Susanne Hauser ist durch den Tod ihrer Mutter zur zweifachen Hundehalterin geworden. Dies kommt sie nun teuer zu stehen. Foto: Schwarzwälder Bote

Steuer: Höchster Satz in weitem Umkreis

Die vorweihnachtliche Ankündigung, die Hundesteuer in Hüfingen auf 125 Euro zu erhöhen, ist schnell umgesetzt worden.

Hüfingen. Vor wenigen Tagen haben die Hundebesitzer aus Hüfingen neben der kleinen Metallmarke für ihren Vierbeiner auch die saftige Rechnung erhalten. Bisher mussten sie 100 Euro Hundesteuer bezahlen – ein Betrag, der im Vergleich mit anderen Kommunen nicht aus dem Rahmen gefallen ist. Dies ist jetzt anders, denn schaut man sich in anderen Gemeinden im Städtedreieck und darüber hinaus um, hat Hüfingen mit 125 Euro die Spitze erreicht. Selbst in Konstanz (96 Euro), Freiburg (102 Euro) und sogar der Landeshauptstadt Stuttgart (108 Euro) fällt die Hundesteuer moderater aus als in der Baarstadt.

Die Abgabe ist ein Relikt aus dem Mittelalter

Schlimmer noch wird es für Tierfreunde, die einen Zweithund haben. Ob groß oder klein, ob Findelkind, aus eigener Zucht oder gar um einen armen Hund aus dem Tierheim eine neue Heimat zu geben – der Zweithund kostet dann gleich mal 250 Euro. Der Hundehalter muss für seine zwei Vierbeiner also satte 375 Euro pro Jahr bezahlen. Wofür eigentlich?

Die Hundesteuer ist ein Relikt aus dem Mittelalter, als Bauern ihrem Lehnsherrn für ihre Hunde eine Abgabe leisten mussten. Erst im 19. Jahrhundert wurde das Thema Hundesteuer wieder aufgenommen und zwar von Großbritannien. Erste Gemeinden führten um 1809 in Deutschland die Hundesteuer ein. Der Grundgedanke war, Seuchen einzudämmen, die Anzahl der Hunde wegen der Tollwut sowie den Verletzungen, die durch Vierbeiner hervorgerufen wurden, zu verringern. Durch die Steuer sollte sichergestellt werden, dass sich nur diejenigen Bürger Tiere anschaffen, die für sie auch aufkommen können. Diese Gründe sind in modernen Zeiten nicht mehr aktuell, heute ist die Hundesteuer eine Luxus- und Gemeindesteuer. Zum Reinigen der Wege und Straßen wird sie nicht zwingend verwendet, sicher aber für die Bereitstellung und Sauberhaltung der Hundetoiletten.

Erhöhung sorgt für reichlich Diskussionsstoff in Hüfingen

Für das Halten eines Kampfhundes verlangt die Stadt Hüfingen einen Steuersatz von 1200 Euro, für jeden weiteren Kampfhund 2400 Euro. Fest steht allerdings, dass die Gefährlichkeit eines Hundes nicht unbedingt auf eine Rasse zurückzuführen ist, sondern auch vom Halter und seinem Umgang mit dem Tier abhängt.

Natürlich sorgt diese immense Erhöhung für reichlich Diskussionsstoff in Hüfingen, zumal sich die Hundehalter auch durch ein großes Gebiet der Leinenpflicht eingeschränkt sehen. Erst in den erweiterten Stadtrandgebieten ist es erlaubt, dem Hund das zu geben, was er braucht: einen gewissen Freiraum zur Bewegung, Begegnung und zum Schnüffeln.

Für Alleinstehende sind Vierbeiner treue Gefährten

Das sagen die Hüfinger Hundebesitzer:

Monika Sena findet die Erhöhung der Steuer für ihren kleinen Havaneser "richtig krass". Viereinhalb Kilo wiegt die kleine Hündin, die im FF-Altenpflegeheim öfter den Bewohnern allein durch ihre Anwesenheit und durch Streicheleinheiten Freude bereitet. "Wenn schon die Hundesteuer erhöht wird, dann könnte die Stadt Hüfingen diesen Betrag für den Bau des neuen Kreistierheimes spenden, denn dort fehlt noch eine stattliche Summe", meint Monika Sena, die diese Idee sogar schon persönlich an Bürgermeister Michael Kollmeier herangetragen hat. "Mit dieser Abgabe fürs Tierheim wären die Hüfinger Hundebesitzer sicher einverstanden", ist sich Sena sicher, die auch das Gefühl hat, dass Hunde in Hüfingen nicht sonderlich erwünscht sind. In Hüfingen sind aktuell 321 Ersthunde gemeldet, in den vergangenen zehn Jahren konnte die Stadt einen Zuwachs von 70 Hunden verzeichnen.

Sigrun Schaumburg ist Produkt-Designerin und Künstlerin. Sie ist seit vielen Jahren glücklich über ihre Hündin Gina, die nicht nur ihr Leben bereichert. "Ich bin erschrocken, als ich die um ein Viertel erhöhte Rechnung der Hundesteuer in Händen hielt und würde mir von seitens der Stadt mehr Einsicht in die sozialen Zusammenhänge wünschen. Hunde erfüllen wichtige soziale Aufgaben. In Familien sorgen sie für Zärtlichkeit, Entspannung und sind jederzeit für Spiel und Spaß zu haben. Für Kinder sind sie ein treuer Kumpel, auf den immer Verlass ist. Sie spüren Stimmungen und gleichen aus. Sie führen Menschen zusammen und sind der Angelpunkt für Gespräche und Kontaktpflege. Durch die regelmäßige Bewegung an der frischen Luft halten sie ihre Besitzer gesund. Es gibt zahlreiche weitere Gründe, Hunden einen Raum zu geben und auch von seitens der Stadt Hundehalter wohlwollend zu unterstützen. Dass in den Medien spektakuläre Ausnahmefälle angeprangert werden, darf Hunde nicht zu Sündenböcken machen. Es darf auch reichlich artgerechte Auslaufmöglichkeiten geben, damit sie keine Verhaltensstörungen entwickeln", argumentiert Sigrun Schaumburg.

Susanne Hauser ist auch über die saftige Erhöhung erschrocken. Durch den Tod ihrer Mutter hat sie nun zwei Hunde. 375 Euro Hundesteuer fallen da an. "Das war für uns kein Diskussionsgrund, denn schließlich wird alles teuerer und somit auch die Dienstleistungen, die seitens der Stadt für die Bereitstellung und Pflege der Hundetoiletten geleistet werden", bezieht Susanne Hauser Stellung, die auch keine Alternative zu dieser Erhöhung sieht. Schließlich gibt ja niemand seinen Hund deshalb ins Tierheim, nur weil er soviel Hundesteuer kostet. "Allerdings hoffe ich, dass die Stadt mit den gesteigerten Einnahmen zusätzliche Hunde-WCs installiert, gerade in den Stadtrandgebieten."

Helmut Schelble hat in seinem Hund Rex seit dem Tod seiner Frau einen treuen Begleiter, den er nicht missen möchte. "Gerade für alleinstehende ältere Menschen ist ein Hund ein treuer Gefährte, der durch die Spaziergänge an der frischen Luft zudem einen gesundheitlichen und sozialen Aspekt abdeckt. Ohne Hund würde man sich nicht so viel bewegen, nicht täglich aus dem Haus gehen und mit anderen ins Gespräch kommen", ist sich Schelble sicher, der die übermäßig ausgedehnte Leinenpflicht in den Randgebieten bemängelt.

Die Hundesteuer zählt heute zu dem örtlichen Verbrauchs- und Aufwandsteuern. Die Kommunen können selbst entscheiden, wie hoch die Steuer sein soll und wie sie verwendet wird. Es gibt aber auch einzelne Gemeinden, die keine Hundesteuer erheben.