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Bildung: Betreuungssituation hat sich scheinbar entspannt / In der Kernstadt aber sind beide Einrichtungen voll

Die Situation in den Hüfinger Kindergärten hat sich scheinbar etwas entspannt. Vor gut einem Jahr verkündete Hauptamtsleiter Horst Vetter noch, dass die Zahl der Plätze in Zukunft nicht ausreichen werde und zum Kindergartenjahr 2021/22 Bedarf auf 357 Plätze steige, Hüfingen aber insgesamt nur 329 Kindergartenplätze anbieten könne.

Hüfingen (jak). Die Zahl der Kindergartenplätze hat sich innerhalb der vergangenen zwölf Monate zwar nicht verändert. Allerdings spricht Vetter nun für das nächste Kindergartenjahr nur noch von 314 Kindern. Somit würden sogar 15 Plätze Reserve bleiben. "Der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für U3-Kinder kann voraussichtlich sowohl im Kindergartenjahr 2020/21 wie auch in den weiteren beiden Jahren des Planungszeitraumes erfüllt werden", erklärt der Hüfinger Hauptamtsleiter.

Doch zwischen Kernstadt und Ortsteilen bietet sich ein recht unterschiedliches Bild. Die beiden Einrichtungen – Luise-Scheppler-Kindergarten und St. Verena – sind voll. Beide Einrichtungen haben zusammen 190 Plätze. Doch schon im laufenden Kindergartenjahr liegt der Bedarf bei 207 Plätzen und das ändert sich auch in den nächsten Jahren nicht: Im Kindergartenjahr 2021/22 liegt der Bedarf voraussichtlich bei 199 Plätzen und im 2022/23 bei 202 Plätzen. "Die fehlenden Plätze können allerdings in den Ortsteilen abgefangen werden", erklärt Horst Vetter. Engpässe werden auch nicht zum Ende des Jahres erwartet, sondern zu den Sommerferien hin, wenn die zukünftigen Erstklässler noch in der Einrichtung sind, aber Eltern ihre Dreijährigen schon im Juni bringen wollen. "Es geht um ein paar Monate. Es kann sein, dass man dann halt sein Kind erst zum 1. August bringen kann", so der Hauptamtsleiter.

Es bestünde aber jederzeit die Möglichkeit, sein Kind in eine der Ortsteil-Einrichtungen zu bringen. Allerdings nicht in Mundelfingen, dort gebe es keine freien Plätze mehr. Und auch nicht in Hausen vor Wald – der Kindergarten wurde geschlossen. Und in Sumpfohren werden in der Krippe unter Dreijährige betreut. Aber in Fürstenberg sind zehn Plätze frei und der zentrale Orsteilkindergarten in Behla hat ebenfalls noch Kapazitäten: Dort gibt es 75 Plätze, die rechnerisch mindestens von 60 Kindern aus Ortsteilen (21 Hausen vor Wald, elf aus Sumpfohren und 28 aus Behla) belegt werden. Es bleiben somit 15 freie Plätze, die für Kinder aus der Kernstadt zur Verfügung stehen. "Es ist gut, dass wir uns in Behla einen Puffer geschaffen haben", erklärt Bürgermeister Michael Kollmeier. Mit dieser Einrichtung habe man alle Betreuungsangebote "näher" an die Ortsteile herangebracht. "Dass wir dort mit allen Gruppen an den Start gehen, war keine Selbstverständlichkeit", so der Bürgermeister. Schließlich hatte es im Vorfeld reichlich Diskussionen gegeben.

CDU: "Die Situation in der Kernstadt wird sich verschärfen", sagt CDU-Stadtrat Harald Weh. Durch Zuzug werde die Zahl der Kinder wieder steigen und auch der veränderte Einschulungstermin werde seine Auswirkungen zeigen. "Es müssen zwei weitere Gruppen geschaffen werden, um den Bedarf in der Kernstadt decken zu können", so Weh. Fraglich nur, ob durch einen kompletten Neubau oder durch einen Anbau an eine der beiden bestehenden Einrichtungen. "Im Hinblick auf die Finanzlage der Stadt wird es keine leichte Entscheidung sein."

SPD: Kerstin Skodell, Fraktionssprecherin der SPD, würde gerne die Qualität der Einrichtungen in den Fokus nehmen und die Sprachförderung ausbauen. Von Grundschullehrern werde ihr gespiegelt, dass in diesem Bereich Handlungsbedarf bestünde – und das auch bei deutschen Kindern. Die räumliche Situation in den Kindergärten sei wichtig. In St. Verena gebe es beispielsweise keinen Pausenraum mehr, weil alle Bereiche für die Betreuung genutzt werden müssen. Solche Kleinigkeiten wären oft ausschlaggebend, ob sich ein Bewerber für eine Einrichtung entscheidet. "Und Erzieher sind ja nicht einfach so auf der Straße zu finden."

FDP/FW: "Es ist nicht selbstverständlich, dass fast alle Kinder am Wohnort einen Kita-Platz haben", sagt FDP/FW-Fraktionssprecher Adolf Baumann. Hüfingen sei an einem kritischen Punkt. Wenn Eltern zurück in den Beruf wollen, sei das zeitlich gebunden und da wären zwei, drei Monate nicht zu überbrücken, um auf einen freien Kindergartenplatz zu warten. "Wir tragen das Problem in die Familien", sagt Baumann, der noch eine weitere Schwierigkeit sieht: "Jeden Monat werden zwei neue Häuser gebaut und da ziehen meist Familien ein. Wir aber planen mit dem Status quo." Seiner Meinung nach werden die Kinderzahlen in Hüfingen wieder ansteigen.

BFSO/Grüne: "Aus den Zahlen kann man eine Kindergarten-Erweiterung oder einen Neubau herauslesen", sagt BFSO/Grünen-Fraktionschef Peter Albert und hat auch gleich ein paar Ideen parat. Beispielsweise das freie Grundstück an der Friedenstraße.

Dafür gibt es bereits Gedankenspiele und eine Möglichkeit wäre, mit Modulbaueise verschiedene Nutzungen möglich zu machen. Und bei der Lucian-Reich-Schule habe sich die Container-Lösung während des Neubaus des Querbaus bewährt. So etwas sei ebenfalls denkbar. Genauso wie die Reaktivierung des Kindergartens in Hausen vor Wald oder ein Naturkindergarten unter freier Trägerschaft. "Das würde sicher von den Eltern auch gut angenommen."

Luise-Scheppler: Zum Jahresende sind 77 der insgesamt 90 Plätze für über Dreijährige belegt. Für die übrigen 13 Plätze würden bereits weitere Anmeldungen für das restliche Kindergartenjahr vorliegen. St. Verena: Zum Jahresende sind 87 der 100 Plätze belegt. Doch es gibt schon so viele Anmeldungen, dass fünf Kinder nach aktueller Lage für diese Einrichtung auf einer Warteliste stehen und wohl auch nicht bis zum Ende des Kindergartenjahres 2020/21 berücksichtigt werden. Behla: Mit der Einrichtung des zentralen Ortsteilkindergartens in Behla ist es laut Hauptamtsleiter Horst Vetter gelungen, einen wichtigen Baustein für ein zeitgemäßes Betreuungskonzept in Hüfingen umzusetzen. Von Beginn an hätten Anmeldungen für alle Angebotsformen vorgelegen. Das sei ein Beweis dafür, dass man sich auf dem richtigen Weg befinde. Die Einrichtung wird laut Vetter außerdem von Kindern aller Ortsteile und auch aus der Kernstadt besucht. Mundelfingen: Der Ortsteil verzeichnete in den vergangenen Jahren immer wieder Jahrgänge mit hohen Geburtenzahlen. "Dies führte dazu, dass der Platzbedarf für Mundelfinger Kinder nicht mehr mit einer eingruppigen Einrichtung im Stadtteil selbst gedeckt werden konnte", sagt Vetter. Es sei auch weiterhin eine Kleingruppe erforderlich. Sumpfohren/Hausen vor Wald: In beiden Ortsteilen wurden die Kindergärten stillgelegt. In Sumpfohren gibt es allerdings eine Krippengruppe, die als Außenstelle von Behla gilt. Fürstenberg: In Fürstenberg wird die Zahl der vorhandenen Plätze nicht erreicht. Es bleibt stets ein freier Puffer von mindestens zehn Plätzen je Kindergartenjahr. Gesamtstädtisch betrachtet, könne auf die 25 Plätze derzeit aber nicht verzichtet werden.