Betriebsleiter Michael Scholz zeigt vor gut einem Jahr der SPD-Fraktion eine Säule, die frisch gestrichen wurde, aber schon wieder Wasserflecken aufweist. Foto: Simon Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Sanierung wird mit zehn bis 15 Millionen Euro veranschlagt / Neubau auf der grünen Wiese nur unwesentlich teurer

Wie geht es mit dem Aquari weiter? Diese Frage beschäftigt die Hüfinger. Denn das Bad müsste saniert werden. Bereits in seiner ersten Sitzung als Bürgermeister hatte Michael Kollmeier im Oktober 2015 über den Sanierungsbedarf des Hüfinger Hallenbades berichtet.

Hüfingen (jak). Zwar sind die Gefahrenstellen mittlerweile beseitigt worden und es ist so viel investiert worden, dass der Hüfinger Gemeinderat noch ausreichend Zeit hat, sich mit der Zukunft zu beschäftigen.

Aber wie soll diese aussehen? Zwei Gutachten wurden gemacht und es gibt Zahlen für einen Neubau und eine Sanierung. Unterm Strich müssen Teile des Schwimmbades definitiv abgerissen werden – auch wenn saniert wird. Bei einer Sanierung rechnet der Gutachter mit Kosten in Höhe von zehn bis elf Millionen Euro. Für einen Neubau auf der "grünen Wiese" wird mit 11,7 Millionen Euro gerechnet.

Allerdings stellt sich dann die Frage nach der Sauna. Eine neue Sauna könnte rund 1,8 Millionen Euro kosten, sodass es dann insgesamt 13,5 Millionen Euro wären. Natürlich würden auch noch weitere Kosten wie beispielsweise für den Abbruch des alten Schwimmbades entstehen, sodass unter dem Strich auch rund 15 Millionen Euro stehen könnten. Und dann gibt es noch die Variante, das Aquari am aktuellen Standort neu zu bauen. Hierfür rechnet der Gutachter mit zwölf Millionen Euro.

Für SPD-Fraktionssprecherin Kerstin Skodell stellt sich daher die Frage: "Warum finden immer wieder diese Diskussionen mit Vermutungen, unvollständigen Aussagen und Halbwahrheiten beim Thema Hallenbad statt?" Für die Bürger, auch für die Gemeinderäte, wäre "endlich einmal eine klare Aussage vonseiten der Verwaltung hilfreich". "Das Thema in Ruhe anzugehen, so wie Bürgermeiste r Kollmeier schon seit seinem Amtsantritt sagt, ist dann passend, wenn wir mal endlich eine Meinung von ihm hören würden", fordert Skodell ein klares Statement. Es helfe nicht, wenn man sich hinter Gutachten und Berechnungen verstecke, "ein Bürgermeister sollte führen".

Das "Hallenbad weist nach Jahrzehnten Mängel auf, die nicht zu einer sofortigen Schließung führen, sondern Mängel, wie sie nach Jahrzehnten in jedem Bad anfallen." Einige Schwachstellen wären in der jüngsten Vergangenheit schon behoben worden oder würden, wie in der Revisionsphase, behoben. Das Hallenbad werde regelmäßig statisch geprüft, sodass auch hier die Sicherheit der Badbesucher gewährleistet sei.

"Die Entscheidung, was mit dem Hallenbad passiert, hat noch gut drei vier oder gar fünf Jahre Zeit", ist sich Skodell sicher.

In den Diskussionen, die bisher gelaufen wären, stelle sich aber immer die Frage: "Wollen wir das Hallenbad an diesem Standort erhalten oder soll es ganz weg?" Es gebe Stimmen, die einen Neubau auf der grünen Wiese bevorzugen würden. Ihre Fraktion sehe das jedoch grundsätzlich anders. "Wir haben uns immer mit guten Gründen ganz klar für den Erhalt und den Standort am Schulcampus positioniert. Das wird auch so bleiben."

Die Argumentation der BFSO/Grünen-Fraktion sei ihrer Meinung nach die falsche Sichtweise. Michael Steinemann hatte das Hallenbad-Defizit auf die Einwohner umgerechnet und seiner Meinung nach müsse jeder Bürger das Bad mit 80 Euro im Jahr subventionieren. "Was immer da rein und rausgerechnet ist", sagt Skodell.

Es dürften jedoch nicht nur solche "nackten Zahlen berechnet und verglichen" werden. Dabei würden zudem immer wieder die erheblichen Steuervorteile in den Stadtwerken außen vor gelassen, die Meinung nach durch das Defizit des Hallenbades real vorhanden wären. Und das sind ihrer Meinung nach beachtliche Summen, mit denen das Defizit verringert wird. "Wir reden da über deutlich sechsstellige Zahlen."

Man dürfe bei der Diskussion auch den Mehrwert nicht übersehen, den das Bad in vielen Bereichen bringt: Familienzuzug, Schulschwimmen, Sportstätte für den Schwimmverein, Gesundheitsangebote, Tourismusfaktor. "Diese Bereiche wirken sich wieder an anderen Stellen positiv in der Stadtkasse aus", ist sich Skodell sicher. Das müsse man gegen die 80 Euro, die Michael Steinemann ausgerechnet hat, stellen. "Wir sind davon überzeugt, das liefert positive Ergebnisse."

Außerdem sei ein Hallenbad dieser Größe immer ein Zuschussbebetrieb. Der Kostendeckungsgrad sei in Hüfingen sogar deutlich höher als in vergleichbaren Kommunen. Und wenn Skodell die finanzielle Entwicklung der Stadt betrachtet, dann stellt sie noch etwas fest: "Hüfingen ist in Zeiten, als es noch arm war, an dem Hallenbad nicht zugrunde gegangen."

Trotz Hallenbad habe Hüfingen in den vergangenen 25 Jahren eine höchst solide Finanzsituation geschaffen. "Warum sollen wir dann ohne Not auf diesen Standortvorteil für unsere Schule, unsere Schüler, für die Bevölkerung und für die vielen Vorteile in anderen Bereichen verzichten?", fragt sich die SDP-Fraktionssprecherin. Ihre Fraktion sei bei solchen Plänen nicht dabei.

Der Jahresabschluss der Hüfinger Stadtwerke hatte vor vier Wochen zu einer Aquari-Diskussion geführt. Denn BFSO/Grünen-Stadtrat Michael Steinemann war beim Studieren der Zahlen über das Defizit des Aquaris gestolpert. 568 000 Euro stehen für das vergangene Jahr und noch einmal 53 000 Euro für die Sauna. "Wenn man die Zahlen liest, wird es höchste Zeit, sich über die Zukunft des Aquaris Gedanken zu machen", sagte Steinemann damals. Jeder Hüfinger würde das Hallenbad jährlich mit 80 Euro subventionieren und das, obwohl doch nur ein Viertel der Gäste aus Hüfingen kommen würde. So würde eine große Mehrheit mit den Wassergebühren, die ebenfalls über den Eigenbetrieb Stadtwerke laufen, das Schwimmvergnügen finanzieren, das sie gar nicht nutzen. In guten Haushaltsjahren falle das vielleicht nicht so sehr ins Gewicht. Aber das Geld fehle dann nachher für Vereine, Kindergärten und anderes.