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Soziales: Kinder und Jugendliche ganztags betreut / Rückkehr zu Familien nicht möglich / Unterricht in Einrichtung selbst

Auf den ersten Blick scheint alles wie immer: Viele Kinder und Jugendliche tummeln sich im großen Garten.

Hüfingen-Behla. Manche spielen mit einem Erzieher Fußball, andere "Platte", zwei schaukeln und einige Mädchen knüpfen mit einer Erzieherin Armbänder. Eigentlich ein ganz normaler Nachmittag bei schönem Wetter im Garten. Aber der Schein trügt!

Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass sich sehr viel geändert hat. Die Jugendhilfeeinrichtung in Behla betreut im Haupthaus 16 Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis 16 Jahren. Dazu kommen noch einmal acht Jungen und Mädchen in der Außenstelle in Bad Dürrheim-Biesingen. Aufgrund von aktuellen Familienkrisen leben die Kinder und Jugendliche im Heim. Von daher ist eine Unterbringung in der Herkunftsfamilie während der derzeitigen Corona-Krise ausgeschlossen.

Sie alle besuchen die unterschiedlichsten Schulen und müssen jetzt am Vormittag unterrichtet werden. Dies geschieht in verschiedenen Lerngruppen. In der Regel würden sie zu viert mit einem Erwachsenen zusammensitzen. Schon alleine diese Situation sei eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Nachdem angekündigt wurde, dass die Schulen schließen, hat sich die Heimleitung mit der Erziehungsleitung und den Gruppenleitern getroffen, um eine sinnvolle und befriedigende Lösung zu finden.

Nicht nur der Betreuungsaufwand habe sich immens erhöht, sondern auch die Anforderungen an die Erzieher, die Kinder und Jugendlichen in dieser Krise aufzufangen. So gelte es, Hygienevorschriften einzuführen und zu überprüfen, sowie die persönlichen Ängste und Heimwehgefühle der Kinder zu begleiten und immer wieder die Motivation für schulische Inhalte aufrecht zu halten. Die festen Lerngruppen mit immer der gleichen Bezugsperson haben sich laut Kinderhaus bewährt. Alle Beteiligten hätten sich auf diese Situation eingestellt. Eine angehende Grundschullehrerin konnte zusätzlich zur Unterstützung eingestellt werden.

Manche Kinder und Jugendliche fahren im Normalfall regelmäßig nach Hause, zu ihren Eltern, zu einem Elternteil oder den Großeltern. Diese Heimfahrten sind aufgrund der "Corona-Gefahr" derzeit nicht möglich. Das heißt für diese Jungen und Mädchen, dass sie für einen längeren Zeitraum ihre Angehörigen nicht treffen können. Heimleiter und Geschäftsführer Klemens Krause-Sittnick und seine Mitarbeiter sind stolz auf ihre Zöglinge, weil sie ausnahmslos verständnisvoll mit der schwierigen Situation umgehen würden. Auch die Eltern und Angehörigen würden sehr viel Verständnis mitbringen und diese Situation mittragen. "Das ist keine Selbstverständlichkeit", sagt Klemens Krause-Sittnick.

Der Geschäftsführer betont ausdrücklich die herausragende Bereitschaft aller Mitarbeiter, die ihren Teil dazu beitragen, dass diese Krise im Kinderhaus am Buchberg bewältigt werden kann. Hilfreich sei die Entscheidung, dass der Tag eine feste Struktur erhält. Frühstück um 7.30 Uhr, Lernzeit von 8.30 bis 12.30 Uhr, 13 Uhr Mittagessen und anschließend Mittagsruhe. Ab 14 Uhr finden, sofern das Wetter es zu lässt, Angebote ausschließlich im Garten statt. Sehr beliebt ist derzeit das Kletterangebot mit Hochseilelement. Außerdem wird in verschiedenen Kreativ AGs gemalt, gebastelt, gebaut und geschnitzt. Um 18 Uhr gibt es Abendessen und anschließend ein gemütliches Abendprogramm mit Gemeinschaftsspielen, Computer oder Fernsehen. Zur Freude der Kinder und Jugendlichen wurden diesbezüglich die eigentlich sehr strengen Regeln etwas gelockert.

Das überwiegend gute Wetter in den vergangenen zwei Wochen habe wesentlich zur immer noch guten Stimmung im Kinderhaus beigetragen. "Hoffen wir, dass es so weiter geht", sagt Krause-Sittnick.

Die Kinderhaus am Buchberg gGmbH mit Sitz in Hüfingen-Behla bietet seit der Nachkriegszeit, also seit über 70 Jahren, Kindern und Jugendlichen individuelle und differenzierte Formen von Erziehungshilfe. Die Betreibergesellschaft, eine gemeinnützige und mildtätige GmbH, steht als Partner den Jugend- und Sozialämtern zur Verfügung, um Kinder, die aktuell nicht in ihren Familien bleiben können, unterbringen zu können. Ein vielfältiges pädagogisches Angebot ermöglicht Kindern und Jugendlichen Qualifizierung und eröffnet ihnen Perspektiven zur Rückführung in die Herkunftsfamilie oder hilft ihnen dauerhaft auf dem Weg in die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung.

Das Kinderhaus am Buchberg mit seinen Wohngruppen in Hüfingen-Behla und Bad Dürrheim-Biesingen bilden eigenen Angaben zufolge überschaubare Lebensgemeinschaften mit stabilen, emotionalen Beziehungen. Die Bezugspersonen der Gruppen und Wohnprojekte engagieren sich langfristig und gewährleisten eine kontinuierliche und zielgerichtete Erziehung. Am Anfang steht das Vertrauen, das bei jedem Kind behutsam und individuell aufgebaut wird. Die überkonfessionelle Arbeit des Kinderhauses am Buchberg zielt darauf ab, Normen und Werte zu leben, die Grundbedingungen für ein soziales Miteinander sind. Im Jahre 1992 zog die Einrichtung von Blumberg nach Behla, wo sie auch heute noch zu finden ist. Heimleiter und Geschäftsführer ist Klemens Krause-Sittnick. Aktuell werden im Haupthaus in Behla 16 Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis 16 Jahre betreut, in der Außenstelle in Biesingen sind es im Moment noch weitere acht Kinder und Jugendliche. Das Kinderhaus ist assoziiertes Mitglied des Diözesan-Caritasverbandes der Erzdiözese Freiburg.