Fronleichnam 2018 in Hüfingen mit eindrucksvollem Blumenteppich: Die Prozession am frühen Morgen durch die Hauptstraße bildete den Höhepunkt des "Herrgottstages".Archivfotos: Sigwart Foto: Schwarzwälder Bote

Fronleichnam: Lange Hüfinger Tradition muss dieses Jahr wegen Corona ausfallen / Erste Komplettabsage seit 1945

Das hat es seit Ende des Zweiten Weltkrieges in Hüfingen nicht mehr gegeben: Wegen der Corona-Krise wurde in der Bregstadt das Fronleichnamsfest mit den Blumenteppichen komplett abgesagt.

Hüfingen. Weder einen großen, 450 Meter langen, noch einen kleinen, vor den Stationsaltären ausgelegten Blütenteppich wird es in diesem Jahr geben, noch nicht einmal eine Prozession durch Hüfingens Hauptstraße. "Eine solche Komplett-Absage gab es in der über knapp 180-jährigen Blumenteppich-Geschichte zuletzt 1945", erinnert sich Hüfingens Kirchengeschichtskenner Otto Böhm.

Wegen Corona wird daher auch dieses Jahr als einmaliges, geschichtsträchtiges Ereignis in die Chronik eingehen. "Seit 1946 gab es zumindest jedes Jahr eine Prozession", erzählt Otto Böhm. Einzig 1962 oder ’63 sei die außergewöhnliche Situation eingetreten, dass es vier Tage vor Fronleichnam nochmals so kräftig geschneit habe, dass zumindest die Blumenteppiche nicht gelegt werden konnten. "Aber ansonsten hat es seither zumindest kleine Teppiche vor den vier Stationsaltären gegeben", erinnert sich Böhm.

Und auch während des Ersten und Zweiten Weltkrieges haben die Hüfinger – eben mit Ausnahme von 1945 – immer ihren Herrgottstag gefeiert. Wenn auch zum Beispiel 1943 die Hauptstraße aus Kriegsstrategie-Gründen nicht blockiert werden durfte und die Blumenteppiche und somit der Prozessionsweg durch Hüfingens Hinterstadt ging.

Kurze Feier um 10.30 Uhr

Da zurzeit jedoch ein striktes Prozessionsverbot herrscht, wird Fronleichnam in der Bregstadt dieses Jahr wesentlich nüchterner und einfacher begangen: Um 10.30 Uhr gibt es nur einen kurzen und einfachen Gemeinde-Gottesdienst ohne Eucharistiefeier in der Stadtkirche, der unter strengen Corona-Auflagen abgehalten wird. Dabei wird ein Empfangs- und Ordnungsdienst darauf achten, dass beim Betreten und Verlassen der Kirche ein Mund-Nasen-Schutz getragen, zwei Meter Sicherheitsabstand zu fremden Familien eingehalten wird sowie jede zweite Bankreihe in der Kirche unbesetzt bleibt.

Damit Fronleichnam wenigstens nicht ganz ohne Blumenteppich stattfindet, wird es vor dem Haupteingang der Kirche eine kleine Besonderheit geben.

Mini-Blütenbild entsteht

Es wird eine leere Blumenteppich-Schablone ausgelegt, in die die Kirchenbesucher ihre mitgebrachten Blüten als Mini-Teppich ablegen können.

Der Brauch des Blumenteppich-Legens an Fronleichnam geht auf eine Aktion des Hüfinger Bildhauers Franz Xaver Reich zurück, der im Jahr 1841 auf einer Studienreise im italienischen Portici und Resina unweit von Neapel dort von dem Brauch des Blumen-Auslegens auf den Straßen schwer beeindruckt war.

Anfänge am 8. Mai 1842

Am "Herrgottstag" des 8. Mai 1842 legte er nach italienischem Vorbild vor seinem Elternhaus in der Hauptstraße 5 den ersten Hüfinger Blumenteppich. Diese Aktion fand bei den Einwohnern so großen Anklang, dass in den kommenden Jahren immer mehr Anlieger einen farbenprächtigen Blütenteppich auslegten. Bis 1915 wurde der Blütenteppich in der Hauptstraße unmittelbar nach dem Fronleichnams-Festgottesdienst wieder weggeräumt. Auf besonderen Wunsch des damaligen Stadtpfarrers Johann Nepomuk Schatz hin ließen die Hüfinger im Jahr 1916 die Blüten erstmals bis in den Nachmittag hinein liegen, damit auch Auswärtige, beispielsweise auch das Donaueschinger Fürstenhaus, die Gelegenheit hatten, sich an dem einmaligen Volksbrauch zu erfreuen. Zu welch großem Stellenwert auch weit über Süddeutschland hinaus sich der Hüfinger Blumenteppich dann entwickelte, sieht man auch an der Tatsache, dass beispielsweise 1955 der Päpstliche Nuntius Bischof Aloysius Munch extra aus der damaligen Hauptstadt Bonn zur Fronleichnams-Prozession nach Hüfingen anreiste.

Das Fronleichnamsfest ist ein Hochfest im Kirchenjahr der katholischen Kirche, mit dem die Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert wird. Die Bezeichnung Fronleichnam leitet sich vom mittelhochdeutschen Begriff "Vrone Licham" ab, was übersetzt "der Leib des Herrn" bedeutet. Das Fest wird immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten beziehungsweise am 60. Tag nach dem Ostersonntag gefeiert. Ein Feiertag ist Fronleichnam nur in katholischen Bundesländern. Der Termin fällt frühestens auf den 21. Mai und spätestens auf den 24. Juni. Dieser schwankende Termin und die Frage, ob auf den Wiesen der Baar dann genügend Wildblumen blühen, ist der Grund dafür, dass es nicht immer einen großen, 450 Meter langen Blumenteppich durch die Hüfinger Hauptstraße gibt.