Blumberg zu kommen. "Es gibt Schlimmeres", so sein Urteil.

Michael Waidele, Projektleiter des Regierungspräsidiums Freiburg für die Behla-Umfahrung, hat bei seinen Planungen berücksichtigt, dass Autofahrer aus der Region Ausweichrouten wählen und nicht die offizielle Umleitung unter die Räder nehmen. Denn die richte sich vor allem an Lastwagen im Transitverkehr. Gleichzeitig führen die Schleichwege dazu, dass das Verkehrsaufkommen in einigen Baar-Dörfern ansteigt. Ganz pragmatisch bezieht Peter Benz, er wohnt an der Ortsdurchfahrt von Hausen vor Wald, der Alten Schlossstraße, dazu Stellung: "Mich persönlich stört das nicht so sehr, der Verkehr ist gut auszuhalten." Außerdem sei in vier Wochen ja schon alles vorbei. Er begrüßt den Ausbau der B 27, und vor diesem Hintergrund sei es einfach unvermeidlich, dass es für einen überschaubaren Zeitraum vor dem Haus ein bisschen lauter zugehe. Auch er findet: "Es gibt Schlimmeres."

Eine andere Ausweichroute führt über Sumpfohren. In dem Hüfinger Dorf wohnt auch Annerose Laufer. Sie hat ebenfalls viel mehr Autos als üblich bemerkt, die an ihrem direkt an der Dorfstraße gelegenen Haus vorbeikommen. "Wenn ich noch Kinder hätte, dann hätte ich Angst um sie", sagt die Rentnerin. Grund: Viele Autos, so ihre Beobachtung, hielten sich nicht an Tempo 50, sie würden viel schneller durchs Dorf rasen. Außerdem hat sie beobachtet, dass sogar Lkws auf Wirtschaftswege ausweichen. "Das geht doch nicht. Wenn da Gegenverkehr kommt, steht doch alles still", urteilt sie.

Aulfingen ist am stärksten vom Umleitungsverkehr belastet, denn durch die kleine Geisinger Ortschaft führt die offizielle Umleitung (L 185). Ortsvorsteher Uwe Fröhlin schätzt, dass sich dreimal so viele Autos und Lastwagen durch den Ort quälen als normalerweise. Wenn Kinder auf die Ampel drücken, dann bilde sich ruckzuck ein Stau von rund 200 Meter Länge, so seine Beobachtung. Gleichzeitig ist er überrascht, wie schnell sich dieser Stau wieder auflöst. "Wir halten das alles aus, sind aber froh, wenn die vier Wochen vorbei sind", so Fröhlin. Was der Ortschef aber gar nicht verstehen kann: Nur eines der beiden Blitzgeräte im Ort sei scharf. Er hatte extra beim Landratsamt interveniert, um sicherzustellen, dass beide Anlagen während der Umleitungszeit in Betrieb sind. Jetzt habe es geheißen, dass ein Blitzer kaputt sei. Dass offensichtlich kein Ersatz vorhanden ist, ärgert Fröhlin. Es sei doch seit Monaten bekannt, dass die Umleitung kommt.

Fröhlin hat auch die Situation am Übergang von der B 31 auf die Landesstraße 185 in Richtung Blumberg unter die Lupe genommen, wo seit Montagmorgen drei Ampeln den Verkehr regeln. Hier staue sich der Verkehr gerade zu den Hauptverkehrszeiten auf mehreren hundert Metern Länge. Doch die Ampelphasen sind so getaktet, dass in der Regel eine Grünphase ausreicht, um alle angestauten Fahrzeuge über die Kreuzung zu bringen.

Waidele ist äußerst zufrieden, dass die Umleitung so gut angenommen wird und es bei Kirchen-Hausen zu keinen größeren Verkehrsbehinderungen kommt. Ärgerlich sei lediglich, dass einige Lkw-Fahrer, die aus Richtung Blumberg kommen, die Absperrung bei der Aral-Tankstelle missachten und versuchen, über Fürstenberg und Neudingen zu fahren. "Einige nehmen halt die Brechstange, die kannst Du nicht halten", sagt der Projektleiter.