Sigmund Vögtle ärgert sich. Beim "Käfig", dem eingezäunten Kleinspielfeld, sind die Tornetze abgerissen. Kicker jeden Alters haben Zutritt, obwohl die Anlage gesperrt ist. Die Spielfeldabgrenzung ist demoliert, das Füllmaterial auf der Anlage verstreut. Auch auf der Leichtathletikanlage wird spätabends Fußball gespielt. Die Schilder der Stadt sind vergeblich. Foto: Wursthorn

Jugendliche nutzen gesperrten "Käfig" bis spätabends als Treffpunkt. Zerstörung nimmt zu.

Hüfingen - Die Szene ist schon komisch. Drei Buben, einer mit dem Ball unter dem Arm, klettern in den Käfig, wie das umrandete Kleinspielfeld im hinteren Bereich des Hüfinger Schulgeländes genannt wird. Der Vordermann hebt das Tornetz an und alle schlüpfen durch den schmalen Durchlass.

Direkt daneben steht Sigmund Vögtle. Gerade eben hat der SPD-Gemeinderat erklärt, warum der eigentlich gesperrte Käfig gerade Nachbarn so viel Verdruss macht. Das Hinweisschild der Stadt liegt im Dreck, und der geöffnete Tornetzvorhang gibt nur deshalb verbotenen Zugang auf die Kunstrasenfläche, weil das Netz aufgeschnitten wurde.

Haufenweise Zigarettenkippen und leere Flaschen

Weder die etwa Zehnjährigen kümmern sich nicht um die Regeln, noch die deutlich Älteren. Vögtle trägt die Klagen von Anwohnern weiter. Insbesondere von der Lucian-Reich-Straße her hört man die lauten Schläge, wenn der Ball gegen die Bande gedroschen wird. Nahezu jeden Abend sei dies der Fall – bis Einbruch der Dunkelheit. Aber nicht nur ums Kicken gehe es bis spätabends, sondern auch um einen Jugendtreff, bei dem geraucht und getrunken wird. Haufenweise Zigarettenkippen und leere Flaschen müssten morgens eingesammelt werden, bevor der Schulunterricht funktionieren könne, hat Vögtle von Lehrkräften gehört. Er fügt an, dass vor einigen Jahren Rektor Franz Dury im Gemeinderat angeregt hatte, das ganze Areal einzuzäunen. Der Gemeinderat lehnte damals ab, Vögtle steht auch weiter hinter dieser Entscheidung. "Die Sportanlage muss öffentlich zugänglich bleiben", versichert er.

Gleichwohl habe das Maß an Zerstörung zugenommen. Sichtbar ist das am Kleinspielfeld selbst. Orangefarbene Brocken, die aus der Entfernung wie weggeworfene Lebensmittel aussehen, sind Styroporschnipsel, die aus den Banden gepuhlt wurden. Ein paar Meter weiter, auf der Tartanbahn der ebenfalls gesperrten Leichtathletikanlage, droht noch größerer Schaden. Regelmäßig werden Tore oder Absperrgitter über den Wettkampfboden gezogen: ohne Rücksicht auf die Spuren.

"Hier fehlt einfach eine Aufsicht", poltert der Gemeinderat und sieht neben der Polizei die Stadt in der Pflicht. Und überhaupt fehle es der Stadt an Freizeitsportanlagen, deren Nutzung keine Nachbarschaftskonflikte nach sich ziehe. Gut zu sehen sei das auf dem Gelände des Fußballclubs. Vögtle, der sich seit fünf Jahren als ehrenamtlicher Platzwart engagiert, sieht oft Jugendliche kicken, die nicht dem Verein angehören. Die Pflege des Geländes, insbesondere der drei Fußballplätze, obliege wiederum dem FC Hüfingen.

Stadt stellt Strafanzeige

Vor wenigen Wochen stellte die Stadt Hüfingen wegen der Zerstörungen am "Käfig" Strafanzeige und sperrte die Anlage, die nach dem Corona-Lockdown erst ein paar Wochen zuvor wieder in Betrieb genommen wurde. Einen Mangel an Aufsicht gebe es nicht, sagt Hauptamtsleiter Horst Vetter. Es werde kontrolliert, aber man könne nicht "Tag und Nacht hinstehen". Zu den Kontrollgängen des Gemeindevollzugsmitarbeiters gehöre auch die Schule. "Er kommt dort auch abends vorbei", ergänzt Vetter. Zudem habe die Stadt im Sommer einen privaten Sicherheitsdienst beauftragt, der insbesondere den Riedsee im Auge hat. "Die haben eine Liste mit Objekten, nach denen sie schauen sollen", so Vetter. Das Schulgelände gehöre dazu.

Es gebe genügend Bolzplätze in der Stadt, reicht Vetter Vögtles Kritik zurück. Der Spielplatz "Schari", mitten in der Stadt gelegen, verfüge auch über ein Fußballfeld. Das sei beliebt, aber Belegungsengpässe seien ihm noch nie untergekommen.

Allenthalben werde die Polizei im Sommer zu Ruhestörungen gerufen, sagt der Donaueschinger Revierleiter Thomas Knörr. "Werden wir angefordert, dann kommen wir auch." Empfehlenswert sei, dabei die Notrufnummer 110 zu wählen. Wegen des großen Zuständigkeitsgebiets seien Streifenfahrten nicht das Mittel, die Ärgernisse zu unterbinden. Oftmals sieht man die Probleme auch vom Fahrzeug aus gar nicht. Wie in Hüfingen, wo das Kleinspielfeld am hinteren Ende des Schulcampus liegt.