Mit Hilfe einer ausgelegten Schablone vor dem Haupteingang der Stadtkirche St. Verena legen die Hüfinger am Fronleichnamsfest trotz Corona-Ausnahmesituation einen Blumenteppich in Kleinformat. Foto: Sigwart

Ohne kleinen Teppich geht es einfach nicht. Leere Schablone vor Kirche wird mit Wiesenblüten gefüllt.

Hüfingen - Ganz ohne bunten Blumenteppich feiern konnten die Hüfinger trotz Corona-Krise ihr Fronleichnamsfest doch nicht. Unter strengen Hygiene-Regeln fand am Vormittag in der Stadtkirche St. Verena unter der Leitung von Stadtpfarrer Manuel Grimm ein Gemeinde-Gottesdienst statt, der auch eine "Freiluft"-Verlängerung bis hinters Pfarrheim in den Pfarrgarten hatte.

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Eine vor dem Kircheneingang platzierte anfangs leere Blumenteppich-Schablone wurde von den Kirchenbesuchern – insbesondere von den ganz jungen und deren Eltern – mit zuvor gesammelten Wiesenblüten eifrig aufgefüllt. Auch im Kircheninnern hatten es sich die Gemeinde-Verantwortlichen im Vorfeld nicht nehmen lassen, vor dem Zelebrationsaltar einen schönen Blütenteppich mit buntem Herzmotiv zu legen.

Eine Prozession fand erstmals seit Ende des zweiten Weltkrieges nicht statt

So schafften es die Bregstädter trotz aller strengen Auflagen auch anno 2020 zumindest ein klein wenig ihrer Traditionen treu zu bleiben, den "Herrgottstag" – wie das Fronleichnamsfest in Hüfingen genannt wird – mit einem kleinen Blumenteppich zu feiern. Eine Prozession durch die Hauptstraße fand hingegen erstmals seit Ende des Zweiten Weltkriegs wegen Behördenverbots nicht statt.

Die Tradition des Blumenteppich-Legens an Fronleichnam gibt es in Hüfingen schon seit knapp 180 Jahren. Sie geht auf eine Aktion des Hüfinger Bildhauers Franz Xaver Reich zurück, der die Tradition nach einer Studienreise nach Italien initiierte, nachdem er von dem Brauch des Blumen-Auslegens auf den Straßen schwer beeindruckt war.

Bis 1915 wurde der Blütenteppich in der Hauptstraße unmittelbar nach dem Fronleichnams-Festgottesdienst am Vormittag wieder weggeräumt. Auf Wunsch des damaligen Stadtpfarrers Johann Nepomuk Schatz ließen die Hüfinger 1916 die Blüten erstmals bis in den Nachmittag hinein liegen. Und auch gestern luden die Hüfinger mit den beiden Corona-Mini-Ausgaben des Blumenteppichs den ganzen Tag über ein.